Nikolaus Geyer war eine Koryphäe. Der 37-jährige Profi-Fotograf arbeitete für angesehene Magazine und Zeitungen in Deutschland, wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet und bei internationalen Ausstellungen gefeiert. Am 20. August 2005 endete die Karriere des 37-Jährigen auf überaus tragische Weise. Im Kölner Hilton-Hotel wurde er mit einem Baseballschläger erschlagen. Am Dienstag wird den mutmaßlichen Mördern im Landgericht der Prozess gemacht.
Für die Tat sollen Daniel C. und Agron B. verantwortlich sein. Ihnen wird gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen. C. soll die Tat aus „Wut, Hass und Eifersucht“ begangen haben, teilte das Landgericht. Der Hass soll sich gegen den Fotografen gerichtet haben, weil seine Lebensgefährtin vor Jahren eine enge Beziehung zu Nikolaus Geyer gehabt habe. Kennen gelernt haben sich der 37-Jährige und die Lebensgefährtin von Daniel C. im Berliner Nachtleben.
In der Hauptstadt war der Lebensmittelpunkt des Fotografen, der viele Prominente vor seiner Linse hatte. Auf seiner Internetseite, die noch immer im Netz steht, sind Aufnahmen von Modedesigner Wolfgang Joop, Fußballer Fredi Bobic, Ex-Modern-Talking-Sänger Thomas Anders und anderen Stars und Sternchen zu sehen. Seine Fotokünste wurden bei Magazinen wie „Newsweek“, „Geo“ und „Mare“ geschätzt - in der „Zeit“ wurde sogar ein Nachruf veröffentlicht. „Nikolaus Geyer besaß einen hintergründigen Humor. Er verstand es, Prominente von ihrem Sockel zu nehmen - ohne dass sie sich veralbert fühlen mussten“, heißt es dort. Für die Wochenzeitung (Ressort Leben) plante Geyer zuletzt, alle Spieler der Fußball-Nationalmannschaft zu porträtieren, jeden in seinem persönlichen Umfeld: Arne Friedrich im Cabrio oder Marco Rehmer in der Berliner Kastanienallee, wo dieser aufgewachsen ist.
Dass Nikolaus Geyer oft auf Tuchfühlung mit vielen Stars war, wussten die mutmaßlichen Täter. Mit dem Angebot, den ehemaligen Manager von Michael Schumacher in Köln zu fotografieren, wurde der Fotograf am Sonntag des Weltjugendtages 2005 in das Hotel an der Marzellenstraße gelockt und erschlagen. Geyer hatte offenbar vor dem Termin ein schlechtes Gefühl und teilte dies im letzten Gespräch mit seiner Freundin mit. „Bei ihm kam keine richtige Freude auf. Er sagte, dass irgendetwas merkwürdig ist“, sagte die Freundin einer Reporterin der Zeitung „taz“ in Berlin.
Die genauen Hintergründe werden ab Dienstag juristisch aufgearbeitet. 120 Zeugen sind in der 73-seitigen Anklageschrift aufgeführt. Darunter beispielsweise sieben Mitarbeiter des „Hilton“, 24 Zeugen aus dem privaten Umfeld des Fotografen, mehrere Kripobeamte und unter anderem die Lebensgefährtin des Angeklagten Daniel C., der in Berlin in Haft sitzt.