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Umbruch im Handball: Köster will mehr Verantwortung

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Kamen – Der erste Auftritt im DHB-Trikot in seinem „Handball-Wohnzimmer” wird für EM-Shootingstar Julian Köster ein Highlight. „Viele Freunde und die ganze Familie werden kommen”, sagte der Rückraumspieler vor dem Länderspiel gegen Ungarn am Samstag (16.15 Uhr/Sport1) in Gummersbach.

„Aus den Partien mit dem VfL weiß ich, dass jedes Heimspiel unfassbar viel Spaß macht - wegen des tollen Publikums in einer Handball-begeisterten Stadt.” Eine besondere Aufregung spüre er zwar noch nicht. „Aber ich glaube, kurz vor dem Spiel wird sich die große Vorfreude auch noch in eine gewisse Nervosität umwandeln.”

Köster ist eines der jungen Gesichter, die für den Umbruch in der DHB-Auswahl stehen. Mit seinen mutigen Auftritten bei der Europameisterschaft im Januar begeisterte der Youngster vom Zweitligisten VfL Gummersbach ein Millionen-Publikum am Fernseher - und auch den Bundestrainer.

„Er ist eines unserer größten Talente. Julian hat, gerade was die offensive Abwehr angeht, eine sehr hohe Qualität und zeigt auch im Angriff eine stabile und gute Leistung”, lobte Alfred Gislason den Aufsteiger. „Er hat bei der EM ungewöhnlich viele Spielanteile bekommen und hat das sehr gut gemacht, auch wenn er hier und da Lehrgeld zahlen musste.”

Auch Mävers und Knorr Spieler der Jahrgangs 2000

Köster, der am vergangenen Mittwoch im Kreis der Nationalmannschaft seinen 22. Geburtstag feierte, ist beim Länderspiel-Doppelpack gegen Ungarn - am Sonntag treffen beide Teams in Kassel erneut aufeinander - nicht einmal der Jüngste. Mit Juri Knorr und dem wegen eines positiven Corona-Tests kurzfristig abgereisten Veit Mävers setzt Gislason für die Zukunft auf zwei weitere Spieler des Jahrgangs 2000.

Köster ist froh, Teil einer „jungen, hungrigen Truppe” zu sein und gibt das Kompliment des 62 Jahre alten Isländers gern zurück. „Alfred Gislason und der ganze Trainerstab geben uns jungen Spielern viel Vertrauen, sie ermutigen uns, voll reinzugehen, auch wenn einmal Fehler passieren”, sagte er.

Bei seinem Debüt im November 2021 war Köster noch sehr nervös. „Ich kannte die Jungs ja nur aus dem Fernsehen”, berichtete er im Rückblick. Mittlerweile wisse er, wie jeder spielt und tickt. Künftig will der zwei Meter große Schlacks noch mehr Verantwortung übernehmen - vor allem im eminent wichtigen Innenblock der Abwehr.

„Das ist die zentrale Stelle, wo man alles steuert. Es braucht aber seine Zeit, bis ich die Position so ausfüllen kann wie Patrick Wiencek oder Hendrik Pekeler, wenn ich es überhaupt so weit schaffe”, betonte er.

Das Weltklasseduo vom Rekordmeister THW Kiel hatte jahrelang die deutsche Abwehr zusammengehalten. Um der Aufgabe besser gewachsen zu sein, schuftet Köster viel im Kraftraum. Und natürlich fehlt ihm noch viel Erfahrung. „Er muss eine wichtige Größe werden in der Abwehr”, formulierte Gislason seine Erwartung.

Co-Trainer Erik Wudtke ist zuversichtlich, dass die Handball-Fans in Deutschland noch viel Freude an Köster haben werden. „Er ist ein Spieler, der viel Potenzial mitbringt. Es werden zwar auch Rückschläge kommen, das haben wir bei vielen Spielern gesehen, die früh gehypt wurden”, sagte Wudtke. „Aber ich denke, Julian wird damit gut umgehen.”

© dpa-infocom, dpa:220318-99-576353/2 (dpa)