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Ein Vermittler zwischen den Völkern

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Die glänzenden Augen der Fans machen ihn froh. Raouf Khammassi, Besitzer der Decksteiner Mühle, zweier Autobahnrastbetriebe sowie diverser anderer Gastronomieunternehmen, überlässt zum Confederations Cup die Geschäfte Ehefrau Raja und Bruder Ilies. Der Fußball geht vor, und vor allem seine Landsleute, die zu Tausenden zu dem Sportereignis nach Köln gekommen sind. „Wir haben Fahnen ausgegeben und Instrumente, damit sie richtig Stimmung machen können“, berichtete der 57-Jährige.

Der erfolgreiche Geschäftsmann mit Wohnsitz im Hahnwald lebt seit 1968 in Deutschland. Regelmäßig besucht er seine Geburtsstadt Tunis (seit 1964 Partnerstadt von Köln), wo er weiterhin politisch tätig ist. Als Verbindungsmann der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft in Tunis sorgt er seit Jahren für eine möglichst lebendige Ausgestaltung der Städteverbindung, und dieser Tage hielt er sich meist im Hauptquartier der Tunesier im Hilton auf, das inzwischen die Japaner übernommen haben, um zwischen tunesischen Fans, Mannschaft und Deutschen zu vermitteln. In der Empfangshalle des Hotels verfügte er über einen Schreibtisch samt Computerbildschirm und Telefon.

So war er selbstverständlich ein enger Kontaktmann beim Zusammentreffen von Tunesiens Botschafter Moncef Ben Abdallah mit Franz Beckenbauer am ersten Spieltag. „Etwa 5000 Tunesier leben zurzeit hier in der Domstadt“, sagt Khammassi. „Sie haben zum Confederations Cup die Unterstützung von 2000 aus Tunesien angereisten Fans und fußballbegeisterten Landsleuten aus Frankreich, Belgien und vielen anderen Teilen Deutschlands.“ Auch seine beiden Söhne, der 20 Jahre alte Fehmi und der 17 Jahre alte Jessin, sind im Fußballfieber. Der ältere moderiert jeden Sonntag als Korrespondent eines tunesischen Senders auf Deutsch die Bundesliga. Raouf Khammassi hat in Dortmund Betriebswirtschaft studiert und sich zum Hoteldirektor hochgearbeitet. 20 Jahre lang leitete er das Countryhotel Dernbach im Westerwald. „In jedem Betrieb hatte ich eine Fußballmannschaft.“

Dass die tunesische Nationalmannschaft beim Confederations Cup zwei Mal in Köln auflief und dabei auch noch gegen die Deutsche Nationalelf antrat, sei kein Zufall gewesen. Wer wie wo seinen Einfluss habe spielen lassen, mag er aber nicht verraten.

Jedenfalls hatte er seine Finger bei der Feier im Mediapark im Spiel: Für die kulturelle und kulinarische Präsentation seiner Heimat hatte Khammassi einen 5,40 mal 2,40 Meter großen Topf herbeischaffen lassen. Darin garte der landestypische Couscous. Ein Sieb im Topfinnern hält Gries, der so den Dampf der Soße aus Lammfleisch (hier 300 Kilogramm), Kartoffeln (140 Kilo) und Gemüse aufnimmt. Das schmeckte nicht nur dem OB, sondern 3000 Gästen. So erreicht Khammassi kulinarisch eines seiner größten Ziele: Menschen zueinanderzubringen. Seine Erkenntnis: „Völker verständigen sich besser als Politiker.“