Beziehungs-TrendsFrauen „ghosten” öfter, Männer werden „gefriendzoned”
Lesezeit 6 Minuten
Köln – Er bencht, sie ghostet. Die nächsten zwei cuffen sich – bis einer den andern friendzoned. Wie bitte? Wer sich als Single auf den Dating-Markt begibt, sollte einige neue Begriffe kennen. Auch wenn die Wörter nicht unbedingt neue Phänomene beschreiben. Wir erklären, was es mit der Dating-Sprache auf sich hat. Ghosten und mehr: Digitales Dating-Glossar:
Friendzone
Man kennt sich bereits, versteht sich gut, lacht viel, doch trotzdem passiert nicht mehr. Manchmal landen wir einfach in der Friendzone – und nicht im Bett des oder der Angebeteten. Mit dem Begriff ist die Freundschaftsfalle gemeint. Friendzoning ist also ein neues Wort für eine alte Kiste: Man hängt in einer Freundschaft fest – unglücklich in die Person verliebt. Vor allem scheinen sich Männer häufig unglücklich in gute Freundinnen zu verlieben, wie eine repräsentative Studie von Elitepartner.de belegt. Dafür befragte das Dating-Portal mehr als 11.000 Menschen zu ihrem Dating-Verhalten. Ganze 37 Prozent der Single-Männer sind schon einmal in der Friendzone gelandet, unter den Single-Frauen ist es mit 27 Prozent „nur“ jede vierte.
Ghosting
Wer sich nach dem ersten Date einfach nicht mehr meldet, der ghostet. Für denjenigen, der geschnitten wird, ist das gemein. Niemand möchte so behandelt werden, trotzdem ist das Phänomen sehr verbreitet. So gaben ganze 24 Prozent der Befragten zu schon mal einen anderen Menschen geghostet zu haben. Auch wenn Ghosting eher Männern nachgesagt wird, scheint es in Wirklichkeit Frauensache zu sein: Jede vierte Frau hat schon mal nach einem Date wortlos die Flucht ergriffen, bei den Single-Frauen bis 29 Jahre sind es sogar 36 Prozent. Dagegen verschwindet nur knapp jeder fünfte Mann nach dem ersten Kennenlernen wortlos.
Sexuelle Selbstbestimmtheit steht weiterhin hoch im Kurs – scheint sich aber zu verändern: Statt mit Fremden hat die jüngere Generation eher Sex mit Freunden. Der Vorteil: Man kennt sich, kann unbefangen miteinander umgehen und hat keinerlei Verpflichtungen oder romantische Gefühle. Unter 30-Jährige nutzen statt One Night Stands mit Fremden lieber das Modell Freundschaft plus (kurz F+), um sich zu vergnügen: Bereits jeder Vierte unter 30 Jahren hat es schon mal ausprobiert.
Benching
Das vieldiskutierte Phänomen Benching – sich immer mal wieder melden, ohne verbindlich zu werden – ist bei beiden Geschlechtern gleichermaßen verbreitet. Menschen, mit denen man sich eigentlich keine Beziehung vorstellen kann, werden mit kleinen Nachrichten hin und wieder trotzdem bei der Stange gehalten. Immerhin tun ihre Avancen gut, es ist schön, angehimmelt zu werden. 16 Prozent der Deutschen wurden schon „auf die lange Bank geschoben“, 15 Prozent geben zu, selbst „gebencht“ zu haben. Es gibt Dinge, die man ruhig auf die lange Bank schieben kann: die Steuererklärung, den Zahnarzttermin. Menschen am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen, ist wahrlich kein feiner Zug.
Cushioning
Niemand wird gerne verletzt. Niemand möchte nach einer gescheiterten Beziehung wieder allein am Frühstückstisch sitzen. Und so suchen wir uns potentielle Partner, die wir uns neben einer richtigen Beziehung – als Vorsorge quasi – warmhalten (benching), damit man im Falle einer Trennung weich fällt. So auch beim Cushioning, was auf Deutsch Polsterung bedeutet. Gerade in ihren Dreißigern entdecken Männer diesen Trend, der eigentlich nicht neu ist. Immerhin gaben das 13 Prozent der Männer im Alter von 30 bis 39 zu.
Gatsbying
In unserer digitalen Welt wird der Begriff Gatsbying als der Versuch verstanden, jemanden über soziale Netzwerke zu beeindrucken. Über das ständige Posten von Selfies auf Instagram zum Beispiel. Entlehnt ist er dem Roman "Der große Gatsby", in dem die Hauptfigur versucht, die Aufmerksamkeit seiner Angebeteten durch mondäne Partys auf sich zu lenken. Mittlerweile scheint das Phänomen eher Frauensache zu ist. Jede fünfte Frau unter 30 hat schon einmal versucht, online die Aufmerksamkeit des Schwarms oder Partners zu gewinnen.
Cuffing
Zwei Singles, eine Zweckgemeinschaft. Zu zweit unter der Decke ist es viel wärmer als allein, der Netflix-Account ist auch günstiger, wenn man ihn sich teilt. Der englische Begriff für Handschellen („cuffs“) zeigt: sie binden sich aneinander, weichen sich nicht von der Seite. Fies wird es dann, wenn von der zeitlichen Begrenzung nur einer weiß. Dann hat der eine den anderen mit falschen Hoffnungen an sich gefesselt und wird im kommenden Frühling den Schlüssel zücken, um sich aus dem Staub zu machen.
Mingle
Ein Mingle ist eine Wortneuschöpfung, die sich aus den Worten „mixed“ und „Single“ zusammensetzt. Das bedeutet: Während man offiziell Single ist, befindet man sich emotional in einem beziehungsähnlichen Zustand. Unverbindlichkeit zeichnet den Mingle aus, er oder sie muss keine Nähe zulassen und keinerlei Freiheiten aufgeben – schließlich ist es kein Fremdgehen, wenn man was mit anderen hat. Man hat regelmäßigen Sex mit einem vertrauten Menschen, den man mag. Die Gründe, warum ein Mingle ein Mingle ist, können vielschichtig sein. Bei vielen sind es schlechte Erfahrungen, unschöne Trennungen und gescheiterte Ehen, die das Mingle-Dasein so attraktiv erscheinen lassen.
Micro-Cheating
Der Begriff soll das Fremdgehen in der Mini-Variante ausdrücken. Denn wo genau beginnt Fremdgehen? Den Begriff geprägt hat die australische Psychologin Menalie Schilling. Sie definiert Micro-Cheating als „kleine Aktionen, die zeigen, dass man emotional oder auch physisch auf eine dritte Person außerhalb der Beziehung fokussiert ist“. Micro Cheater gehen demnach nicht richtig fremd, sie sind nur manchmal ein bisschen untreu indem sie ihre Beziehung vor Dritten leugnen oder herunterspielen, vielleicht sogar mit anderen Personen flirten.
Love-Bombing
Love Bombing bezeichnet das Phänomen, dass man am Anfang einer Beziehung mit Aufmerksamkeit und Zuneigung förmlich überschüttet wird. Dabei handelt es ist aber nicht um eine nette Geste, sondern um eher um Manipulation. Denn sobald man sich zurückzieht und etwas Freiraum für sich allein beansprucht, fühlt sich der andere ausgeschlossen. Es folgen Vorwürfe und derjenige, der sich zurückzieht, wird mit Liebesentzug bestraft. Das Perfide daran: Der Love Bomber „erzieht“ sein Gegenüber so zu einem fügsamen, willenlosen Partner. Positiv bewertetes Verhalten wird durch überschwängliche Liebesbekundungen und –taten belohnt, „Fehlverhalten“ rigoros abgestraft. So oder so: Das ist keine gesunde Beziehung!
Den anderen mit mundgerechten Stücken hinhalten, den Kontakt nicht abreißen lassen indem man kleine Häppchen hinwirft. Das ist Breadcrumbing (zu Deutsch: Brotkrümel streuen). Verwendet wird der Begriff dann, wenn der Dating-Partner statt die Beziehung offiziell zu beenden, immer gerade so viele Brotkrümel hinwirft, dass die Verbindung nicht ganz verhungert. Diese Brotkrümel signalisieren dem anderen fälschlicherweise, dass es eventuell, vielleicht und möglicherweise doch noch ein Happy End geben kann. Kein feiner Zug!
Romance Scam
Hinter dem Begriff des Romance Scam verbrigt sich der Heiratsschwindler. Nun ist dieser auch im Internet unterwegs und umgarnt potentielle Opfer zuerst in Sozialen Netzwerken. Sie tummeln sich in Dating-Portalen und sozialen Netzwerken. Die Betrüger legen sich dort falsche Profile an, kontaktieren ihre Opfer und machen ihnen Avancen - in der Absicht, sie zu Geldzahlungen zu bewegen. Sie schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen. Irgendwann würden die Opfer gebeten, per Bargeldtransfer Geld zu senden, warnt die Polizei. Also, Obacht vor dieser kriminellen Masche. (mit ots)