Köln – In einem neuen Spot, der bei Twitter und Instagram gespielt wird, macht die SPD-Bundestagsfraktion Werbung für ihre bislang erzielten politischen Erfolge. Dabei geht sie optisch eher ungewohnte Wege – zumindest für eine traditionelle Volkspartei, bei der das Durchschnittsalter der Mitglieder bei 60 Jahren liegt.
Anmoderiert wird das 60-Sekunden-Video so: „Mysteriöse Regierungsexperimente drohen die Republik in eine düstere Schattenwelt hinabzustürzen.“ Allein das mutet inmitten der übrigen bierernsten Tweets im Politiker-Sprech seltsam an. Offensichtlich ironisiert man hier klassische Bilder von rechten Verschwörungstheoretikern wie QAnon.
Vor allem aber greifen die Macher des Videos ganz unverhohlen auf den Hype um die Netflix-Serie „Stranger Things“ zurück. Musikalisch ist eine deutliche Nähe zur Titelmelodie festzustellen, und auch optisch ist die Referenz mit Logo und gesamtem Style eindeutig. Statt des Netflix-Titels erscheint in roten Lettern auf schwarzem Grund dann aber mit einem Reim „Ampel links“.
„Stranger Things“: SPD setzt Olaf Scholz im Stil von Netflix-Serie in Szene
Warnungen offenbar aus Oppositionsparteien vor einem „Linksrutsch“ werden ironisiert. Dann erscheint das Bild von Olaf Scholz zu dramatischer Musik, und die Verdienste der SPD-geführten Koalition werden als „Zeitenwende“ herausgestrichen: Anhebung des Mindestlohns, Streichung von Paragraph 219a, Rentenerhöhung und Energiewende.
Die Reaktionen auf das Video sind erwartungsgemäß gespalten. Viele User kritisieren den Spot inhaltlich: Es gebe ja wohl keinen Linksrutsch, sondern eher einen FDP-Rutsch, heißt es. Jemand anders schreibt: „Damit aber auch noch zu kokettieren, während in der Realität sämtliche Renten & Lohnzuwächse von der Inflation aufgefressen werden, Gasumlage & steigende Pflegebeiträge on top [...] So dumm-dreist muss man erstmal sein!“ Verwiesen wird auch auf die aktuellen schlechten Umfragewerte der SPD.
Andere User finden den Spot anbiedernd und unpassend. „Das hat Stranger Things echt nicht verdient“, schreibt eine Twitter-Nutzerin. „Cringe“ ist ein Urteil, das mehrfach fällt.
Auch CSU-Politikerin Dorothee Bär reagiert auf das Video. „Es wurden doch schon heimlich Drogen legalisiert… Was macht Euer SoMe Team eigentlich im Hauptberuf? #lost“, schreibt die ehemalige Digitalisierungsbeauftragte der Bundesregierung. Darauf steigen andere User ein und unterstellen Bär, die Anspielung auf „Stranger Things“ überhaupt nicht verstanden zu haben.
SPD-Ortsverbände loben „Stranger Things“-Spot
Nicht alle Reaktionen sind negativ oder „peinlich berührt“, es gibt auch zahlreiche positive Resonanz. Insbesondere bei Instagram werden auch das moderne Design und der ironische Ansatz gelobt. „Das nenne ich mal eine vorbildliche Öffentlichkeitsarbeit. Geht doch!“, schreibt ein User. Allerdings kommt der Support auch von mehreren SPD-Accounts. So schreibt die SPD Brandenburg: „Hochwertig wow“.
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Andere User zeigen sich emotional unentschlossen: So schreibt jemand, das Video sei eine „spannende Mischung aus 'Hilfe, ist das peinlich!' und 'Ist das Satire?'“.
Dass eine sinnvolle und bei jüngeren Menschen gut ankommende Bespielung der Social-Media-Kanäle nicht einfach ist, hat kürzlich die CSU mit einem Clip von Markus Söder auf Tiktok bewiesen. Die Ankunft des CSU-Politikers im bayerischen Landtag wurde unterlegt mit einem Ausschnitt aus der US-Datingshow „Love Island“. „This week, a hot new bombshell enters the villa“, ist im Hintergrund zu hören, während Söder den Landtag betritt. (cme)