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Karneval als JungbrunnenMarita Köllner singt in Bornheimer Wohnstift

Lesezeit 3 Minuten
Marita Köllner alias Et Fussisch Julche bei einem Auftritt in Köln

Marita Köllner alias Et Fussisch Julche bei einem Auftritt in Köln

Das Kölner Dreigestirn und die Bonna mit Gefolge bieten Senioren im Bornheimer Wohnstift Beethoven im Februar eine Party als Jungbrunnen. Marita Köllner singt.

„Es war in Altenahr, wo ich den Neuen sah. Und nicht in Neuenahr, wo ich mit dem Alten war“, wenn Heinz-Otto Schmitz-Prange die Liedzeilen von Marita Köllner zitiert, wird ihm ganz warm ums kölsche Herz. Der inzwischen 86 Jahre alte Bankwirt und Bewohner des Wohnstifts Beethoven in Bornheim hat sich wieder alle Mühe gegeben, damit Köllner alias „Et fussich Julche“ am 6. Februar bei ihm Zuhause singt. Seit viereinhalb Jahren wohnt er im Stift, wo der Kölner Sänger Willi Ostermann angeblich schon vom Drachenfels aus den schönsten Altersruhesitz für Kölner gewähnt haben soll.

Köllner hat jedenfalls zugesagt und wird an jenem Dienstag im Wohnstift singen. „Dann wird das Haus beben“, verspricht Schmitz-Pranghe, als er mit der Kulturreferentin des Stifts, Klaudia Nebelin, den Programmzettel durchgeht, auf dem die Sängerin für 16.30 Uhr vermerkt ist.

Der Auftakt ist für 14.50 Uhr vorgesehen, wenn die Bewohner gegessen und ihr Nickerchen absolviert haben. Gleich um 15 Uhr sind „Strunz und Büggel“ an der Reihe, die weit über das Vorgebirge hinaus karnevalistische Bekanntheitsgrade erreicht haben. Einer von ihnen, Walter Lorenz, lebt auch im Beethoven und war am Nikolaustag schon verkleidet zu erleben, freilich als Heiliger Mann. Bei der Sitzung im Februar wird er wieder Strunz sein.

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Karneval im Wohnstift Beethoven in Bornheim mit Tenor Heinz-Otto Schmitz-Pranghe, Matthias Schumacher mit Mandoline und Gertrud Lange an der Gitarre

Karneval im Wohnstift Beethoven in Bornheim mit Tenor Heinz-Otto Schmitz-Pranghe, Matthias Schumacher mit Mandoline und Gertrud Lange an der Gitarre

Dem Duo folgt die Kindergruppe der „Hellige Knäächte un Mägde“, der ältesten Traditionstanzgruppe im Kölner Karneval. Bis Marita Köllner dann auftreten wird, sind die Roisdorfer Prinzessin sowie die Katholische Frauengemeinschaft an der Reihe, und vielleicht gibt es sogar eine Kostümprämierung.

Nach Marita Köllner wird Schmitz-Pranghe sicher ruhiger, weil es nicht um Köln geht. Dann ist Zeit für die „Bonna“ mit Gefolge. Die Poppelsdorfer Schlossmadämchen schließen sich an und sorgen mit kunterbuntem Theater dafür, dass das Kölner Karnevalsmotto „Wat e Theater – wat e Jeckespill“ auch in Bornheim gilt.

Die jecken Kölner Kontakte sind Schmitz-Pranghes Partnerin Ilse Prass geschuldet, die anderthalb Jahrzehnte lang beim Kölner Festkomitee die Geschäfte führte und nun mit ihm im Beethoven Tür an Tür in einem Doppelappartement lebt.

Heinz-Otto Schmitz-Pranghe (86) mit dem neuen Orden für die Sitzung im Wohnstift Beethoven in Bornheim (Trägt selbst den Rundschau-Jubiläumsorden)

Heinz-Otto Schmitz-Pranghe (86) mit dem neuen Orden für die Sitzung im Wohnstift Beethoven in Bornheim (Trägt selbst den Rundschau-Jubiläumsorden)

Bei der Sitzung im Beethoven wird es noch ein anderes Motto geben: „Freude pur“, so steht es jedenfalls auf dem bereits angefertigten Sitzungsorden. Das Kölner Dreigestirn hat erneut die Tour ins Vorgebirge zugesagt und versucht dann diesmal pünktlich zum Sitzungshöhepunkt um 18 Uhr da zu sein. Im vorigen Jahr war es dabei im Stau stecken geblieben.

Karneval ist Adrenalin pur. Er verjüngt die Menschen, sobald es am elften im Elften losgeht. Da brauchen wir keine Faltencreme mehr.
Klaudia Nebelin, Kulturreferentin im Wohnstift Beethoven

Nebelin freut sich riesig auf das Kulturangebot mit den meisten Teilnehmern im Haus. „Karneval ist Adrenalin pur. Er verjüngt die Menschen, sobald es am elften im Elften losgeht. Da brauchen wir keine Faltencreme mehr.“ Und zum Engagement von Schmitz-Pranghe und Prass meinte sie: „Ins Beethoven zieht man nicht ein, da bringt man sich ein.“

Den Karneval im Rheinland will sich Stefan Freitag nicht entgehen lassen, der seit knapp einem Jahr Geschäftsführer des Wohnstifts ist, das er nach dem Vorbild dessen Gründers parallel zu einem Wohnstift bei Salzburg leitet. In geraden Wochen ist er immer in Bornheim.

Am Tag nach Rosenmontag wird im Bistro des Wohnstifts gesungen: alte Karnevalslieder. Schmitz-Pranghe ist stets dabei und fühlt sich wieder wie einst, als er Tenor im Domchor war.