Trotz Tradition und Beliebtheit des Feuerwerks bei Pützchens Markt, rücken Umwelt- und Tierschutzaspekte stärker in den Fokus. Die Suche nach möglichen Alternativen hat begonnen.
Naturschützer sehen bessere OptionenFür viele ist das Feuerwerk zum Finale von Pützchens Markt unverzichtbar
Rote, blaue und gelbe Lichter am Himmel über dem Riesenrad: Nicht nur an Silvester sind die Menschen begeistert von bunten Funken, lautem Knallen und Glitzerschlieren der Raketen. Auch bei Pützchens Markt gehört das Abschlussfeuerwerk für viele fest zum Programm. Doch wird es auch kritisiert: Die Lautstärke erschreckt Haus- und Wildtiere und besonders umweltbewusst sind Raketen und Böller nicht.
„Ich freue mich schon sehr aufs Feuerwerk“, sagt Malin, die in diesem Jahr zum ersten Mal bis zum Abschlussspektakel auf Pützchens Markt bleiben darf. „Ich hoffe, man kann trotz des Wetters etwas sehen“, so die 15-Jährige und fügt hinzu, dass sie sich extra mit einer Gruppe Freunde treffe, um sich das Feuerwerk gemeinsam anzuschauen. „Seit meiner Kindheit komme ich zum Feuerwerk auf Pützchens Markt“, sagt ein 71-jähriger Besucher. „Das gehört einfach dazu“, sagt er grinsend.
Keine Auskunft über Kosten
Auf Nachfrage antwortet er, eine Lichtshow sei keine wirklich zufriedenstellende Alternative für ihn. Es fehle das Knallen – und das Feuerwerksgefühl. Doch bei aller Freude gibt es auch Kritik: „Gestört wird insbesondere die Tierwelt durch das Feuerwerk, bei dem nicht nur bekanntermaßen Haustiere, sondern auch viele Wildtiere leiden, nur dass letzteres nicht so bemerkt wird. Dies sind neben Vögeln auch Säugetiere, unter anderem Fledermäuse, die aufgeschreckt werden“, sagt Monika Hachtel von der Biostation Bonn.
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Sie hält dem Fest jedoch zugute, dass es in einer Zeit im Jahr stattfindet, in der zumindest der Nachwuchs der Wildtiere schon größer sei. Auch der Naturschutzbund (Nabu) warnt, Feuerwerk könne Vögel im Umkreis von bis zu sieben Kilometern stören.
Außerdem verweisen die Naturschützer auf die Feinstaubbelastung und den Müll, der nach dem Knallspaß übrig bleibe – das treffe jedoch vor allem auf Silvester zu. „Der Nabu fordert ein Verbot privater Silvesterknallerei und eine Beschränkung auf zentral organisierte Feuerwerke“, sagt Birgit Königs, Pressesprecherin vom Nabu NRW. Doch auch sie habe Verständnis für Feuerwerk-Fans: „Das gesamtgesellschaftliche Bedürfnis nach dem Beibehalt von Ritualen ist verständlich und hat natürlich seine Berechtigung. Die Möglichkeit des Brauchs eines gemeinsamen Erlebnisses zum Jahreswechsel oder zu besonderen Anlässen auch im Sommer sollte weiterhin Bestand haben dürfen.“ Um einen Kompromiss zwischen Tradition und Natur- sowie Tierschutz zu schließen, sollte laut Königs in jedem Fall überprüft werden, ob das Feuerwerk wirklich stattfinden muss.
Feuerwerk als „kulturelles Highlight“
Für Lenn Fischer, der mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Technischen Hochschule Köln den Markt besucht, ist Feuerwerk auf dem Beueler Volksfest unverzichtbar. „Wir legen die Asta-Veranstaltung immer absichtlich auf den Dienstag, damit die internationalen Studierenden das Feuerwerk miterleben können“, sagt er. Sein Begleiter, Josha Ruloff, ist weniger begeistert: „Ich finde es unwichtig, ehrlich gesagt.“ Für Lenn Fischer ist das Feuerwerk „ein kulturelles Highlight“, erklärt er seinem Begleiter eindrücklich. Überzeugen kann er ihn jedoch nicht ganz: „Ich finde die Idee einer Lichtshow auch cool“, sagt Ruloff.
Elektronisches Feuerwerk, verbunden mit akustischer Begleitung über Kopfhörer, schlägt auch Hachtel von der Biostation als Alternative zum klassischen Feuerwerk vor: Laut der Naturschützerin ist das eine moderne, wesentlich verträglichere und reizvolle Möglichkeit für Großevents.
Elektrische Lichtshow wäre zu teuer
Für die Stadt Bonn ist das zunächst keine Option: „Um mit einer Lichtershow vergleichbare optische Effekte erzielen zu können, müsste aktuell eine um ein Vielfaches höhere Summe aufgewendet werden als für ein Feuerwerk.“ Wie viel das Feuerwerk in Pützchen den Veranstalter jährlich koste, dazu möchte die Stadt jedoch keine Auskunft geben.Doch der Mitarbeiter der Pressestelle ergänzt, die von der Stadt beauftragte Firma setze lautstärkereduziertes Feuerwerk ein, für das fast ausschließlich mit recycelten Materialien und ohne Kunststoffe gearbeitet werde.