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Wiederaufbau:Möglichst viel Geld soll noch vor Weihnachten fließen

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inisterin Ina Scharrenbach besuchte Meckenheim: Schießmeister Michael Hilbig erklärte ihr, dass sich im Schützenhaus schon Schimmel gebildet hat, da es keine Trockner gibt.

Meckenheim/Rheinbach – Beeindruckt zeigte sich die nordrhein-westfälische Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) bei ihrem Besuch in Rheinbach und Meckenheim vom Fortschritt, den die beiden Kommunen bei der Aufarbeitung der Starkregenkatastrophe vom 14. und 15. Juli bereits gemacht haben. „Der Wiederaufbau der kommunalen Infrastruktur ist auf einem guten Weg – aber viel wichtiger ist es, dass wir uns um die Verletzungen im Inneren der betroffenen Menschen kümmern, doch das dauert länger“, wusste die Ministerin. Zugleich versprach sie auf Anregung von Meckenheims Bürgermeister Holger Jung (CDU), dass noch vor Weihnachten möglichst viele Anträge auf staatliche Wiederaufbauhilfe genehmigt und ausgezahlt würden. „Das wäre ein wichtiges und positives Zeichen in dieser für viele Betroffenen schweren Zeit“, hatte Jung argumentiert.

Wichtiges Zeichen vor Weihnachten

Der Wiederaufbau bleibe eine große Herausforderung, bestätigte die Ministerin. Mittlerweile gebe es 9000 Anträge, von denen 60 Prozent bereits in Bearbeitung seien und 40 Millionen Euro in der Bewilligungsphase. Sie vermutete, dass zwischen den Jahren und im Januar noch einmal ein großer Schwung an Anträgen beim Heimatsministerium eingehe, wenn die Flutopfer etwas mehr Zeit hätten für den „Papierkram“.

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In Rheinbach informierte sich die Ministerin im Fluthilfebüro von Maltesern und DRK auf der Hauptstraße über die Arbeit dort.

Standorte müssen genau geprüft werden

Bei jedem öffentlichen wie auch privaten Wiederaufbau-Projekt müsse jedoch genau geprüft werden, ob am bisherigen Standort festgehalten werde könne oder nach einer Alternative gesucht werden müsse. Außerdem müsse der Hochwasserschutz bei sehr vielen Vorhaben deutlich verbessert werden, sonst drohe die Gefahr einer Wiederholung der Katastrophe bei einem ähnlichen Starkregenereignis. Deshalb dürfe auch nicht die pure Schnelligkeit des Wiederaufbaus im Vordergrund stehen, ein sorgfältiges Abwägen aller Optionen sei ebenso wichtig, insbesondere und den Gesichtspunkt der Notwendigkeit einer besseren Hochwasservorsorge.

500 Haushalte und 100 Betriebe waren betroffen

Allein in Meckenheim seien 500 Haushalte und 100 Betriebe von den Fluten getroffen worden, wusste Bürgermeister Jung. Sie alle hätten eine Soforthilfe erhalten, „das ist in der Kürze der Zeit super gelaufen.“ Bei der Auszahlung der staatlichen Wiederaufbauhilfe klemme es jedoch ein wenig, wie er aus Gesprächen mit zahlreichen Betroffenen erfahren habe. Das bestätigte auch Axel Rottländer, der Projektleiter der Malteser Fluthilfe NRW, beim Gespräch mit der Ministerin im Fluthilfebüro von Maltesern und DRK in der Rheinbacher Hauptstraße. Denn da wurde deutlich, dass es zwischen den Hilfsorganisationen und der Landesregierung in Sachen Wiederaufbauhilfen noch Klärungsbedarf gibt. Die Hilfsorganisationen sollten jedenfalls nicht auf den staatlichen Bescheid zu einem Wiederaufbauantrag warten, bis sie ihre Spenden an die Flutopfer auszahlen, machte die Ministerin klar: „Sie können auch ohne den Staatsbescheid arbeiten.“

Fluthilfebüro wird gut angenommen

Das am 11. November eröffnete Fluthilfebüro werde jedenfalls hervorragend angenommen, bestätigte dessen Leiterin Elke Friedrich von den Maltesern, die das Büro gemeinsam mit Verena Hemmerling vom DRK besetzt. „Vom ersten Tag an haben wir hier Betrieb, was auch der hervorragenden Lage mitten in der Kernstadt zu verdanken ist“, erklärte sie der Ministerin. Häufig gehe es um das Ausfüllen verschiedener Anträge, bei denen die Betroffenen aufgrund der Komplexität nicht recht weiter wüssten. Darüber hinaus werde aber auch das Netzwerk zwischen den verschiedenen Hilfsorganisationen enger geknüpft, um parallele Strukturen zu vermeiden und den Bürgern immer den richtigen Ansprechpartner zu vermitteln. Allerdings wünschte sich Friedrich, dass die Mitarbeiter des Infotelefons der Landesregierung besser geschult würden, denn mitunter würden dort falsche Aussagen getätigt, die die Betroffenen bei diesem komplexen Thema sehr verunsicherten. Die Ministerin versprach, sich darum zu kümmern.

Die Hilfsorganisationen redeten bereits viel miteinander, bestätigte Frank Malotki, geschäftsführender Vorstand des DRK-Kreisverbandes Rhein-Sieg, denn viele Lösungen und Vorgehensweisen müssten in dieser Ausnahmesituation erst gemeinsam entwickelt werden. Künftig sollen auch die ehrenamtlichen Mitglieder der Malteser und des DRK in das Hilfsangebot mit einbezogen werden, „und wenn nötig wird auch das hauptamtliche Personal aufgestockt“, machte Alexander Schott, der Fluthilfekoordinator der Malteser im Erzbistum Köln, klar, dass man flexibel auf die Nachfrage reagieren könne.

Die Stadt Meckenheim ist derweil damit beschäftigt, zwei Grundschulgebäude und vier Sporthallen sowie einen Kindergarten, die ein Opfer der Fluten wurden, zu sanieren. Insgesamt belaufe sich der Schaden an der städtischen Infrastruktur auf rund 11 Millionen Euro, erklärte der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt. Mittlerweile habe die Stadt eine Starkregengefahrenkarte in Auftrag gegeben, eine Begehung der Gewässerbereiche habe stattgefunden und ein Maßnahmenkatalog für deren Wiederherstellung werde erarbeitet. Der Wiederaufbauplan für die kommunalen Gebäude in Meckenheim sei noch Arbeit, weil noch einige Gutachten ausstünden und auch die Preisentwicklung im Bausektor abgewartet werde. Die beiden Grundschulen und die Turnhallen sollen am bisherigen Standort wieder aufgebaut werden, allerdings mit einem besseren Schutz vor stark Regen und Hochwasser. Ob allerdings die Kita „Villa Regenbogen“ an ihren bisherigen Standort bleiben kann, sei noch nicht entschieden. Das gehe nur, wenn dort ein ausreichender Hochwasserschutz möglich sei. „Sie bekommen auf jeden Fall ein Budget zum Arbeiten“, versprach die Ministerin.

Meckenheimer Schützen warten auch auf Geld

Auf rund 670.000 Euro belaufen sich die Schäden am Meckenheimer Schützenheim, erläuterte Matthias Klemmer, der Präsident der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft, der Ministerin bei ihrem Besuch. Deshalb habe die Bruderschaft auch einen Antrag auf Wiederaufbauhilfe in Höhe von 550.000 Euro gestellt und warte auf dessen zügige Genehmigung. Zumal die Schützenhalle nicht nur für die Bruderschaft, sondern für das Meckenheimer Vereinsleben insgesamt von großer Bedeutung sei, denn viele Meckenheimer Vereine und Privatpersonen richteten dort ihre Feierlichkeiten aus.