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DOSB-Chef zu Olympia-Bewerbung: „Zuerst Warum klären”

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Frankfurt/Main – Der Deutsche Olympische Sportbund will sich auf der nächsten Mitgliederversammlung im Dezember in Baden-Baden mit dem Thema Olympia-Bewerbung konkreter beschäftigen.

„Wir erarbeiten gerade, wie ein möglicher Prozess hin zu einer Bewerbung aussehen kann”, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert im Interview mit „Sport-Bild”. Dies führe aber nicht automatisch zu einer Bewerbung. Er habe aber nie verheimlicht, dass er sich Olympische Spiele in Deutschland wünsche. „Aber bevor wir über das Wo, Wann und Wie sprechen, müssen wir zuerst das Warum klären”, meinte Weikert.

Natürlich mache man sich Gedanken über Olympische Spiele in Deutschland, ob Winter oder Sommer, so Weikert auf sportschau.de. Entscheidend sei bei einer möglichen Olympia-Bewerbung der Punkt Nachhaltigkeit: „Ich denke, das IOC hat das sehr wohl begriffen und jetzt auch mit den neuen Vergaben umgesetzt. Zum Beispiel nach Brisbane. Dort werden auch Stätten benutzt, die schon da sind. Und natürlich wird das in Zukunft auch so sein, dass man gar nichts anderes mehr machen darf, kann und auch will.”

Das müsse Deutschland umsetzen und befolgen, „sonst brauchen wir überhaupt nicht anzutreten. Und es ist ja auch sinnvoll in der heutigen Zeit, das so zu tun”, betonte der DOSB-Chef.

NOlympia-Bündnis weiter kritisch

Die aktuelle Euphorie um die European Championships in München sieht die Sprecherin des Bündnisses NOlympia, Katharina Schulze, nicht als Legitimation für Olympische Spiele in Deutschland. „Sport ist großartig, deswegen kann ich es verstehen, dass manch einer erneut von einer Olympiabewerbung träumt”, sagte Schulze, die auch Chefin der Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag ist, der Deutschen Presse-Agentur in München. Der Staat sollte sich lieber zuerst um die dauerhafte Instandhaltung der vielen Sportstätten und den Breitensport kümmern, anstatt Olympiaträume zu verfolgen.

„Die Rahmenbedingungen haben sich seit den letzten Bewerbungen nicht verändert: Das IOC ist immer noch das gleiche, inklusive Knebelverträge, die die finanziellen Risiken auf die Austragungsorte abwälzen nach dem Motto "Gewinne behalten wir, Verluste tragen die anderen"”, betonte Schulze. Zudem betreibe das IOC eine massive Kommerzialisierung der Spiele.

„Das Bündnis NOlympia München hat sich vorsorglich nicht aufgelöst. Falls es zu einer erneuten Bewerbung für Olympische Spiele kommen sollte, braucht es wieder einen Bürger- oder Volksentscheid”, sagte Schulze. Eine Bewerbung und Austragung von Olympischen Spielen bedeute sehr hohe Kosten und beinhaltet massive Eingriffe vor Ort.

Weiter: Die Zeit für Olympische Winterspiele sei in Deutschland auf jeden Fall vorbei. „In Zeiten der fortschreitenden Klimakrise so ein Großevent in unseren Alpen zu veranstalten, ist nicht zeitgemäß.”

Dagegen stünden die European Championships für ein Konzept, welches auf Gigantomanie verzichte, die Wettkämpfe fügten sich gut in die Stadt ein, so Schulze. Im Vergleich zu den Milliardenkosten für die Austragung von Olympischen Spielen seien die 100 Millionen Euro Zuschüsse für nicht durch Ticket-Einnahmen gedeckten Etats wenig. Zudem stünde die Förderung schon seit 2019 fest.

© dpa-infocom, dpa:220817-99-415650/4 (dpa)