Die Olympischen Spiele in Paris könnten laut einer Studie vom Zentrum für Sportrecht und -wirtschaft ungefähr neun Milliarden Euro einbringen und damit die Kosten decken.
Milliarden erwaretetWie rentabel werden die Olympischen Spiele?
Es ist eines der gängigen Argumente der Gegner der Olympischen Spiele in Paris ab dem 26. Juli: Sie seien viel zu teuer. Öffentliche Gelder würden verbraten, ohne dass die Rechnung jemals ausgeglichen werde. Wohnungsbesitzer in der französischen Hauptstadt vermuteten, dass auch die starke Erhöhung der Grundsteuer um mehr als 50 Prozent im vergangenen Jahr mit der sportlichen Großveranstaltung zusammenhänge – was das Rathaus klar verneint hat.
Das Organisationskomitee hält den Kritikern entgegen, dass die Pariser Spiele im Vergleich zu vorherigen Ausgaben in anderen Metropolen sogar besonders sparsam und nachhaltig seien. Dauerhaft kämen sie der Hauptstadtregion und vor allem den nördlichen Vororten zugute, wo das Olympische Dorf steht, das später in ein modernes Stadtviertel umgewandelt wird.
70 Bauten für 4,5 Milliarden EuroEine Studie zu den voraussichtlichen Auswirkungen der Olympischen und Paralympischen Spiele, durchgeführt vom Zentrum für Sportrecht und -wirtschaft (CDES) in Limoges, stützt diese Lesart. Bei ihrer Veröffentlichung in dieser Woche verwies der Organisationschef der Pariser Spiele, Tony Estanguet, auf das Gesamtbudget des Komitees von 4,4 Milliarden Euro, welches komplett aus privaten Mitteln gespeist werde. Der Staat unterstütze lediglich die Paralympischen Spiele mit 171 Millionen Euro.
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Darüber hinaus betrage das Budget der staatlichen Organisation Solideo, die den Bau von 70 olympischen Bauten verantwortet, 4,5 Milliarden Euro; davon seien 1,7 Milliarden öffentliche Gelder. „Hierbei handelt es sich um künftige Wohnungen, Schulen, Krippen oder sportliche Einrichtungen, also um Investitionen für die nächsten Jahrzehnte“, so Estanguet. Die eigentlichen Kosten der Spiele seien daher lediglich jene, die die Organisation in Anspruch nehme. Und diese sollen der CDES-Studie zufolge mehr als ausgeglichen werden.
Staatliche Investitionen und erwarteter wirtschaftlicher Zuwachs
Es handle sich um keine Kosten-Nutzen-Rechnung oder Untersuchung der Rentabilität, sondern „der ökonomischen Folgen angesichts eines Zuwachses der wirtschaftlichen Aktivität durch die Ausrichtung der Olympischen Spiele in der Hauptstadtregion, die nicht erzeugt worden wäre, wenn sie anderswo organisiert worden wären“, stellte Christophe Lepetit vom CDES klar. Drei Szenarien wurden ausgearbeitet, nach denen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen auf 6,7, knapp 9 oder sogar auf 11,1 Milliarden Euro belaufen. Während der französische Rechnungshof von Gesamtkosten in Höhe von mindestens drei Milliarden Euro ausgehe, sei ein klarer „Hebel-Effekt“ erkennbar, so Lepetit. Gehe man vom mittleren Szenario aus, „werden für einen Euro öffentlicher Ausgaben drei Euro generiert“.
Die Autoren der Studie legten eine gesamte Zeitperiode von 17 Jahren an, eingeteilt in drei Phasen: jene der Vorbereitung von 2018 bis 2023, der Ausführung 2024 und des Erbes von 2025 bis 2034. Drei große Bereiche betrachteten sie: die Organisation, den Bau von Strukturen für die Spiele sowie den Tourismus.
So wird zwar ein abschreckender Effekt für einen Teil der mehr als zehn Millionen Menschen, die jeden Sommer Frankreichs Hauptstadt besuchen, erwartet; bis zu 22 Prozent könnten aufgrund der besonders hohen Zimmerpreise, überfüllten Transportmittel und Sehenswürdigkeiten ausbleiben. Andererseits kämen zusätzliche Besucher, um die Wettbewerbe zu verfolgen, heißt es. Der Beobachtungsstelle für die Forschung über Mega-Events zufolge gaben Touristen, die zu den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro kamen, im Schnitt doppelt so viel aus wie „gewöhnliche“ Touristen.
Neue Jobs durch die Olympischen Spiele in Paris
Großereignis als Jobmaschine? Das Organisationskomitee möchte, dass in die Betrachtung der langfristigen Auswirkungen der Pariser Spiele auch die sozialen Errungenschaften und die geschaffene Dynamik für den lokalen Arbeitsmarkt mit eingehen. Demnach erzeugt die Veranstaltung insgesamt 181000 direkte Jobs, ob bei privaten Sicherheitsfirmen, im Bausektor oder im Hotel- und Gastronomiegewerbe. Die Ausschreibungen der Solideo gingen zu 88 Prozent an französische Unternehmen, darunter 79 Prozent kleine und mittelständische Betriebe. Auch Wiedereingliederungsmaßnahmen von Menschen ohne Arbeit wurden dabei besonders berücksichtigt.
Welche Auswirkungen das Großereignis letztlich für Frankreich und seine Hauptstadt haben wird, lässt sich erst rückblickend feststellen. Die Organisatoren sind trotzdem überzeugt: Sie werden positiv sein.