Schauspieler Jürgen Vogel spricht im Interview über Angst, gelebte Rollen – und seine neue Serie „Informant – Angst über der Stadt“.
Jürgen Vogel mit neuer Serie„Ein Mensch, der innerlich zerrissen ist“
In der neuen Thrillerserie „Informant – Angst über der Stadt“ spielt Jürgen Vogel einen gebrochenen LKA-Beamten. Zum Serienstart sprach der 56-jährige Schauspieler mit Frank Jürgens über seine Rolle, Tattoos und das Prinzip Angst.
Herr Vogel, in der neuen Serie „Informant – Angst über der Stadt“ spielen Sie einen LKA-Ermittler, einen ziemlich kaputten Typen, oder?
Ja, denke ich auch.
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Wie würden Sie den denn charakterisieren?
Gabriel Bach war eigentlich schon auf dem Abstellgleis, weil er zu einer etwas älteren Generation gehört, die zwischenzeitlich auch undercover im Einsatz war. In so einer Ausnahmesituation, in der ein Terroranschlag verhindert werden muss, hat man sich dann beim LKA gedacht: Bach ist ein alter Frontkämpfer, vielleicht kann man jetzt seine Kontakte nutzen und ihn in ein Netzwerk einschleusen, nicht zuletzt auch, weil er bei manchen Dingen etwas skrupelloser ist als beispielsweise seine junge BKA-Kollegin Holly, die zusammen mit ihm ermittelt.
Apropos skrupellos. Er erpresst Raza, einen unschuldigen Menschen damit, dass dessen Freundin nach Afghanistan abgeschoben wird, wenn der nicht als Informant für ihn arbeitet. Ist so etwas überhaupt realistisch?
Da müsste man sicher diejenigen fragen, die tatsächlich beim LKA oder BKA arbeiten. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass man in Notsituationen zu ganz vielen Mitteln greifen würde, um ans Ziel zu kommen.
Die ganze Sache läuft ja ganz schön aus dem Ruder, entwickelt sich quasi zu einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung.
Selbsterfüllende Prophezeiung trifft es ziemlich gut. An Bachs Handlungen und Entscheidungen zeigt sich auch, dass Angst, Druck und Panik nicht immer die richtigen Begleiter für wichtige Entscheidungen sind. Das sieht man ja auch in der Politik. Jeder, der mit Angst lockt, ist ja auch so eine Art „Nepper Schlepper Bauernfänger“.
In der vierten Episode hat Ihnen Drehbuchautor und Regisseur Matthias Glasner den schönen Satz ins Drehbuch geschrieben: „Ein guter Schauspieler spielt nicht. Er lebt seine Rolle“. Leben Sie Ihre Rollen?
Während des Drehs auf jeden Fall, kann die Rolle aber nach dem Drehtag gut wieder ablegen.
Für mich klingt dieser Satz im Drehbuch auch wie ein Kompliment des Drehbuchautors an den Schauspieler Jürgen Vogel.
Das müssten Sie besser Matthias [Glasner, Anm. d. Red.] fragen. Diese Aussage zu bejahen wäre ein bisschen eitel. Wir arbeiten schon sehr viele Jahre zusammen und wissen daher recht gut, wie der andere über manche Dinge denkt, auch, was unsere Berufe für uns bedeutet. Wir beurteilen unsere Figuren nicht, sondern wollen zeigen, wie der Mensch in seinen verschiedenen Facetten funktioniert. Wir wollen damit auch versuchen, ein Stück Realität ins Fernsehen zu bringen und nicht nur eine oftmals utopische Vorstellung davon zu zeigen, wie wir gerne wären. Es gibt nun mal auch im echten Leben viele Gabriel Bachs – auf der einen Seite ist er ein liebevoller Familienvater, der stark sein will, auf der anderen Seite aber auch ein Mensch, der durch viele persönliche Erlebnisse innerlich zerrissen ist.
Etwas völlig anderes. Für den Film tragen Sie ein künstliches Tattoo der „Schwarzen Sonne“, das sich Gabriel Bach in seinem früheren Leben als verdeckter Ermittler in der Naziszene stechen ließ. Im wahren Leben haben Sie ja auch viele Tattoos. Wie macht man das am Set, wenn die Tattoos nicht gezeigt werden sollen, oder wenn ein Schauspieltattoo über ein anderes aufgetragen werden soll? Ist das sehr viel Arbeit?
Das Schauspieltattoo bei „Informant“ war an einer freien Stelle. Solche Tattoos werden dann quasi auf die Haut gedruckt. Bei historischen Stoffen oder für Figuren, bei denen es erzählerisch nicht passt, kann man viel über das Kostüm regeln. Mit langärmeligen Sachen ist das zum Beispiel kein Problem bei mir. Für „Nachts im Paradies“, eine Graphic Novel-Verfilmung, die Matthias und ich vorher gedreht haben, hatte ich zwei Nacktszenen, für die alles weggeschminkt werden musste. Das ist ein unglaublich langwieriger Prozess. Ich musste zwar vier Stunden länger in der Maske sitzen, aber es wurde jemand engagiert und hat Geld verdient, weil ich tätowiert bin (lacht).
Abschließend gefragt – worauf dürfen sich Fans von Ihnen als nächstes freuen?
Wir machen auf jeden Fall mit der fortlaufenden Serie „Jenseits der Spree“ weiter. Aber ich freue mich jetzt natürlich auf jeden Fall auf die Ausstrahlung von „Informant“.
„Informant – Angst über der Stadt“. Die sechsteilige Serie läuft im Ersten am 16. und 17. Oktober sowie in den Mediatheken von ARD und Arte.