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Wort zum SonntagVom Wandel der „Sünde“ im christlichen Glauben

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Eine Frau hält in der Kirche einen Rosenkranz in den Händen

Eine Frau hält in der Kirche einen Rosenkranz in den Händen

Die Bedeutung der „Sünde“ im Christentum wandelt sich - Beichtstühle verstauben, während Schuld eher gegenüber anderen Menschen als gegen Gott gesehen wird.

Religionsunterricht in der Schule: „Was müssen wir zuerst tun, damit uns Gott unsere Sünden vergeben kann?, fragt der Lehrer in die Klasse. Paul meldet sich: „Sündigen, Herr Lehrer.“

In ihrer Logik ist diese Feststellung durchaus stimmig. Das Sündigen aber zu bereuen, wesentliche Voraussetzung die „Vergebung“, steht in der Rangfolge der Vorbereitung auf die göttliche Vergebungsgnade derzeit weit unten auf der Prioritätenliste christlicher Einsichten. Wenn überhaupt.

Die Binnenreform der Katholischen Kirche hat, seit Jahrzehnten schon, auch vor den überkommenen Sündenvorstellungen nicht Halt gemacht. Mit der Folge, dass „Die Sünde“ nicht mehr zu den zentralen Themen christlicher Verkündigung gehört. Die Beichtstühle verstauben in vielen Kirchen; bisweilen sogar genutzt als Abstellplatz für Staubsauger, Besen und Wischeimer.

Sünde, schuldhaftes Versagen, gibt es jedoch weiterhin. Sie bezeichnet das Schuldigwerden von Menschen an anderen Menschen. Somit dann aber auch, so die christliche Überzeugung, gegenüber Gott. Und warum? Weil die Sünde im letzten zu jenen undurchdringbaren Geheimnissen der Gesellschaft gehört, die nach christlicher Vorstellung immer auch auf den Schöpfergott zurückverweisen.

Der Christ erhofft von seinem Gott für sein Versagen Nachsicht und Vergebung, selbst wenn er weiß, dass Versagen zu seiner zweiten Haut gehört; und dass auch der Christ, eben weil auch er nicht aus dieser Haut fahren kann, seinem Gott die letztgültige Antwort immer schuldig bleibt.

Jede Tat ist und bleibt eingebunden in den gesamten Vollzug der menschlichen Lebensgeschichte, die von diesem „Vollzug“ wesentlich geprägt und letztlich auch nur von ihm her versteh- und beurteilbar ist; wobei zur Klärung das Gewissen und die sittlichen Überzeugungen einer Wertegemeinschaft helfende Stützen sein können.

Was zu hoffen ist…