AboAbonnieren

Für TM Motorsport wird es jetzt dramatisch

Lesezeit 4 Minuten

MOTORSPORT. Seit 1981 fährt Klaus Müller, Chef von TM Motorsport Euskirchen, Rennen. Doch nun sieht es so aus, als ob er seine Karriere ganz anders als geplant beenden wird. Verzweifelt, ratlos, resignierend. Freitag auf dem Nürburgring der Höhepunkt einer „Seuchen-Serie“: Kolnenfraß an vier von sechs Kolben. Noch kein Rennen in dieser Saison bestritten.

Die letzten zwölf Monate waren die Hölle für Müller. Das Team bekommt den 2005 neu aufgebauten BMW GT R3 einfach nicht richtig ans Laufen. Größter Feind ist ein Kolbenfresser, dessen Ursachen man nicht kennt, der das Team aber bereits erhebliche Euros gekostet hat. In diesem Jahr konnte man noch kein Rennen bestreiten, war Freitag aber voller Hoffnung zum „Ring“ gefahren, um bei der Deutschen Langstreckenmeisterschaft einzugreifen.

Man glaubte, die Probleme mit den Einspritzdüsen im Griff zu haben, hatte freitags - wenn auch mit gebremstem Schaum - trainiert, den Wagen zur Abnahme gebracht und sah dem offiziellen Training positiv entgegen. Danach ließ man den Motor nochmals etwas laufen und dann die Hiobsbotschaft von Helmut Abels an Müller: „Wieder Geräusche.“ An einen Start war nicht zu denken. In Müllers Werkstatt wurde der BMW Samstag auseinander genommen. Ergebnis: Vier von sechs Kolben waren „gefressen.“

Müller war verzweifelt: „Wir haben keinen grünen Schimmer, woran das liegt. Wir haben nicht geschlampt, alle Parameter stimmten, die Programmierung war in Ordnung, im Vorfeld haben wir mit verschiedenen Ingenieuren die Probleme besprochen, und nun das...“

Dass Müller insgeheim seinem alten BMW Coupe nun hinterher trauert, versteht sich von selbst. Mit dem ehemaligen Wagen von Yolanda Surer war er mit Helmut Abels besonders erfolgreich gewesen. Man hatte die Klassenwertung bei der Langstrecke gewonnen, bei den „24h“ Klassensiege erzielt, war zwei Mal bei BMW unter die 15 besten Privat-Teams der Welt gekommen und ausgezeichnet worden.

Sponsoren, vor allem Hauptsponsor AEZ, honorierten dies natürlich, denn der rollende rote BMW mischte ja immer an der Spitze mit. Als Müller sich dann entschloss, mit einem stärkeren „Geschoss“ vorne mitmischen zu wollen, begann das Unheil. Er schaffte sich das ehemalige STT-Auto von Europameister Jörg Müller an. Baute den BMW (3 Liter) GT R3 in Monate langer Arbeit auf. Als die Saison 2005 startete, begann alles mit Pleiten. Und als man bei den „24 Stunden“ bereits nach zwei Rennrunden einpacken musste, machte auch der Sponsor ein langes Gesicht. Erst in den letzten drei Rennen rollte der BMW, aber da war die Saison ja bereits „gegessen“.

„Ich will nicht wie ein Depp hinterher fahren oder nur das Starterfeld auffüllen“, legte Müller für 2006 die Messlatte hoch. Denn mit 340 PS könne man in der Klasse nichts ausrichten, 385 PS müsse der BMW schon bringen, um vorne mitfahren zu können. Also: neuer Motor mit allem, was dazu gehört. War es 2005 die Getriebeglocke, die den meisten Ärger verursacht hatte, so waren es nun die Einspritzdüsen. Bei extremer Belastung bekam der Motor zu wenig Benzin, fand man heraus.

Und steckte bereits den ersten Kolbenfresser ein. Während die Konkurrenz fleißig Rennrunden drehte, tüftelte man bei TM Motorsport und schien nun auch, nach einem Besuch auf dem Prüfstand, die Lösung gefunden zu haben - mit neuen Einspritzdüsen. Doch Freitag dann der Schock: vier Mal Kolbenfraß, obwohl man sicher war, alles richtig gemacht zu haben. „Der ganze Spaß hat mich in den letzten Wochen nicht nur viereckiges Geld gekostet, auch die komplette Freizeit ist drauf gegangen,“ sagte ein frustrierter Team-Chef, dessen Mitarbeiter ebenfalls enttäuscht sind.

Doch wie geht es weiter? Müller („meine Nerven sind kaputt“) gibt sich nur noch eine Galgenfrist von vier Wochen bis zum nächsten Rennen: „Wir werden jetzt alles analysieren und versuchen, den Fehler auszumerzen. Aber wenn es dann beim nächsten Rennen nicht klappt, dann ist Schluss.“

Enorm viel Geld habe er in den Wagen gesteckt, viel Geld verbraucht, das teils auch für das 24-Stunden-Rennen eingeplant war. „Wenn es in vier Wochen nicht klappt, kommt ne Plane über den Wagen, das war es dann...“, sagt er vorausschauend. Wegen des Rennsports, auch wenn er noch so verrückt nach Racing ist, werde er sich nicht in den finanziellen Ruin stürzen, seine Firma gefährden oder die Familie vernachlässigen. Dann müsse eben Schluss sein.

Das nächste Rennen findet am 20. Mai statt.