Wie es aussieht, sind Streiks noch vor dem Jahresende – und damit in der (Vor-)Weihnachtszeit – ziemlich wahrscheinlich.
Kommentar zum drohenden Bahn-StreikDa ist noch viel Luft – nach unten
Eigentlich hatte man denken können, der Jahrestiefpunkt bei der Deutschen Bahn wäre im September erreicht worden. Da sind nur knapp über 58 Prozent aller Fernzüge pünktlich in den Bahnhöfen eingelaufen. Für den Oktober gibt es noch keine aktuellen Zahlen. Aber gleichgültig, wie die ausfallen werden: Mit dem Auftakt der Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und der Lokführergesellschaft GDL ist in den kommenden Monaten noch viel Luft – nach unten. Denn wie es aussieht, sind Streiks noch vor dem Jahresende – und damit in der (Vor-)Weihnachtszeit – ziemlich wahrscheinlich.
Da steht auf der einen Seite Claus Weselsky, seines Zeichens Chef der Lokführergesellschaft. Und das seit bereits seit dem Jahr 2008 und dazu ziemlich erfolgreich. Seine Markenzeichen: deutliche Ansagen und hohe Forderungen. Die sichern seinen Erfolg unter den Bahn-Beschäftigten. Seine Gewerkschaft verzeichnet Mitgliederzuwächse im ewigen Buhlen der beiden Bahngewerkschaften EVG und GDL. Das muss man bei seinen Auftritten immer mitdenken. Nicht umsonst hatte die GDL ihre groben Forderungen für die aktuellen Verhandlungen bereits im Sommer angekündigt – inmitten der laufenden Tarifverhandlungen zwischen EVG und Bahn.
35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich?
Schon in den Tagen vor Verhandlungsbeginn am gestrigen Donnerstag hatte Weselsky harte Bandagen angekündigt. Selbst in den Weihnachtswochen könne es zu Arbeitsniederlegungen kommen. Ein Kernpunkt seiner Gewerkschaftsforderungen: Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich.
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Darauf geht auf der anderen Seite Martin Seiler nicht ein. Immerhin hat der Personalvorstand der Bahn gleich zu Verhandlungsbeginn in Berlin ein Angebot im Gepäck. Nur ist darin eine mögliche Arbeitszeitverkürzung kein Thema.
Das wird nicht reichen. Sicher ist, dass die GDL so schnell und einfach nicht ihre Kernforderung fallen lassen wird. Deswegen stehen schwierige Verhandlungen an.
Beide Parteien werden sich in dieser Frage bewegen müssen, um zu einer Einigung kommen zu können. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Und auf dem dürfte es auch zu Streiks kommen. Pünktlichkeitswerte von 58 Prozent dürften leidgeprüften Bahnfahrern dann vermutlich als paradiesische Zustände erscheinen.