Wolfsburg – Niko Kovac meldete sich mit einem guten, alten Otto-Rehhagel-Zitat im deutschen Fußball zurück. „Ich bin ein Kind der Bundesliga”, sagte der neue Trainer des VfL Wolfsburg nach der Unterzeichnung eines Dreijahresvertrag.
Der VfL bestätigte am Dienstag, was seit einem Bericht der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung” in der vergangenen Woche eh schon alle wussten: Der ehemalige Meistertrainer des FC Bayern München wird bei den „Wölfen” der Nachfolger von Florian Kohfeldt und soll den Volkswagen-Club nach einer sportlich völlig verhunzten Saison möglichst schnell wieder in einen internationalen Wettbewerb zurückführen.
Der 50 Jahre alte Kovac hat ja völlig recht mit dem, was er sagt: Er spielte in der Bundesliga schon für Bayer Leverkusen, den Hamburger SV, den FC Bayern sowie Hertha BSC. Und er gewann dort später als Trainer mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal (2018) und mit den Bayern sogar das Double (2019). Trotzdem überrascht sein Wechsel nach Wolfsburg nach einer erfolgreichen Auslandsstation bei AS Monaco zumindest auf den ersten Blick: Denn Kovac hätte auch in seine Geburtsstadt Berlin zurückkehren können, wo Hertha BSC ihn gern haben wollte. Und es zog ihn dem Vernehmen nach auch immer nach England, wo die Premier League stets als sein Wunschziel galt.
„Enormes Potenzial”
Auf den zweiten Blick passen der VfL und dieser äußerst ehrgeizige Trainer jedoch sehr gut zusammen. Das „enorme Potenzial und die Bedingungen für eine optimale und erfolgreiche Arbeit” bei der 100-prozentigen Tochtergesellschaft des VW-Konzerns hob Kovac in der Mitteilung des Clubs am Dienstag selbst hervor. Und dann stehen die Voraussetzungen für seinen Job in Wolfsburg auch noch im großen Kontrast zu den Bedingungen, unter denen er in München arbeitete.
Zur Erinnerung: Im November 2019 wurde Kovac beim FC Bayern freigestellt, obwohl er nur sechs Monate zuvor die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewonnen hatte. Aber kritische Töne aus der Mannschaft und vor allem die Sticheleien des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge begleiteten ihn beinahe vom ersten Tag seiner Arbeit an. In München galt der frühere kroatische Nationaltrainer stets als Notlösung. In Wolfsburg dagegen ist er kraft seiner Erfolge und seiner Vita ein großer Name, mit dem sich insbesondere der Gesellschafter Volkswagen gern schmückt. Dass Kovac und Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke sich aus gemeinsamen Zeiten in Leverkusen kennen und schätzen, kommt noch hinzu.
Direkte Art nicht als Makel
„Er steht für eine konsequente sowie erfolgsorientierte Arbeit und ich bin überzeugt, dass die Mannschaft in den kommenden Jahren seine Handschrift tragen wird”, sagte Schmadtke über seinen ehemaligen Mitspieler und nannte damit den wohl alles entscheidenden Grund für dessen Verpflichtung. Denn anders als in München und Monaco gilt Kovac' direkte und fordernde Art in Wolfsburg nicht als Makel, sondern quasi als Jobprofil, weil die Mannschaft in der vergangenen Saison unter Mark van Bommel und Florian Kohfeldt nahezu alle Qualitäten einbüßte, die sie vorher stark gemacht hatten: Siegeswillen, Geschlossenheit, Fitness, ihre taktische Identität.
Genau solche Tugenden sind Kovac wichtig. „Die Lust und die Motivation sind sehr groß, mit den Wölfen ein weiteres erfolgreiches Kapitel aufzuschlagen”, sagte das „Kind der Bundesliga” nach seiner Rückkehr dorthin.
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