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Bayern in der Ergebniskrise: Müller „das erste Mal sauer”

Lesezeit 3 Minuten

München – Manuel Neuer und Joshua Kimmich stapften nach einer schnellen Dusche genervt und wortlos an den Reportern vorbei. Auch Wortführer Thomas Müller war am Samstagabend nach dem 2:2 (1:0) des FC Bayern gegen einen sich mit einem späten mutigen Auftritt belohnenden VfB Stuttgart verärgert.

„Heute bin ich das erste Mal in dieser ganzen Spielzeit sauer - und zwar sauer auf uns selbst”, sagte der Angreifer im Interview des TV-Senders Sky. Drei Tage vor dem großen Champions-League-Abend gegen den FC Barcelona und Robert Lewandowski wurde die Vorfreude in München erstmal gedämpft. „Wir müssen schon zwei Gänge hochschalten, gegen Barcelona sogar drei”, mahnte Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit Blick auf den 13. September. Auch er verließ die Allianz Arena „sauer”.

„Sechs Punktefehlen. Das sind mindestens vier zu viel”

In der Fußball-Bundesliga ist der deutsche Serienmeister nach dem dritten Unentschieden am Stück endgültig in eine Ergebniskrise geschlittert. Dass man zumindest bis Sonntagabend den SC Freiburg wieder an der Spitze ablöste, milderte den Ärger von Trainer, Bossen, Spielern und den Bayern-Fans unter den 75.000 Zuschauern nicht.

„Es sind natürlich sechs Punkte, die uns fehlen. Das sind mindestens vier zu viel”, sagte Salihamidzic: „Wir sind gewarnt.” Aber es sei auch noch sehr früh in der Saison. „Da ist noch nichts passiert”, bemerkte der Sportvorstand. „Heute habe ich das erste Mal das Gefühl, dass wir was hergeschenkt haben”, kommentierte derweil Müller.

So sah das auch Trainer Julian Nagelsmann, der seine Startelf nach dem 2:0 beim Champions-League-Auftakt gegen Inter Mailand gleich auf sechs Positionen verändert hatte. „Wir müssen das dritte Tor machen, dann ist das Spiel durch”, klagte der 35-Jährige. „Wenn du 2:2 spielst, ist das nicht gut”, urteilte Abwehrchef Matthijs de Ligt.

Tel jüngster Torschütze in Bayerns Bundesliga-Geschichte

Die Teenager Mathys Tel (36. Minute), der im Alter von 17 Jahren und 136 Tagen zum jüngsten Torschützen in Bayerns Bundesliga-Geschichte avancierte, und Jamal Musiala (60.) brachten den Serienmeister zweimal in Führung. Erst glich für die Stuttgarter Remiskönige der eingewechselte Chris Führich (57.) aus. Und in der Nachspielzeit verwandelte Neuzugang Serhou Guirassy einen von de Ligt an ihm verschuldeten und nach Videobeweis zuerkannten Foulelfmeter nervenstark. „Der Punkt ist verdient. Ich bin mit Leistung und Ergebnis zufrieden”, sagte VfB-Trainer Pellegrino Materazzo.

Der wuchtige Mittelstürmer Guirassy hatte vor seinem Elfmeter bereits krachend an die Latte geschossen (74. Minute). Außerdem wurde dem VfB-Neuzugang ein Treffer nach Videobeweis aberkannt (51.). Führich hatte beim Ballgewinn im Strafraum Joshua Kimmich am Trikot gezupft. „Ich glaube, es ist ein Kann-Entscheidung”, sagte Nagelsmann zu der Szene. Den Elfmeter bezeichnete der Bayern-Coach als gerechtfertigt.

Salihamidzic: „Du kriegst nichts geschenkt”

Die Stuttgarter ärgerten die Münchner Stars mit einem bissigen und mutigen Auftreten. Dazu hatten sie in Florian Müller einen starken Torwart. „Wir haben nie aufgegeben und dran geglaubt”, sagte er.

Das Umschalten von Königsklasse auf Bundesliga-Alltag gelang den Bayern auch nur wirklich in der guten Phase zwischen der 30. und 60. Spielminute. Davor und danach fehlte viel, vorne Abschlussstärke und insgesamt Souveränität. Die mit Musiala, Gnabry und Sturmjuwel Tel neuformierte Offensive ohne die diesmal nur eingewechselten Sadio Mané und Leroy Sané harmonierte nur in einzelnen Aktionen.

Der Zauber der ersten Saisonwochen ist jedenfalls weg - zumindest in der Bundesliga. „Du kriegst nichts geschenkt”, mahnte Salihamidzic: „Das war kein gutes Spiel von uns. Das reicht einfach nicht. Es war viel zu wenig Bewegung, zu wenig Intensität. Es muss besser werden.”

© dpa-infocom, dpa:220910-99-707541/3 (dpa)