Mit Fragen waren rund 20 Meckenheimer zur städtischen Informationsveranstaltung in den Ratssaal gekommen.
Gegner geben sich nicht zu erkennenDebatte um Waldkindergarten in Meckenheim
Inwieweit wird der Bring- und Abholbetrieb des in Nähe des Tennis-Clubs geplanten Waldkindergartens die Anwohner stören? Wie ist der Zulieferverkehr geregelt und wo werden die Angestellten parken und die Kinder auf die Toilette gehen? Mit Fragen waren rund 20 Meckenheimer zur städtischen Informationsveranstaltung in den Ratssaal gekommen.
Die Veranstaltung war aufgrund der Kontroversen anberaumt worden, welche die Pläne für die neue Waldkiga, die ab August starten soll, vor allem in der unmittelbaren Nachbarschaft ausgelöst hat. Anwohner des benachbarten Elserwegs etwa befürchteten, dass ihre verkehrsberuhigte Straße zugeparkt werden und in den Morgen- und Nachmittagsstunden von den Eltern als Durchfahrt missbraucht werden könnte: „Wenn jemand ordentlich im Zeitdruck ist, nimmt er den kürzesten Weg, - und der führt durch den Elserweg.“ Die Bürger fragten: „Müssen nicht auch Rechte der Anwohner berücksichtigt werden?“
In der naturpädagogischen Kindertagesstätte sollen in Zukunft rund 20 Kinder im Alter von zwei Jahren bis zur Einschulung überwiegend draußen spielen. Die wöchentliche Betreuungszeit beträgt 35 Stunden, die Betriebszeiten liegen montags bis freitags zwischen 7.30 und 14.30 Uhr. Trägerin des Natur- und Waldkindergartens ist eine Elterninitiative, von der am Abend Gründungsmitglied Karin Staab anwesend war. Die Kinder- und Familientherapeutin mit Praxis in Rheinbach berät und unterstützt den Verein in pädagogischen Belangen. Das Konzept sieht vor, dass die Kinder sich den ganzen Tag draußen aufhalten und Natur erleben. Der Bauwagen seials Schutz bei allzu unwirtlichem Wetter gedacht und halte auch Toiletten vor, erklärte Meckenheims Erster Beigeordnete Hans Dieter Wirtz besorgten Bürgern, die Verschmutzung befürchteten.
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Der Lieferverkehr zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur der Einrichtung erfolge nicht über den Elserweg, wurde auf Nachfrage versichert, sondern über die Straße an den Tennisplätzen. Wasser zum Händewaschen werde in Kanistern zum Bauwagen transportiert. Zwei Pkw-Stellplätze seien angemietet und würden auf dem Parkplatz bei den Sportplätzen vorgehalten. Von dort würden die Kinder in Gruppen zum Bauwagen gebracht. Das Verkehrskonzept sei abgesprochen und auch die Frage der Zufahrten sei in der Baugenehmigung geregelt: „Der Betrieb soll möglichst störungsfrei sein.“ Gemeinsam mit Stadtplanerin Waltraud Leersch stellte sich der Dezernent den Fragen der Anwohner, von denen ein Großteil aus dem Elserweg stammte. Er erläuterte das Konzept und die Wahl des Standortes, dessen Sinnhaftigkeit von den Anwesenden zunächst angezweifelt wurde. Von Vorteil sei das am Standort Jungholzheide bereits vorhandene Baurecht: Der Bauwagen soll auf einer gepflasterten und umzäunten Fläche aufgestellt werden. Solarzellen auf dem Dach sichern die Stromversorgung. Außerdem sei der Ort sowohl für Rettungswagen als auch für Feuerwehr anfahrbar.
Vertreter einer Bürgerinitiative hatten sich im Vorfeld schriftlich gegen die wohnortnahe Lage der Waldkiga sowie gegen die Pläne einer Bikerstrecke auf dem Gebiet ausgesprochen. Ein entsprechendes Schreiben hatten viele Anwohner in ihren Briefkästen gefunden. Es enthielt eine Aufforderung, die Informationen weiterzutragen und sich um einen alternativen Standort bei Bürgermeister Holger Jung und der Vertreterin des Wahlbezirks, Sabrina Gutsche, zu bemühen. Moniert wurde die Nähe des zukünftigen Kita-Areals zur Wohnbebauung: Das Gebiet liegt zwischen Elserweg und Tennisplätzen sowie südlich der Schulsportstätten und nördlich der Finnenbahn.
Der während des Kita-Betriebs zu erwartende Lärm um die 80 Dezibel entspreche dem Lärmpegel einer Autobahn und sei nicht hinnehmbar, ist zu lesen: „Es schafft unnötiges Konfliktpotential, den Waldkindergarten statt in die Natur direkt neben Wohnhäuser zu setzen.“ Angeführt werden in dem Brief außerdem Naturschutzgründe. Die Jungholzheide sei ein Pionierwald mit Tot- und Unterholz und nicht geeignet für spielende Kinder, die sowohl „die Natürlichkeit“ des für das Klima wertvollen Waldes als auch dort lebende Tiere stören würden. Die Ausführungen des Ersten Beigeordneten zeigten hingegen, dass es auf dem Gebiet nicht viel Unterholz gibt. Die Fläche sei nicht explizit als „Wald“ ausgeschrieben, hätte aber „waldähnlichen Charakter“, weswegen sie für einen Waldkindergarten in Frage käme. Leersch: „Die Naturschutzbehörde spricht keine Genehmigung für Flächen im Kottenforst aus.“
Von der Bürgerinitiative, die gegen die Pläne mobil macht, gab sich am Abend niemand im Raum zu erkennen. Von dem anonymen Brief der Kiga-Gegner grenzten sich hingegen zahlreiche Anwesende ab. „Das Schreiben ist eine Unverschämtheit“, fand eine Anwohnerin, die namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchte. Es werde nicht klar, wer hinter dahinterstecke, da der Wurfbrief nicht unterschrieben sei. Schade sei, dass „das Vertrauen in diese gute Sache“ fehle und nach dem Motto gehandelt werde: „Es soll etwas getan werden, nur nicht in meiner Nachbarschaft.“ Rafael Buttlies, der als sachkundiger Bürger für die SPD im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie sitzt, machte darauf aufmerksam, dass es angesichts von 200 fehlenden Betreuungsplätzen in der Stadt gut sei, wenn 20 neue Plätze geschaffen würden: „Ich befürworte das Projekt, das sind 20 sehr gute Plätze.“
Mit den Vertretern der Elterninitiative hätten viele Besucher gerne direkt gesprochen: „Es wäre schön gewesen, wenn offizielle Vertreter der Initiative anwesend wären.“ Wirtz stellte klar, dass sich die Träger nicht versteckt hätten, sondern auf Anraten der Verwaltung der Veranstaltung ferngeblieben seien: „Wir haben den Eltern gesagt, dass sei nicht nötig.“ Geplant sei eine Eröffnungsfeier, zu der sicherlich auch die Nachbarschaft einladen sei. Die Initiative sei sehr an einem friedlichen Miteinander interessiert. Aus diesem Grunde sei nicht zu erwarten, dass die Wohnstraße Elserweg als Durchfahrtstraße genutzt werde, betonte Wirtz. „Wir wollen mit Sicherheit keinen Ärger mit den Anwohnern haben“, bekräftigte Fachfrau Staab. Den Eltern sei es wichtig, die Menschen mit ihrer Pädagogik zu erreichen. „Wer sein Kind in einen Waldkindergarten gibt, steht hinter dem Konzept.“
Stadtplanerin Leersch machte darauf aufmerksam, dass die naturpädagogische Arbeitsweise der Kiga viel Bewegung vorsehe: „Es werden sich Gruppen bilden, so dass nicht jedes Kind einzeln gebracht wird.“ Geplant sei, dass der knapp 300 Meter lange Weg vom nordöstlich gelegenen Parkplatz am Sportplatz bis zum Bauwagen mit dem Nachwuchs zu Fuß zurückgelegt werde. „Das ist zu bewältigen und ich bin davon überzeugt, dass es funktionieren wird.“ Karin Staab ergänzte: „Das Thema ist sehr sensibel behandelt worden.“
Die Eltern seien in Vorgesprächen auf die vorgesehenen Park- und Haltemöglichkeiten am Sportplatz hingewiesen worden. Hans Dieter Wirtz plädierte, den Eltern einen Vertrauensvorschuss zu geben. Die Besucher stimmten ihm zu. Applaus erhielt Jugendamtsleiterin Anna Sitner für ihre abschließende Bitte: „Geben Sie unseren Kindern, unserer Zukunft, eine Chance.“ Michael Ginster, der Ansprechpartner des Naturschutzbunds der Kreisgruppe Bonn in Meckenheim ist, äußerte sich erfreut über den neuen Waldkindergarten. Es sei gut, dass die Kinder dort in einem engen Kontakt mit der Natur aufwüchsen.