Firmenich – „Verzäll me nix, äve sach me alles!“, das sei die Maxime für sein frisch erschienenes Werk „Platt öss prima! II“, erklärte Manfred Lang den 60 Gästen in der Churchill-Lounge der Firmenicher Zikkurat. Dort stellte er sein neues Buch vor.
Dank seiner prägnanten Sprache spare der Eifeler in seinem Leben zig Brockhaus-Bände an Wörtern, scherzte Lang und hatte sofort ein Beispiel auf Lager.
Dem Standesbeamten ein uneheliches Kind zu erklären, dauere im Hochdeutschen recht lange. Auf Platt habe die Hellenthaler Großmutter dafür nur 20 Sekunden gebraucht: „Oss Änn: Fuffzehn mohl op de Kirmes - nühs. Oss Draut: eehmool Katholikendaach - dä!“ Dass er ein waschechter Eifeler ist, muss Manni Lang allerdings niemandem mehr beweisen. Das ist durchaus bekannt.
Seit 40 Jahren tritt er in seiner Muttersprache auf und ist Moderator diverser Veranstaltungen - häufig im Zusammenhang mit dem Thema „Eifel“. Zudem ist der Journalist als „Ständiger Diakon mit Zivilberuf“ im Bistum Aachen tätig.
Kein Wunder also, dass die ersten 3.000 Exemplare seines „heiteren Lehrgangs in Nordeifeler Mundart“ mit dem Titel „Platt öss prima!“, der im Dezember 2008 erschien, innerhalb eines guten Jahres ausverkauft war.
So kam im Januar 2010 die zweite Auflage in die Buchläden. Dies animierte den gebürtigen Bleibuirer dazu, einen zweiten Band zu schreiben. Seine Geschichten-Sammlung „Eifel-Winter“, die im November 2010 erschien, war sogar innerhalb von fünf Wochen vergriffen.
Lang weiß, worüber er schreibt, denn er ist „Muttersprachler“. „Bei uns zu Hause wurde nur platt gesprochen. Dementsprechend ,gut' war ich auch anfangs in der Schule“, bekannte er bei der Buchvorstellung.
Für die Eifeler Sparsamkeit beim Sprachgebrauch hatte er noch weitere Beispiele parat. So sei einmal ein altes, kleines Mütterchen nach einer von ihm moderierten Veranstaltungen zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, ob er ein himmlisches Wesen mit nur einem Buchstaben kenne. Ihre Antwort, als Lang verneinte: „Jott.“ Lang wusste auch zu berichten, dass der Eifeler zum eigenen Hochzeitstag höchstens drei Wörter verwende - die „Mannslück“ wohlgemerkt. Am Traualtar antworte er auf die Frage des Pastors, ob er die anwesende Billa Schmitz ehelichen wolle: „Jooh.“ Dies sei im Übrigen keinesfalls mit dem verbindlichen „Ja“ zu verwechseln.
Das zweite Wort spreche der Eifeler an der Hochzeitstafel: „Pross!“ Das dritte und letzte Worte komme aus seinem Mund, wenn er die Braut abends zum Hochzeitsbett führe: „Da jö!“ („Dann mal los.“) Viele Wörter hat der Eifeler laut Lang hingegen für eine zünftige Schlägerei. 32 Wörter von „Mannze“ über „Tachele“ und „Verbläue“ bis „Zoppe“ listet der Autor in seinem Buch auf.
Wie bereits im ersten Band erklärt der Autor dem Leser die Ausdrücke kolumnenartig in amüsanten Zusammenhängen. Dabei geht er nicht nur auf die Sprache an sich ein, sondern auch auf den Eifeler an sich.
So wird der Leser etwa gewahr, wie sich die Wahlener „Krohe“ (Krähen) und die „Märmarene Pöhl“ (Marmagener Zaunpfähle) gegenseitig beschimpfen. Auf 27 Fotos dokumentieren die Mitarbeiter seiner Agentur „ProfiPress“ zudem Eifeler Menschen und Szenen.
So weit verbreitet wie die gefragten Eifelkrimis sind Langs Werke aber nicht. „Die Sprache hat eine natürliche Grenze“, weiß er. „Zu einer Lesung zwischen Nürburgring und Mayen sind einmal nur drei Zuhörer gekommen. Das habe ich vorher geahnt.“
Die Sache mit dem „jäll Jülsch“
Grenzen zeigen sich auch im Kleinen. So sei er einmal von einem Bewohner Antweilers gefragt worden, was eine „jäll Jülsch“ sei. Darauf wusste er keine Antwort. Er zog den Platt-Experten Hermann-Josef Kesternich aus Kreuzweingarten, einem Nachbarort Antweilers, zurate. Kesternich - neben Fritz Koenn und Manfred Konrads einer der drei „Gewährsmänner“ Langs - wusste die Antwort: eine Goldammer.
Das Buch „Platt öss prima! II“ erscheint im Buchverlag KBV von Manfred Langs Freund und Krimiautor Ralf Kramp. Für 9,20 Euro ist es seit dieser Woche im Buchhandel erhältlich.