AboAbonnieren

Wort zum SonntagDie Auferstehung kann schon mitten im Leben beginnen

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Hospiz

Wichtige Aufgabe eines Pfarrers: Das Begleiten der Menschen in den Todesstunden.

Es hat viel mit Vertrauen zu tun, wenn man als Pfarrer Sterbenden in diesen sehr persönlichen Stunden zur Seite stehen darf.

Diese Tage bin ich wieder zu einem Menschen gerufen worden, um ihn beim Sterben zu begleiten. Ich empfinde das als großes Privileg. Es hat viel mit Vertrauen zu tun, wenn man als Pfarrer Sterbenden und ihren Angehörigen in diesen sehr persönlichen Stunden zur Seite stehen darf.

Es sind zuallermeist sehr würdevolle Augenblicke, wenn Menschen das Leben auf Erden verlassen, wie auch in diesem Fall. Ein Abschiednehmen mit großer innere Ruhe. Fast so etwas wie Erfüllung war zu spüren. Und es macht auch jedes Mal etwas mit mir. Mir wird neu bewusst, was im Leben wirklich zählt.

Manchmal trifft einen diese Erkenntnis auch an anderen Orten ganz überraschend. Ich habe wenige Tage zuvor im Schaukasten einer wunderschönen Kirche an der Nordsee ein Gebet gelesen, das ich in Variationen durchaus kenne, das mich aber jetzt am Sterbebett noch einmal besonderes berührt hat:

„Lieber Gott, könnte ich mein Leben noch einmal leben, lass mich bitte versuchen, noch mehr Fehler zu machen. Lass mich alberner sein, lockerer und weniger Dinge ernst nehmen. Lass mich öfter auf Reisen gehen, bewusster Gemeinschaft leben und mehr Sonnenaufgänge auf mich wirken. Lass mich mehr echte Probleme lösen und weniger eingebildete Nöte pflegen. Und lass mich weniger planen, sondern viel mehr vieles dankbar genießen.“

Darunter stand noch ein Wort der Hoffnung auf Auferstehung. Ich weiß nicht mehr genau welches Bibelwort, aber ich spüre, dass diese Auferstehung schon mitten im Leben beginnen kann.