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Waldzustandsbericht 2023Dem Wald in NRW geht es weiter schlecht

Lesezeit 3 Minuten
Abgestorbene Fichten stehen im Nationalpark Eifel im Kermeter.

Abgestorbene Fichten stehen im Nationalpark Eifel im Kermeter.

Trotz des vielen Regens haben drei Viertel der Bäume mittlere bis starke Verluste von Nadeln und Blättern. Einzig der Zustand der Fichten hat sich ein wenig gebessert.

Der ausgiebige Regen in diesem Jahr hätte den Waldbäumen in NRW ideale Wachstumsbedingungen bescheren müssen. Dennoch geht es den Wäldern anhaltend schlecht. „Wir erleben die größten flächigen Waldschäden seit dem Bestehen Nordrhein-Westfalens“, sagte NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) am Donnerstag bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes.

Wie ist der Zustand der Wälder?

In diesem Jahr haben laut dem Bericht nur 25 Prozent der untersuchten Waldbäume keine Kronenverlichtung. Das bedeutet, dass nur ein Viertel der Bäume gesunde Baumkronen hat. 2022 seien noch etwa 28 Prozent der Bäume völlig gesund gewesen. 36 Prozent (2022: 34 Prozent) der Bäume weisen dem Bericht zufolge mittlere und 39 Prozent (2022: 38 Prozent) sogar starke Verluste von Nadeln und Blättern auf.

Sorge bereitet der Landesregierung nicht nur der Blick in die Baumkronen, sondern auch auf den Waldboden. „Die Wurzel-Verluste aus den Dürrejahren werden nicht in wenigen Monaten ausgeglichen. Dazu kommt der Befall durch Insekten und Pilze“, so Gorißen.

Der Waldzustandsbericht 2023

Der Waldzustandsbericht 2023

Welche Bäume leiden besonders?

Von den vier Haupt-Baumarten in NRW – Eiche, Buche, Kiefer und Fichte – habe sich 2023 nur der Zustand der Fichten verbessert, den anderen gehe es deutlich schlechter. sagte Ralf Petercord, Waldexperte im Landwirtschaftsministerium. Der positive Trend bei den Fichten habe aber einen traurigen Hintergrund: Die älteren Fichten seien inzwischen fast alle abgestorben, die jungen Fichten deutlich vitaler. Dass der Borkenkäfer in NRW nicht mehr so wüten kann wie in den Vorjahren, hänge ebenfalls mit dem Schwund der Fichten zusammen.

Silke Gorißen (CDU), Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, zeigt einen Querschnitt einer Esche, an der mithilfe von Nadelköpfen das verringerte Wachstum dargestellt wird.

Silke Gorißen (CDU), Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, zeigt einen Querschnitt einer Esche, an der mithilfe von Nadelköpfen das verringerte Wachstum dargestellt wird.

Der Zustand der Eichen hat sich stark verschlechtert. Nur sieben Prozent der Eichen sehen gesund aus. 2022 waren es noch 14 Prozent, also doppelt so viele. Die Buche leidet wie in den Vorjahren besonders unter der Trockenheit. Nur ein Fünftel, also 20 Prozent, ist gesund – 2022 waren es noch 24 Prozent. Die Kiefer reiht sich ein in diese Katastrophenbilanz: Nur noch zwölf Prozent dieser Bäume seien gesund, so die Landesregierung.

Warum hilft der Regen nicht?

Ein nasses Jahr ist offenbar zu wenig für eine Trendwende. „Die Witterungsextreme der vergangenen fünf Jahre haben zu extremen Waldschäden geführt“, führte Gorißen aus. Sie meint damit Hitze, Stürme, Trockenheit sowie den Borkenkäfer. In den kommenden Jahren müsse in NRW eine Fläche von 142 500 Hektar wieder bewaldet werden, weitere 250 000 Hektar Waldfläche müssten besser an die Folgen des Klimawandels angepasst werden.

Ist Besserung in Sicht?

Das halten Experten für möglich. Das schlechte Gesamtergebnis 2023 erkläre sich durch die langsame Reaktion der Wälder auf die Niederschläge der vergangenen Monate“, so Ralf Petercord. Die Zahl der Knospen und damit die Zahl der Blätter sei schon 2022 „vorbestimmt“ gewesen, also in einem trockeneren Jahr. Petercord rechnet wegen des nassen Jahres 2023 mit einer „deutlichen Verbesserung“ bei Knospen und Blättern im kommenden Jahr.

Wie muss sich Wald entwickeln?

Favorisiert werden in NRW „klimaresiliente Mischwälder“ mit jungen heimischen Bäumen und mit Bäumen aus anderen Klimazonen, zum Beispiel Atlas- und Libanonzeder, Baumhasel, Mammutbaum oder Hemlocktanne.

Was sagen Naturschützer?

Heide Naderer, Vorsitzende des Naturschutzbundes NABU in NRW, fordert ein neues Landeswaldgesetz, das auf Ökologie und Naturverträglichkeit setzt. Für einen erfolgreichen Schutz der biologischen Vielfalt sowie einen wirksamen Klimaschutz brauche NRW zudem mehr Wälder ohne Holznutzung. „Dazu sollten zehn Prozent der Waldfläche in NRW in Wildnisentwicklungsgebiete umgewandelt werden“, so Naderer.

Hilft NRW den Waldbesitzern?

NRW erleichtere den Umbau zu Mischwäldern durch eine „Wiederbewaldungsprämie“: Für 400 gepflanzte Bäume gebe es 800 Euro Unterstützung pro Hektar, versicherte Ministerin Gorißen. Allerdings fühlen sich viele Betroffene von der Förder-Bürokratie überfordert. Ministerin Gorißen bittet um Verständnis für die „komplexen“ Förderanträge. Der sorgsame Umgang mit Steuergeld mache dies nötig. Weitere Informationen unter www.waldinfo.nrw