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Abschied voller Wehmut

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BONN. Er musste sich schnell entscheiden, bereut hat Dr. Josef Schaaf den Entschluss keine Sekunde. Denn noch in der Probezeit verließ der junge Chemiker seinen damaligen Arbeitgeber, die Salzgitter AG, und wechselte zur Feuerwehr.

Nach 24 Jahren nimmt der 60-jährige Leitende Branddirektor seinen Abschied als Chef der Bonner Feuerwehr. „Mit zwiespältigem Gefühl“, räumt er gestern leicht unruhig ein.

Begonnen hat Josef Schaafs Laufbahn als Chemielaborant, auf dem zweiten Bildungsweg holte er das Abitur nach, um Chemie-Ingenieur zu werden und an der Universität Köln zu promovieren. „Die Abendschule möchte ich am liebsten vergessen, zum Glück musste ich nur zwei Jahre machen“, erzählt der geborene Bonner.

Über seine Zeit bei der Berufsfeuerwehr sagt der Feuerwehrmann: „Man ist immer froh, wenn nichts passiert“, und erinnert an einem Güterzug aus Mailand, mit dem er es zu Beginn seiner Karriere zu tun bekam. „Wo der Zug lang fuhr, beschwerten sich Anwohner: ,Es stinkt! “ In Bad Godesberg kam der Chemiezug schließlich zum Halten, und Schaaf stellte erschrocken fest, dass die Papiere nicht zur Ladung passten. Der promovierte Chemiker roch den Betrug förmlich: „Das, was in den Ladepapieren stand, riecht anders.“ Grund für den Gestank waren beschädigte Verplombungen, durch die Vibrationen traten während der Fahrt Chemikalien aus. Als der Lokführer das alles erfuhr, weigerte er sich, den Zug aus dem Stadtgebiet zu fahren: Ihm wurde schlecht. „Sabotage von A bis Z“, regt sich Schaaf noch heute auf. Ein bisschen Glück wie bei diesem Einsatz gehöre eben dazu zum Leben als Feuerwehrmann, sagt der Branddirektor.

Zu den kuriosen Einsätzen zählt jener, als in Buschdorf Anfang der 80er Jahre Spatzen von den Dächern fielen, die aus einem ganz bestimmten Kornacker gekommen waren. Anwohner und Feuerwehr waren sich sicher: Gift! Der Chemiker Schaaf untersuchte die Sache auf seine Weise und nahm einige Körner in den Mund. „Nee, is kein Gift“, befand er, spuckte aus und blickte in die Gesichter herzlich lachender Kollegen. „Einer hat sogar einen Lachkrampf bekommen“, erinnert sich Schaaf und fährt mit einem Schmunzeln fort: „Wir hatten ja noch nicht diese Messgeräte.“

Nun möchte sich der Pensionär endlich einmal um sein Grundstück in Brühl kümmern: „Da brauche ich allein zwei Jahre zum Aufräumen. Das fängt beim Fischteich an und hört beim Eselstall auf.“ Er ist sich sicher: „Im nächsten Leben mache ich keine großen Umwege mehr. Da werde ich sofort Feuerwehrmann.“

Zum Schluss des Gesprächs steigt Josef Schaaf noch einmal ins Feuerwehrauto und lässt sich fotografieren, ein Lächeln mag ihm angesichts des Ruhestandes nicht recht gelingen.

Heute verabschiedet sich Josef Schaaf von Kollegen und Freunden der Wehr in der Sporthalle der Feuerwache 1 . Ein Ehrengeleit holt den scheidenden Feuerwehrchef zu Hause ab, von der Stadtgrenze an begleiten mehrere Bonner Löschzüge die Fahrt zur Feuerwache.