Auf Baumanns Spuren: Mohumed will in die Weltspitze
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Eugene – Mohamed Mohumed ist eines der größten Lauftalente der deutschen Leichtathletik. Sein Name wird schon in einem Atemzug mit dem legendären Dieter Baumann genannt.
Dem deutschen Rekord des 5000-Meter-Olympiasiegers von 1992 ist der 23-jährige Dortmunder bereits nahe gekommen. Bei der WM in Eugene will er in die Weltspitze aufsteigen. „Ich möchte unbedingt ins Finale kommen und eine Top-Acht-Platzierung machen”, kündigte der selbstbewusste Sohn somalischer Eltern an, der in der Nacht zum Freitag (3.10 Uhr MESZ/ZDF) seine WM-Premiere im Vorlauf über 5000 Meter feiern wird.
In der europäischen Bestenliste liegt Mohumed mit 13:03,18 Minuten über 5000 Meter an zweiter Stelle. Nur Baumann war schneller, er ist seit 25 Jahren deutscher Rekordhalter mit 12:54,70 Minuten. Mohumed lief seine Zeit Anfang Mai im kalifornischen San Juan Capistrano, wo er Zweiter hinter Jakob Ingebrigtsen wurde. „Da habe ich gesehen, dass ich mithalten kann - er ist ja Olympiasieger”, sagte Mohumed. „Als ich ihm 2017 das erste Mal begegnete, war er sehr langsam und sagte, er müsse mehr trainieren”, berichtete der von dem jungen Deutschen beeindruckte Norweger und stellte fest: „Das hat er getan.”
Obwohl er seine Bestzeit bei dem Rennen um fast 14 Sekunden steigerte, spricht der geborene Mönchengladbacher von einer „plausiblen Entwicklung”. Es sei „kein Riesensprung” gewesen, weil sein Trainer Pierre Ayadich ihn behutsam aufgebaut habe. „Ich hoffe, es geht so weiter, und ich kann in absehbarer Zeit die Schallmauer von 13 Minuten durchbrechen und den deutschen Rekord aufstellen”, sagte der zweimalige deutsche Meister über fünf Kilometer. Zum Laufrepertoire von Mohumed gehören noch die 10 000 und 1500 Meter.
Behutsam aufgebaut
Im vergangenen Jahr sammelte er bei den Olympischen Spielen in Tokio auf der großen Sportbühne erste Erfahrungen und schied im Halbfinale über 5000 Meter als Zwölfter aus. Den ersten internationalen Titel gewann er bei den U20-Europameisterschaften im Crosslauf. „Das ist so ein Junger, den wir 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris im Leistungsbereich Endkampf gern sehen würden”, sagte Annett Stein, Cheftrainerin der Deutschen Leichtathleten, in Eugene.
Die Karriere von Mohumed ist recht steil nach oben gegangen, obwohl er ein Spätstarter war. „Ich begann erst mit 16 Jahren mit dem Laufen”, sagte er. „Vorher habe ich Fußball gespielt und fand Laufen langweilig.” Zu einer Antriebskraft in seinem Sportlerleben wurde der britische Ausnahmeläufer Mo Farah, dem 2012 und 2016 das Gold-Double bei den Sommerspielen über 5000 und 10 000 Meter gelungen war.
„Er ist ein enormes Vorbild und hat mich extrem geprägt und motiviert”, sagte Mohumed. „Was er erreicht hat, davon träumt jeder Läufer.” Wie Mohumeds Eltern ist Mo Farah in Somalia geboren, ein Land, das die deutsche Leichtathletik-Hoffnung selbst nicht kennt. Die Mutmaßungen über eine Doping-Vergangenheit des britischen Läufers sind auch Mohumed nicht fremd. „Er ist der Mann, der die Läuferszene geprägt hat”, befand er. „Jeder findet ihn cool, aber wenn man solche Geschichten hört, hofft man, dass er nichts damit zu tun hat.”