AboAbonnieren

Post vom AnwaltDiesen Streit mit Influencer „Held der Steine“ könnte Lego bereuen

Lesezeit 4 Minuten
Lego

Da bahnt sich mächtig Streit an: Thomas Panke (40) alias „Held der Steine“ mit Modellen von Lego (hinten; 1700 Teile) und Cada (vorn; 3200 Teile und voll ferngesteuert).

Frankfurt – Thomas Panke war lange Lego-Fan, wenn auch ein kritischer. Doch nach gleich zwei Fällen von Anwaltspost könnte der Frankfurter Fachhändler und Influencer („Held der Steine“) zum Anfang vom Ende des Spielzeugriesen beitragen.

Nach einer ersten Abmahnung, deren Art und Weise Panke als unhöflich empfand, sagte er 2019 in einem Interview: „Unterm Strich war ich eine der größten Werbefiguren für Lego. Nun habe ich meine Geschäftsbeziehungen zum Konzern abgebrochen.“ Seitdem verreißt er auf seinem populären Youtube-Kanal „Held der Steine“ (150 Millionen Klicks, mehr als 500 000 Abonnenten) nicht nur öfter Lego-Bausätze („Die erwartete Katastrophe“, „Qualitätsmängel für 380 Euro“, „Verrat an den eigenen Werten“). Auch und vor allem verschafft er anderen Bausteinherstellern eine Plattform.

Längst nicht mehr Monopolist

Lego ist längst kein Monopolist mehr. Seit dem Auslaufen seiner Patente sind diverse Konkurrenten völlig legal am Markt; und die Qualität ihrer Produkte nimmt stetig zu. Dass Panke diese Bausteine hier und da ebenfalls als „Lego“ bezeichnet, will ihm der Konzern nun per Unterlassungserklärung verbieten. Das verarbeitete der „Held der Steine“ prompt in einem süffisanten Video, das rund 1,3 Millionen Mal gesehen wurde und zwischenzeitlich die Youtube-Trends anführte.

So trat der ebenfalls sehr Youtube-affine Kölner Anwalt Christian Solmecke auf den Plan. Er rät Panke in seinem Video zum Gegenangriff: Seiner Meinung nach sei es durchaus möglich, dass „Lego“ längst losgelöst vom Markennamen verwendet werde, als Bezeichnung für alle steckbaren Plastikbausteine. Der Oberbegriff für diese Art Spielzeug ist offiziell „Klemmbausteine“, doch das ist graue Theorie. Für denkbar hält Solmecke, vor Gericht zu belegen, dass genügend viele Kunden und auch Händler alle Steine dieser Art als „Lego“ bezeichnen.

Gattungsbegriff statt Marke

Gelänge das, wäre Lego eben keine Marke mehr, sondern ein sogenannter Gattungsbegriff – wie etwa Tempo (Papiertaschentücher) und Jeep (Geländewagen), Pampers (Windeln) und Tesafilm (Klebeband). Ein Youtube-Nutzer skizziert zugespitzt, wie ein solches Gerichtsverfahren ablaufen könnte: „Thomas Panke zeigt dem Richter einen Klemmbaustein. ‚Herr Richter, was ist das?’ Richter: ‚Ein Legostein?’ Prozess beendet.“

Ganz so einfach wäre es natürlich nicht. „Bis eine Marke zum Gattungsbegriff wird, muss sehr, sehr viel passieren“, räumt Solmecke ein. Dennoch gehe der Spielzeugriese mit seinem Vorstoß ein „großes Risiko“ ein – und erreiche womöglich das exakte Gegenteil des Gewünschten. „Wenn ich hier angegriffen würde und es kommt zu einem Rechtsstreit, würde ich auf alle Fälle gleichzeitig die Löschung der Marke beantragen“, betont Solmecke. Das könne man „locker-flockig tun“, etwas Mut und Geld vorausgesetzt.

Zu Spendensammlungen für einen solchen Rechtsstreit rufen die ersten Fans vom „Held der Steine“ bereits auf. Vor allem aber fluten sie viele Foren im Netz mit Zuspruch und die digitalen Kanäle von Lego mit massiver Kritik. Vielerorts ist die Rede von einem geradezu imposanten Negativbeispiel für Öffentlichkeitsarbeit.

Großes Risiko fürs Unternehmen

Schon nach der ersten Abmahnung des „Helden der Steine“ hatte das Juristen-Fachmedium „Legal Tribune“ gefragt, ob ein juristischer Erfolg gegen einen Influencer „tatsächlich das erhebliche Risiko wert ist, das das Unternehmen dadurch eingeht“. Die Antwort: im Zweifelsfall nicht.

Doch Lego macht trotz einer damals nachgeschobenen Entschuldigung denselben Fehler erneut. Und der streitbare Panke nutzt die Vorlage mit Vergnügen, um einmal mehr massive, aber im Detail fundierte Kritik an Preisgestaltung und Qualitätsproblemen seiner alten Liebe Lego zu üben: „Die haben Probleme, und zwar große.“ Er betont seine Unabhängigkeit von Lego wie auch den konkurrierenden Herstellern Bluebrixx, Cada und Cobi. „Wer die Steine herstellt, ist mir völlig egal.

Das könnte Sie auch interessieren:

Hauptsache, das Produkt ist gut und es kostet ’nen gescheiten Preis.“ Die angemahnten fünf Videos hat er inzwischen gelöscht. Aber dass er die Idee von Anwalt Solmecke registriert hat, hat Panke flott signalisiert: „Danke für die vielen Informationen!“, schreibt er unter das Video des Anwalts, und: „Ich lerne tapfer hinzu.“ In seinem eigenen Beitrag erklärt er: „Dass alle sie benutzen, scheint nicht die Definition für Gattungsbegriffe zu sein – es muss erst vor Gericht geklärt werden...“