Nürburg – Wummernde Bässe, Sonnenschein, kaum Masken und eine faustdicke Überraschung: Nach jahrelanger Corona-Zwangspause haben Zehntausende Fans das Comeback des Kultfestivals „Rock am Ring” gefeiert. Die Auftaktband Donots spielt am Freitag den Tote-Hosen-Klassiker „Hier kommt Alex” - und sieht neben sich plötzlich das Original: Die Toten Hosen steigen an der legendären Rennstrecke Nürburgring in der Eifel auf die Bühne und wiederholen ihren eigenen Song. Jubel, noch ein Lied - dann tritt die Düsseldorfer Kultband schon wieder ab. „Sie haben jetzt schon zum neunten Mal bei „Rock am Ring” gespielt”, teilen die neuen Veranstalter mit. Der Blitzbesuch der Hosen sei „höchst geheim” gewesen.
Ein Polizeisprecher sagt: „Die Leute sind gierig nach Spaß und Freude.” Sonnenschein, knappe Sommerklamotten, bunte Hüte und Schottenröcke - vor allem junge Fans feiern und tanzen auf dem Asphalt des Nürburgrings. Die Veranstalter sprechen von einem Besucherrekord mit 90.000 Fans bei dem Spektakel mit rund 70 Bands auf drei Bühnen. Zugleich steigt in Nürnberg das Zwillingsfest „Rock im Park” mit zeitversetzt weitgehend denselben Musikern und Musikerinnen.
Eine riesige Menschenmenge so weit das Auge reicht, augenscheinlich ohne auch nur einen freien Quadratmeter, jubelt am frühen Freitagabend beim Auftritt der italienischen Eurovision-Song-Contest-Gewinnerband Måneskin (2021) auf der Hauptbühne. Mit Songs wie „Beggin'” heizen die römischen Rocker den Fans in der abgelegenen Eifel ein. Für den späten Freitagabend hat sich als einer der Headliner des Festivals auch die US-Punkrock-Formation Green Day angesagt. Am Samstag geht es unter anderem mit Muse und Casper weiter. Zum Abschluss am Pfingstsonntag werden etwa Korn und Volbeat erwartet.
Ein zweiter Polizeisprecher spricht von einem normalen intensiven Anreiseverkehr am Freitag. Größere Zwischenfälle habe es zunächst nicht gegeben. Die meisten Fans wollten auf riesigen Campingflächen übernachten. Tausende Zelte in allen Farben reihen sich auf Wiesen aneinander. Zehntausende Fans feiern bei „Rock am Ring” traditionell nach Ende des Bühnenprogramms in der tiefen Nacht auf den Campingflächen in großen Gruppen munter weiter - mit eigenen Musikboxen, Bierdosen in Planschbecken und Girlanden mit leeren Getränkedosen.
Niklas, 21, aus dem nahen Dockweiler sagt am Nürburgring: „In der Corona-Zeit haben wir uns mit acht, neun Leuten in den Garten gesetzt und Videos von „Rock am Ring” geschaut.” Jetzt endlich erfülle sich die Sehnsucht nach lauter Livemusik in viel größerer Gemeinschaft erneut: „Man fühlt sich wieder zu Hause.”
Der Deutsche Wetterdienst (DSD) sagt für die kommenden Tage in Rheinland-Pfalz mit dem Nürburgring Sonne und Wolken, aber auch lokale Gewitter- und Starkregengefahr voraus. Die Fans von „Rock am Ring” in der oft rauen Eifel gelten als hartgesotten.
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