Dramatische Momente für die Ampel-Koalition: Der Kanzler entlässt seinen Finanzminister - und zieht weitere Konsequenzen.
„Zu oft mein Vertrauen gebrochen“Scholz entlässt Lindner – und kündigt Vertrauensfrage an
Bundeskanzler Olaf Scholz will die Vertrauensfrage stellen. Der Bundestag solle darüber am 15. Januar abstimmen, sagte der SPD-Politiker in Berlin.
Zuvor hatte Scholz seinen Finanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen, nachdem dieser eine Neuwahl des Bundestags vorschlug.
Scholz griff Lindner in seiner Rede scharf an. Er sprach davon, Lindner habe zu oft sein Vertrauen gebrochen.
Alles zum Thema Olaf Scholz
- Ukraine-Reise Scholz besucht Kiew – und muss sich Kritik aus Deutschland anhören
- Krieg in der Ukraine Kiesewetter: Kanzlerreise nach Kiew ist „verlogen“
- Alexander Schweitzer (SPD) „Ich weiß FDP und Grüne einzuschätzen“
- Umgang mit der AfD Scholz gegen Verbotsverfahren zum jetzigen Zeitpunkt
- „Systematische Sabotage“ Scholz erhebt schwere Vorwürfe gegen Lindner
- ATACMS als „Wendepunkt“? Moskau geht extrem seltenen Schritt – und droht mit „Vergeltung“
- Kanzlerkandidatur, Putin-Telefonat Marietta Slomka bombardiert Scholz im „heute journal“ mit unangenehmen Fragen
Ampel-Koalition: Lindner schlug Neuwahlen vor
Lindner schlug den Angaben zufolge vor, dass die Ampel-Parteien, wie 2005 gemeinschaftlich schnellstmöglich Neuwahlen für Anfang 2025 anstreben sollten, um „geordnet und in Würde“ eine neue Regierung für Deutschland zu ermöglichen. Die FDP wäre bereit, noch den Nachtragshaushalt 2024 gemeinsam zu beschließen und einer geschäftsführenden Bundesregierung anzugehören.
Zuvor hatten die Spitzen von SPD, Grünen und FDP zweieinhalb Stunden beraten, um Wege aus der Ampel-Krise zu finden. Im Kern ging es darum, wie das Milliardenloch im Haushalt 2025 gestopft und die schwer angeschlagene deutsche Wirtschaft wieder auf Trab gebracht werden kann.
Lindner hatte „Herbst der Entscheidungen“ ausgerufen
Lindner hat schon vor einiger Zeit den „Herbst der Entscheidungen“ für die Koalition ausgerufen. Er meinte damit vor allem den Haushalt für das nächste Jahr, der am 29. November im Bundestag verabschiedet werden sollte. Daneben ging es ihm um eine Strategie, wie Deutschland aus der Wirtschaftskrise geführt werden soll. Dazu hat er Vorschläge gemacht, die den Streit in der Koalition eskalieren ließen. In seinem Konzept für eine Wirtschaftswende fordert Lindner unter anderem die endgültige Abschaffung des Solidaritätszuschlags auch für Vielverdiener und einen Kurswechsel in der Klimapolitik.
Gegen solche Ideen gab es erheblichen Widerstand bei SPD und Grünen. Habeck war Lindner aber auch einen Schritt entgegengekommen. Er hat sich am Montag bereiterklärt, die nach der Verschiebung des Baus eines Intel-Werks in Magdeburg frei werdenden Fördermilliarden zum Stopfen von Haushaltslöchern zu verwenden. (dpa)