Manchester – Ilkay Gündogan dürfte bester Laune zum Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Spanien reisen.
Vermutlich erzählt er dem einen oder anderen Teamkollegen in Marbella diese Woche auch nochmal von diesem irren Saisonfinale der englischen Premier League. Einer der emotionalsten Tage seiner bisherigen Karriere sei das gewesen, schrieb , nachdem er Manchester City am Sonntag per Doppelpack zum vierten Meistertitel in fünf Jahren geschossen hatte. Der Joker, der zum Helden wurde - und bei den Skyblues dennoch vor einer ungewissen Zukunft steht. Sie bietet besonderen Stoff, die Gündogan-Geschichte.
0:2 lag City gegen Aston Villa zurück, als der Mittelfeldspieler in der 68. Minute eingewechselt wurde. Acht Minuten später traf der 31-Jährige zum 1:2, wiederum fünf Minuten später auch noch zum 3:2. Manchester gewann das Spiel - und das Fernduell mit dem FC Liverpool, der parallel 3:1 gegen die Wolverhampton Wanderers siegte.
Liverpool verpasst historisches Quadruple
Gündogan verhinderte nicht nur eine titellose Saison seiner Mannschaft. Er schnappte auch seinem früheren Trainer bei Borussia Dortmund, Jürgen Klopp, den möglichen dritten Pokal mit Liverpool in dieser Spielzeit und somit die Chance auf das historische Quadruple vor der Nase weg.
Immerhin können Klopp und die Reds im Champions-League-Finale gegen Real Madrid am kommenden Samstag in Paris noch die dritte Trophäe nach dem Ligapokal und dem FA Cup einheimsen. Ihre Hoffnungen, als erster englischer Club vier Titel in einer Spielzeit abzuräumen, machte Gündogan aber zunichte. „Heute keine maximale Belohnung”, sagte Klopp, der seinen Vertrag in Liverpool gerade bis 2026 verlängert hat. „Aber wir werden sie kriegen. Es geht darum, dass wir weitermachen, und das werden wir tun.” Was er im Leben gelernt habe: „Wenn man dran bleibt, wenn man weitermacht, dann wird man belohnt.”
Wo spielt der Titelheld in der kommenden Saison?
Am letzten Spieltag dieser spannenden Premier-League-Saison galt das vor allem für Gündogan. Sein spätes Tor zur Meisterschaft erinnerte an jenes, das Sergio Agüero vor zehn Jahren erzielt hatte. Der Argentinier traf damals sogar erst in der Nachspielzeit zum 3:2 gegen die Queens Park Rangers - und zum Titel für City. Für Agüero, Rekordtorschütze und längst eine lebende Legende des Clubs, wurde kürzlich eine Statue vor dem Etihad Stadium errichtet. Für Gündogan dürfte es die trotz seiner Heldentat vom Sonntag eher nicht geben.
Noch ist nicht einmal klar, ob der Mittelfeldspieler zur kommenden Saison selbst wieder in Manchester auftaucht. Sein Vertrag bei City läuft noch bis 30. Juni 2023. Die „Daily Mail” berichtete vergangene Woche, dass es Gündogan aufgrund seiner Verdienste freigestellt werde, sich im Sommer nach anderen Optionen umzusehen. Es sei unwahrscheinlich, dass er den Kontrakt verlängere. Dass Gündogan, der 2016 von Dortmund nach Manchester wechselte, diese Saison nur 20 von 38 Liga-Spielen von Beginn an bestritten hat, könnte die These stützen.
Trainer Pep Guardiola, der ebenfalls vor sechs Jahren zu den Skyblues kam und zu dessen ersten Transfers Gündogan damals zählte, waren die angeblichen Abschiedsüberlegungen des Ex-Borussen vor wenigen Tagen völlig neu. Es gebe keinen Gedanken daran, dass Gündogan nicht mehr da sein könnte, hatte Guardiola vor der Partie gegen Aston Villa gesagt. Die Gerüchteküche dürfte nun womöglich aber noch mehr brodeln als vorher. Seinen Marktwert hat der Nationalspieler als Matchwinner und Meistermacher vermutlich nochmal gesteigert. Nun wird's spannend, welches Kapitel die Gündogan-Geschichte als nächstes bereithält.
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