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Deutsche Industrie in SorgeTrumps Zollmauer bedroht Automobil- und Stahlsektor

Lesezeit 4 Minuten
Donald Trump will gleich an seinem ersten Amtstag als neuer US-Präsident am 20. Januar die ersten Strafzölle per Dekret einführen.

Donald Trump will gleich an seinem ersten Amtstag als neuer US-Präsident am 20. Januar die ersten Strafzölle per Dekret einführen.

Donald Trumps geplante Zollmauer bedroht die deutsche Industrie mit höheren Importkosten und verstärktem Konkurrenzdruck durch Billigstahl aus Asien.

Dass er eine Zollmauer um die Vereinigten Staaten ziehen will, hat Donald Trump im Wahlkampf immer wieder erklärt. Nun hat der designierte neue US-Präsident klargemacht, dass er diese Drohung gleich am Tag der Amtsübernahme am 20. Januar wahr machen will. Das würde auch die deutsche Industrie, vor allem die Automobilkonzerne, und damit auch unsere Stahlindustrie treffen. Eine weitere Zuspitzung der Absatzkrise käme vor allem für Thyssenkrupp Steel zur Unzeit. Der Konzern hat gerade erst angekündigt, sich von 11.000 seiner 27.000 Beschäftigten trennen zu wollen und steuert auf einen neuen Konflikt mit der Arbeitnehmerseite zu.

Erhöhte Konkurrenzgefahr für deutsche Stahlprodukte

Trump hat in der Nacht zum Mittwoch angekündigt, per Dekret zunächst sämtliche Importe aus den direkten Nachbarländern Kanada und Mexiko mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent belegen zu wollen. Importe aus China sollen mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von zehn Prozent verteuert werden. Da auf Stahl-Importe bereits die Biden-Administration einen allgemeinen Schutzzoll von 25 Prozent beschlossen hat, würden die Aufschläge auf chinesischen Stahl unter Trump auf 35 Prozent steigen.

„Wenn Trump eine Zollmauer hochzieht, wird alles, was jetzt nach Nordamerika geht, nach Europa kommen, auch große Mengen an Billigstahl aus Asien“, warnt Knut Giesler, NRW-Chef der IG Metall, im Gespräch mit unserer Redaktion. Im vergangenen Jahr hat China 95 Millionen Tonnen Stahl exportiert - etwa dreimal so viel wie in Deutschland insgesamt hergestellt wurde. Marktbeobachter sehen den Druck für die chinesische Stahlindustrie, noch mehr zu exportieren, weiter steigen, weil in der Volksrepublik selbst die Nachfrage zuletzt gesunken ist.

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Trumps Strafzölle würden China-Stahl nach Europa umleiten

Verteuert Trump die Importe so sehr, dass die US-Firmen weniger Stahl aus China kaufen, drängt dieser Stahl auf andere Weltmärkte, vor allem nach Europa. Das erhöht nicht nur die schiere Konkurrenz für deutsche Stahlprodukte, es drückt vor allem weiter auf die Preise, die bereits kaum mehr für eine rentable Produktion reichen. Allein in diesem Jahr sank der Preis etwa für eine Tonne Warmband von knapp 760 Euro auf zuletzt gut 550 Euro abgestürzt. Analysten erwarten keine baldige Trendwende, sondern eine Stagnation bis ins Frühjahr hinein. Zusätzlicher Druck infolge einer verschärften Zollpolitik der USA könnte sogar das als zu optimistisches Szenario überholen.

Eine direkte Betroffenheit gibt es zunächst vor allem für die Autoindustrie und ihre Zulieferer, denn sie produzieren auch in Mexiko und Kanada, von wo viele Autos in die USA exportiert werden. Diese würden mit den Zöllen für die Anrainerstaaten der USA teurer und womöglich weniger nachgefragt. Davor warnt bereits der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Die große Sorge ist zudem, ob Trump es dabei belässt oder, wie angekündigt, auch für Europa weitere Strafzölle einführt oder erhöht.

Deutsche Autobauer nach Amerika?

Zur im Wahlkampf von Trump gestellten Forderung, die deutschen Autobauer müssten in Amerika produzieren, wenn sie weiter ihre Autos in den USA verkaufen wollten, betont NRW-Unternehmerpräsident Arndt Kirchhoff gegenüber unserer Redaktion, wie stark die deutschen Autobauer und die Zulieferer, auch seine eigene Kirchhoff-Gruppe, in Amerika präsent seien: „Allein wir haben sechs Werke in den USA, vier in Mexiko und zwei in Kanada.“

Die deutschen Autobauer hätten zum Teil ihre größten Werke in den USA. Deshalb rät Kirchhoff Trump, der sich gern als Dealmaker präsentiert: „Eine Zollmauer hochzuziehen, wäre kein guter Deal!“ Treffen würden die Zölle vor allem die Menschen in den Vereinigten Staaten. Kirchhoff weiß aber auch: Alle Unternehmen, insbesondere der Zulieferbranchen, die keine Produktionen in den Staaten haben, würden neue, höhere Zölle natürlich treffen.

Da Trump nach eigenen Aussagen explizit die deutsche Autoindustrie treffen will, obwohl die längst in den USA produziert, sorgen sich VW, BMW, Mercedes & Co, was noch vom neuen US-Präsidenten kommen könnte. Auch Gewerkschaftschef Giesler sieht durch Trumps neuen Protektionismus vor allem auf die Autoindustrie und ihre Zulieferer sowie die Stahlindustrie große Gefahren zukommen: Denn: „Unsere Stahlindustrie ist zu 50 bis 60 Prozent von der Autoindustrie abhängig.“

Da die direkten Auswirkungen der ersten von Trump angekündigten Zölle gegen Mexiko, Kanada und China die deutsche Industrie zumindest noch nicht direkt betreffen, sind die meisten Verbände und Konzerne noch zurückhaltend in ihren Einschätzungen. So auch die Wirtschaftsvereinigung Stahl, deren Geschäftsführer und Chefökonom Martin Theuringer auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, es sei „zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um eine klare Prognose zu wagen“. Er hofft noch auf eine gemeinsame Linie mit den USA im Kampf gegen Billigstahl aus Asien. „Klar ist, die EU und die USA haben gemeinsame Interessen, insbesondere bei der Bekämpfung der globalen Überkapazitäten im Stahlbereich“, betont er.

Allerdings ahnt der Stahl-Ökonom, dass es wohl anders kommen dürfte: „Zu rechnen ist damit, dass es in den USA zu weiteren Handelsbeschränkungen nicht nur für Stahl, sondern auch für stahlintensive Güter kommt“, befürchtet Theuringer und warnt: „Dies stellt ein weiteres, erhebliches Konjunkturrisiko für das kommende Jahr dar und droht die ohnehin angespannte Situation weiter zu verschärfen.“ Unfaire Subventionen, unlautere Handelspraktiken und klimaschädliche Überproduktionen würden „der Branche auf beiden Seiten des Atlantiks“ schaden – und obendrein die Klimaziele weltweit gefährden.