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Abseits von CoronaDer Klimawandel ist auch noch da

Lesezeit 3 Minuten

Diskutieren über den Klimawandel: Moritz Hegmann, Meret Schreckenberg, Timo Keith, Fenja Hornung und Moderatorin Jenny Weißenfels

Leverkusen – Was zu Beginn dieser Woche schon wieder unmöglich scheint, war am Donnerstagabend noch Realität: Da trafen sich tatsächlich Menschen, um über Themen zu diskutieren, die nicht die Corona-Krise betreffen. Sondern andere drängende Themen, wie etwa den Klimawandel. Die Leverkusener Reihe „Frauen gestalten ihre Stadt“ organisierte am Donnerstagabend ein solches Treffen und lud vier Klima-Aktivistinnen der Ortsgruppe von „Fridays for Future“ (FFF) zum Podiumsgespräch in die Gesamtschule Schlebusch. Schon im September hatte es eine erste solche Begegnung gegeben.

Forderungen und Pläne

Die Schüler und Abiturienten stellten ihre Arbeit, ihre Forderungen und ihre Pläne vor, gerade auch in Bezug auf den anstehenden lokalen Wahlkampf. Bürgermeister Uwe Richrath stellte sich der Herausforderung. Auf gewohnte Art führte Moderation Jenny Weißenfels von Radio Leverkusen mit abwechselnd schlagfertigen und unausgegorenen durch das Gespräch. „Keine Angst, wir wollen nicht über Flugscham, Ozeane oder schmelzende Gletscher reden“ – soll heißen, es gehe um einen lokalen Ansatz. Die FFF-Aktivisten haben sich über den Winter zurückgezogen, um sich intern neu zu strukturieren. Fenja Hornung sagt, sie habe Angst davor, wie die Zukunft aussehe, und in welcher Welt ihre Kinder einst aufwüchsen. Der entscheidende Satz bleibt jedoch: „Man kann noch etwas tun.“ Diese Maxime verfolgt auch die Leverkusener Ortsgruppe mit voller Überzeugung.

Besserer Nahverkehr

Und was sollte man tun? Die FFF-Aktivistinnen fordern ein besseres Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und günstigere Fahrkarten. Bis 2015 eine städtische Energieversorgung, die zu hundert Prozent aus Ökostrom gespeist wird. Und den Bau von Solaranlagen. Die Jugendlichen räumen ein, selbst zu wenig Wissen um die Umsetzbarkeit dieser Forderungen zu haben, aber sie seien da, um den Politikern und Wissenschaftlern immer im Nacken zu sitzen. Der Fokus liege jedoch nicht auf Spaltung, sondern auf Dialog. Auch aus dem Publikum werden resignative Kommentare zu den eigenen Versuchen geäußert, Veränderungen zu bewirken. Das System sei zu schwerfällig.

"Gesellschaft zu profitorientiert"

Richrath lässt sich derweil dazu hinreißen, zu sagen, jeder wisse, dass wir uns ökologisch in eine Sackgasse befördert hätten. „Wir haben nur nicht reagiert.“ Die Weiterentwicklung und mögliche Bewegung, vor allem in der Ökonomie, hätten ihn überhaupt dazu bewegt, selbst in die Politik zu gehen.

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Was FFF fordere, sei schon seit den Siebziger- und Achtzigerjahren gefordert worden, erinnert sich Richrath. Auf seiner Agenda stünde deswegen: Die Leverkusener dazu zu bewegen, öfter das Auto stehen zu lassen, die Busse mit Wasserstoff fahren zu lassen, die lokale Wirtschaft zu stärken, nachhaltiger zu Konsumieren und die Häuser energetisch aufzurüsten. „Unsere Gesellschaft war zu lange profitorientiert.“

Kein Wahlkampf

Die jungen FFF-Aktivisten planen hingegen nicht, Parteien beizutreten: „Wir haben nur ein Thema“, sagt Meret Schreckenberg. Durch die dezentrale Organisation, keinerlei Hierarchien und basisdemokratische Stimmrechte hätte „Fridays for Future“ des Weiteren entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen Parteiapparaten. In Hinblick auf die aufkommenden Wahlen planen die Aktivisten, in Klimaklausur zu gehen und mit Parteien aktiv ins Gespräch zu treten – allerdings dann unter Ausschluss der Presse. Sie wollen sich und ihr Thema nicht für den Wahlkampf ausnutzen lassen.

„Frauen gestalten ihre Stadt“, eine Initiative von Frauenbüro, Bildungsforum und Frauenring, feiert am 16. Juni ihr fünfjähriges Bestehen. Die Veranstaltung wird, wenn bis dahin wieder größere Versammlungen möglich sind, mit der Journalistin Claudia Kleinert im Spiegelsaal des Schlosses Morsbroich stattfinden.