Ein 21-Jähriger steht wegen räuberischer Erpressung eines Studenten vor Gericht. Der Vorfall ereignete sich am Rosenmontag in Sechtem.
Messerangriff in Sechtem21-Jähriger steht wegen räuberischer Erpressung vor Gericht
Ein Student (21) aus Euskirchen, der in seiner Heimatstadt Karneval gefeiert hatte, kam gegen 18.30 Uhr am Bahnhof an, weil er in dem Ort mit seiner Freundin verabredet war. Als er aus dem Nahverkehrszug stieg, hörte er Schreie, eine Stimme rief so etwas wie: „Was beleidigst du meine Mutter!?“, dann liefen einige Jugendliche davon.
Der Euskirchener hatte inzwischen sein Handy genommen, um seiner Freundin zu sagen, dass da sei, brachte aber kaum mehr als ein „Hallo“ heraus, denn plötzlich näherte sich ihm unweit der Treppe zur Bahnsteigunterführung ein junger Mann mit einem Messer in der rechten Hand. „Du gehörst dazu!“, schrie der aggressive Fremde, der ein Ganzkörperkostüm trug, und den Studenten vor sich hertrieb, die Waffe einen halben bis einen Meter von seinem Kopf entfernt. „Ich steche dich in den Hals“, drohte der Typ in dem hellgrauen Einteiler und wedelte mit dem Messer. Der 21-Jährige ging rückwärts vor ihm her, sagte, er gehöre „nicht dazu“, er sei auch gar nicht aus Sechtem. Mittlerweile hatten sie eine Gruppe von Leuten an der Treppe erreicht, der Bewaffnete drängte den anderen durch die Menge, niemand half. „Ich will 10 Euro, die mir gehören“, forderte er. Das Opfer gab ihm aus Angst die 50 Euro, die es in der Tasche hatte.
In der Zwischenzeit hatte die Freundin, beunruhigt durch das Telefongespräch, den Bahnhof erreicht, sah den Messermann und schrie ihn an; der lief sofort davon, warf das Messer weg und rannte auf den Bahnsteig Richtung Bonn, wo ihn kurz darauf die von Zeugen alarmierte Polizei zu Boden brachte und festnahm.
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Der 21-jährige Verdächtige muss sich seit Donnerstag vor der 7. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen schwerer räuberischer Erpressung verantworten. Gleich zu Beginn der Verhandlung legte er ein Geständnis ab. Danach war er am Morgen des Rosenmontags in Rheinbach in die Bahn gestiegen, hatte sich auf dem Weg zum Bahnhof einen Joint angezündet, dann 0,75 Liter Wodka getrunken, in Bonn kippte er mit drei Kumpeln zwei Flaschen Whiskey, nahm Kokain oder Amphetamin – so genau wusste er es nicht mehr - und ließ noch einen Mix aus Limonade und Kräuterschnaps folgen. Schließlich fuhr die Clique nach Köln und landete am frühen Abend in Sechtem, da hatte er noch fünf Euro im Poertemonnaie.
Als der Angeklagte seinen Lebenslauf erzählte, wurde klar, warum die Aggressionszündschnur bei ihm äußerst kurz ist: Nur in den ersten beiden Lebensjahren wuchs er bei den Eltern auf, dann kümmerte sich die Uroma um ihn, später wechselte er von einer Wohngruppe in die nächste, war rebellisch in der Schule, verließ die Klasse 9 der Hauptschule ohne Zeugnis und kann daher nur etwas lesen und schreiben. Die erste Zigarette rauchte er mit acht, den ersten Joint mit zwölf, ab 16 folgten Kokain und Alkohol. Er hat fünf Vorstrafen, vor allem wegen Körperverletzungen und Diebstählen, viermal kam er mit Arresten und Bewährungsstrafen davon, doch dann reichte es der Justiz, nach dem letzten Gewaltdelikt gab es 2020 keine Gnade mehr, er wurde für ein Jahr und neun Monate ins Gefängnis gesteckt. „Ich hätte einfach nur Eltern gebraucht, einen Vater, eine Mutter, die mir beistehen“, sagte er. Der Prozess wird fortgesetzt.