AboAbonnieren

Alfter, Rheinbach, MeckenheimZukunft der kirchlichen Vertragsbüchereien ist unklar

Lesezeit 4 Minuten
Themenfoto_Buecherei_dpa_2

Über die Zukunft kirchlicher Vertragsbüchereien wird verhandelt. (Symbolbild) 

Rhein-Sieg-Kreis – Die Nachricht versetzte im Juni 2021 einige in Schockstarre: Das Erzbistum Köln stellt bis Ende 2023 seine finanzielle Förderung von sieben Vertragsbüchereien ein, die von Kirchengemeinden im Verbund mit der örtlichen Kommune betrieben werden. Dazu gehören Alfter, Rheinbach und Meckenheim. Ein halbes Jahr und viele Gespräche später zeichnen sich ganz unterschiedliche Entwicklungen in den betroffenen Büchereien ab. Und eins wird auch deutlich: Es ist offenbar ein hochsensibles Thema.

Bürgermeister drückten ihre Missfallen aus

In Alfter hatte sich kurz nach Bekanntwerden der Kunde Widerstand formiert, der CDU-Ortsverband und die Freien Wähler machten sich schriftlich beim Erzbistum für den Erhalt der Bücherei am Hertersplatz stark. Der Meckenheimer Bürgermeister Holger Jung nahm Kontakt zu seinen Amtskollegen in Rheinbach und Alfter auf, alle drei wollten ihr Missfallen schriftlich nach Köln übermitteln.

Der Rheinbacher Pfarrer Bernhard Dobelke betonte Ende Juni 2021, die Bücherei am Lindenplatz sei „auch über die Pfarrei hinaus ein wichtiger Anlaufpunkt für viele Menschen“. Und eines sei klar: „Fällt jetzt auch noch der fünfstellige Betrag, den das Erzbistum überweist, weg, können wir das nicht mehr stemmen“, befürchtete Dobelke. Denn bei den Gründen, die das Erzbistum für seinen Rückzug anführt, geht’s ums Geld: Ausschlaggebend seien „die wachsenden, finanziellen Risiken für die Kirchengemeinden als Träger der Vertragsbüchereien.“

Hoffnung in Alfter

Sechs Monate später keimt in Alfter Hoffnung auf: „Der Kirchengemeindeverband hat den bestehenden Vertrag mit der Gemeinde nicht gekündigt und sich damit den Anweisungen des Bistums widersetzt“, berichtet Bibliothekarin Franzis Steinhauer auf Anfrage. Dieser Vertrag regelt die Finanzierung der Bücherei zwischen dem Kirchengemeindeverband und der Gemeinde Alfter.

Themenfoto_Buecherei_dpa_1

Büchereien sind für viele Menschen mehr als nur Lesestoffvermittler. (Symbolbild)

Zurzeit zahlt die Kommune 65 Prozent der Kosten, der Verband 35 Prozent, die vom Bistum refinanziert werden. „Wir sind jetzt in sehr guten Gesprächen mit dem Bistum“, sagt Steinhauer, die seit fast 30 Jahren die Öffentliche Bücherei St. Matthäus in Alfter leitet. „Der Kirchengemeindeverband ist von der Bücherei überzeugt“, sagt sie, „und man muss ja immer vor Ort schauen, was geht“. Was aus ihrer Sicht auf keinen Fall machbar wäre, sei, die Bücherei ehrenamtlich zu führen: 40.000 Besucher hat die Bücherei am Hertersplatz jährlich, trotz Pandemie wurden 2020 noch 68.000 Medien ausgeliehen, und es wurden 192 Veranstaltungen angeboten – üblicherweise sind es bis zu 240 im Jahr. Außerdem sei nicht zu unterschätzen, wie wichtig die Einrichtung als Anlaufpunkt für Menschen ist, die allein sind.

Team leistet auch pastorale Arbeit

Das Team, zu dem drei hauptamtliche Mitarbeiter zählen, leiste auch pastorale Arbeit. Zurzeit sei sie „sehr zuversichtlich und motiviert“, auch dank der Unterstützung vor Ort. Steinhauer sieht die Bücherei „auf einem sehr guten Weg“. Der Protest gegen den Rückzug habe deutlich gemacht, „was für ein wichtiger Kommunikationsort für Bildung und Kirche“ die Bücherei sei.

Zugegebenermaßen schwierig sei mitunter die Kooperation mit den Ansprechpartnern im Bistum, weil es dort seit 2021 völlig neue Zuständigkeiten gebe, erklärt Steinhauer. Mancher müsse sich das Know-how rund um Büchereien erst aneignen.

Kirchenmittel decken mehr als die Hälfte der Kosten

Gefühlt sei man vor Ort schon dafür, die Bücherei am Lindenplatz in Rheinbach zu unterhalten, erklärt Büchereileiterin Daniela Hahn auf Nachfrage. Hier ist die Besonderheit, dass Kirche und Stadt schon seit geraumer Zeit über einen neuen Vertrag verhandeln, denn Rheinbach habe den Betrag, den es für die Bücherei übernimmt, schon seit einiger Zeit gedeckelt.

„Unsere Finanzlage war schon lange nicht mehr auskömmlich“, hatte es Pfarrer Bernhard Dobelke beschrieben, die katholische Kirchengemeinde St. Martin habe stets Rücklagen in die Hand nehmen müssen. Mehr als 50 Prozent des Unterhaltungsbetrags der Bücherei sei in Rheinbach aus Kirchenmitteln bestritten worden. Insofern stelle sich hier die Situation etwas anders dar als in Alfter und Meckenheim.

Für Herbert Kalkes, den Leiter der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Johannes der Täufer in Meckenheim, macht es die Situation nicht unbedingt leichter, dass der Leitende Pfarrer Dr. Reinhold Malcherek zurzeit freigestellt ist. Auch hier gelte: „Wir haben eine Stadtbüchereifunktion, das kann man nicht ehrenamtlich machen.“ Aber es gebe hier noch keine Konzepte, wie etwa bei den Kollegen im ebenfalls betroffenen Kerpen. Die Schwebesituation geht weiter.