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Tuning: Der Manta ist nicht mehr stilbildend

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Essen – Der legendäre Manta, mit dem Til Schweiger Anfang der 1990er Jahre seine Filmkarriere startete und das Bild vom Autotuner nachhaltig prägte, ist in Essen auch dabei. Quietschgelb und türkisblau steht er bei der „Essen Motor Show” (30. November bis 8. Dezember) in einer Messehalle. Für die Tuningszene seien solche Autos aber längst nicht mehr stilbildend, sagt Sven Schulz, der rund 160 von Privatleuten aus ganz Europa aufgemotzte Fahrzeuge nach Essen geholt hat.

Wobei aufgemotzt aus Sicht des Tuning-Enthusiasten Schulz wohl nicht die passende Beschreibung für die Veredelung eines Serienautos ist. „Die Fuchsschwanz-Ära ist lange vorbei”, sagt Schulz. „Tuning ist erwachsener geworden, ruhiger, dezenter.” Viele Tuner setzten auf edles Design und fast versteckte Details. Die können schon mal vergoldete Schrauben an den Felgen sein.

Noch etwas sei anders als früher: Inzwischen gebe es auch deutlich mehr Frauen unter den Auto-Veredlern, erzählt Schulz. Und auch Elektrofahrzeuge hat das Tuning inzwischen erreicht - vom VW-Polo bis zum Tesla sind Beispiele in Essen zu sehen. Wem sein Stromer zu leise ist, der kann ihn auch akustisch aufrüsten. Inzwischen sind Schallanlagen „für einen sehr gesteigerten Motor- und Auspuffsound” auf dem Markt.

Eine Gefahr für die Geschäfte der Tuningbranche ist der Weg in die Elektromobilität nach Ansicht ihres Verbands VDAT nicht, „weil der Wunsch nach automobiler Mobilität unabhängig ist von der Art des Antriebs”. Der VDAT beziffert allein den Markt für sportliches Autozubehör in Deutschland in diesem Jahr auf etwa 1,85 Milliarden Euro. Der Umsatz auf dem deutschen Tuningmarkt sei stabil, teilte der Verband anlässlich der Motor Show mit.

Trotz Elektrotunings und dezenter Aufrüstung, die Show in Essen ist auch bei ihrer 52. Auflage das, was sie schon immer war: ein PS-Festival, bei dem es oft um „tiefer, schneller, breiter” geht. „Wir erreichen hier eine spezielle Zielgruppe, die sich hochgradig mit Autos identifiziert”, sagt der Essener Messechef Oliver Kurth. Für sie sei ein Auto „nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern vor allem Bezugspunkt positiver Emotionen”.

Mehr als 300 000 solcher Autoliebhaber werden wieder erwartet. Zu sehen bekommen sie beispielsweise einen per Software-Update auf 550 PS hochgetriebenen Mercedes-Benz-Geländewagen, der in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen kann. Nicht über Tempo 0 kommt dagegen eine Nachbildung des Formel-1-Rennwagens hinaus, mit dem Michael Schumacher seinen ersten Weltmeistertitel für Ferrari gewonnen hat. Das Modell ist aus Tausenden Teilen Altmetall zusammengeschweißt und wiegt 1,2 Tonnen. (dpa/lnw)