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Nächste Pleite für deutsche Handballer gegen Norwegen

Lesezeit 4 Minuten

Bratislava – – Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason verlor am Freitagabend gegen Mitfavorit Norwegen mit 23:28 (12:14) und kassierte damit die zweite Hauptrunden-Niederlage innerhalb von zwei Tagen.

Trotz einer zuvor phasenweise starken Leistung des Oldies rückt der Traum vom EM-Halbfinale für Deutschlands coronageplagte Handballer in immer weitere Ferne. Bundestrainer Alfred Gislason hockte kurz nach dem Abpfiff für einige Sekunden einsam auf seinem Stuhl, Torwart-Routinier Johannes Bitter versuchte seine enttäuschten Teamkollegen mit kleinen Gesten aufzumuntern.

Angesichts von nun schon vier Minuspunkten ist der Einzug in die K.o.-Phase theoretisch zwar weiterhin möglich, das deutsche Team hat es aber nicht mehr in der eigenen Hand. Bitter haderte vor allem damit, dass die zweite Reihe der Norweger zu leichte Tore erzielte. „Da machen ein paar Leute Tore, die so nicht eingeplant waren”, sagte der Keeper, fand aber trotzdem anerkennende Worte: „Wir dürfen ein Stück weit stolz sein. Wir haben nie aufgegeben. Die Partie hätte auch kippen können. Diese Momente müssen wir erzwingen.”

Norweger waren besser und machten weniger Fehler

Gislason anerkannte den Erfolg der Norweger, „weil die besser waren als wir und haben weniger Fehler gemacht als wir”, befand der Isländer im ZDF. Nichtsdestotrotz lobte er seine Mannschaft: „Ich bin trotzdem sehr stolz auf meine Jungs. Die haben wirklich alles gegeben. Wir wusste, dass alles klappen muss, um eine Chance zu haben.” Julian Köster hat die Hoffnung aufs Halbfinale abgehakt. „Es ist sehr frustrierend. Mit dem Halbfinale brauchen wir uns nicht beschäftigen. Das ist fast unmöglich.”

Viel Zeit zum Hadern bleibt erneut nicht. Die nächste Chance auf ein Erfolgserlebnis beim Turnier in der Slowakei und Ungarn bietet sich der DHB-Auswahl am 23. Januar (18.00 Uhr/ARD) gegen Rekord-Europameister Schweden. Bester Werfer der deutschen Mannschaft vor 2026 Zuschauern in Bratislava war Johannes Golla mit vier Treffern. Letztlich fehlte dem aufgrund zahlreicher Corona-Fälle zusammengewürfelten Team gegen die Norweger um ihren Superstar Sander Sagosen (THW Kiel) aber einfach die Klasse.

Bitter wieder stark im Tor

Zu Deutschlands Besten zählte wieder einmal der 39-jährige Johannes Bitter im Tor. Der eigentlich schon aus dem Nationalteam zurückgetretene Routinier war nur aufgrund der positiven Corona-Tests von Andreas Wolff und Till Klimpke nachnominiert worden, aber er spielte gegen die Skandinavier von Beginn an, als wäre er nie weg gewesen. Im ersten Durchgang parierte Bitter etliche Würfe. Er kam auf eine starke Quote von 39 Prozent abgewehrter Bälle - und trotzdem zogen die Norweger davon. Denn je länger das Spiel dauerte, desto mehr haperte es im deutschen Angriff. Die DHB-Auswahl ließ entweder gute Chancen liegen oder fiel durch Fehlpässe auf.

Immer noch elf Akteure in Isolation

Dabei hatte der Freitag gut begonnen. Den zweiten Tag in Folge wurde kein weiterer Nationalspieler positiv auf Corona getestet. Trotzdem befinden sich immer noch elf Akteure auf ihren Hotelzimmern in Isolation. Sie mussten auch dieses Spiel vor dem Fernseher verfolgen. Darunter ist auch immer noch Rückraumspieler Julius Kühn, der am 15. Januar als erster Nationalspieler positiv getestet worden war. Theoretisch hätte der 28-Jährige gegen die Norweger zwar wieder mitwirken können, doch sein Testergebnis wies noch einen Wert auf, der „nicht den Voraussetzungen für eine Rückkehr ins Turnier entsprach”, wie der DHB mitteilte. So setzte Gislason auf dieselben 16 Akteure wie beim 23:29 am Vortag gegen Spanien.

„Wir haben zu wenig Wurfpräzision”

Doch seine zusammengewürfelte und mit etlichen Nachnominierten besetzte Truppe tat sich gegen die Skandinavier immer schwerer. „Ich glaube, es liegt vor allem daran, dass wir wie so oft jetzt diese unerzwungenen Fehler machen”, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Pause. „Wir haben natürlich auch zu wenig Wurfpräzision.” Da nützte es auch nichts, dass Bitter phasenweise überragend hielt oder die deutsche Abwehr die meiste Zeit solide stand. Im Angriff lief bereits ab Mitte der ersten Halbzeit kaum noch etwas zusammen. Die erheblichen Personalprobleme konnte die arg dezimierte DHB-Auswahl letztlich nicht kompensieren.

Immerhin haben der Bundestrainer und seine Spieler nun mal einen Tag, um sich wenigstens halbwegs vernünftig auf den nächsten Gegner vorzubereiten. Vielleicht ist vor der Partie gegen die Schweden sogar noch ein Training möglich, auch das war bei dieser kuriosen EM zuletzt nicht immer der Fall.

© dpa-infocom, dpa:220121-99-804179/4 (dpa)