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Allan Lichtman liegt fast immer richtigEnges Rennen zwischen Trump und Harris – Professor sagt Wahlergebnis voraus

Lesezeit 4 Minuten
Die Unterstützung für Ex-Präsident Trump ist der Umfrage zufolge stabil. (Archivbild)

Die Unterstützung für Ex-Präsident Trump ist der Umfrage zufolge stabil. (Archivbild)

Eine neue Wählerbefragung sieht keinen klaren Spitzenreiter. Harris dürften die neuen Zahlen nicht sonderlich begeistern.

Kurz vor dem mit Spannung erwarteten TV-Duell zwischen dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump und seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris liegen die beiden US-Präsidentschaftskandidaten in Umfragen weiter ungefähr gleichauf. Eine neue Befragung dürfte im Wahlkampfteam der Demokratin aber als Warnzeichen gewertet werden.

In einer von der „New York Times“ in Auftrag gegebenen Umfrage unter wahrscheinlichen Wählerinnen und Wählern liegt die Unterstützung für Trump bei 48 Prozent, Harris kommt auf 47 Prozent. Blickt man auf alle registrierten Wähler, liegt Harris bei 46 Prozent und Trump bei 48 Prozent. Der Abstand ist im Bereich der Fehlertoleranz von 3 Prozent.

Trump habe nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen zwar einen harten Monat hinter sich, aber die Umfrage zeige, dass seine Unterstützung bemerkenswert stabil sei, so die Zeitung. Die Ergebnisse der Umfrage dürften die Demokraten „wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen“.

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US-Wahlkampf: Professor sagt Sieg für Harris vorher

Geht es nach dem amerikanischen Politikwissenschaftler und Historiker Allan Lichtman, wird ungeachtet der Umfragen jedoch Kamala Harris am 5. November zur ersten weiblichen Präsidentin der USA gewählt. Lichtman hat eine beeindruckende Erfolgsbilanz bei der Vorhersage von Präsidentschaftswahlen.

Seit 1984 hat der 77-jährige Experte mit Ausnahme der knappen Niederlage von Al Gore im Jahr 2000 den Wahlausgang stets korrekt vorausgesagt. Für die kommende Wahl im November hat Lichtman nun Kamala Harris als Siegerin prophezeit. Diese Einschätzung äußerte er in einem Video der „New York Post“.

Lichtmans Modell basiert auf 13 Fragen

Lichtmans Modell basiert auf 13 Fragen zum Kandidaten der Partei des amtierenden Präsidenten, den sogenannten „Keys“, die mit „richtig“ oder „falsch“ beantwortet werden. Werden mindestens sechs dieser Fragen mit „Falsch“ beantwortet, zeigt Lichtman an, dass ein Machtwechsel in Washington bevorstehen könnte.

Entwickelt hat Lichtman das System gemeinsam mit dem Statistiker Jack Moshman auf Basis historischer Wahldaten. Für Harris sprechen unter anderem das Fehlen größerer Skandale, das Fehlen eines bedeutenden dritten Kandidaten (Robert F. Kennedy zog sich zurück) und die zufriedenstellende Wirtschaftsentwicklung unter Präsident Joe Biden.

TV-Debatte wird Bewährungsprobe für Harris

Trump hingegen punktet unter anderem mit dem Sieg der Republikaner bei den Zwischenwahlen zum Kongress 2022 und der Tatsache, dass mit Harris nicht der amtierende Präsident antritt.

Vor der Präsidentenwahl am 5. November macht in den USA so ziemlich jede neue Befragung Schlagzeilen. Auf die aktuelle Umfrage wird gerade besonders geschaut, weil sie erstmals einen Vorsprung für Trump in einer großen überparteilichen nationalen Befragung seit rund einem Monat zeigt.

US-Wahl: Umfragen mit begrenzter Aussagekraft

Allerdings lässt sich zum jetzigen seriös nicht sagen, ob die Unterstützung für Harris ins Stocken geraten ist und der Hype um sie nach dem Einstieg ins Rennen nachlässt. Dafür braucht es weitere Umfragen. Die neue Befragung unterstreiche die Risiken und potenziellen Chancen, mit denen Harris beim TV-Duell am 10. September (Ortszeit/11. September MESZ) konfrontiert sei, so die „New York Times“.

Eine Auswertung des US-Senders CNN mehrerer seit dem Parteitag der Demokraten im August durchgeführten Umfragen zeigt ebenfalls ein enges Rennen zwischen der 59-Jahren alten Harris und dem 78-jährigen Trump ohne klaren Spitzenreiter. Demnach kommt Harris auf 49 Prozent Unterstützung, Trump auf 47 Prozent. Wegen des besonderen Wahlsystems in den USA sind nationale Befragungen ohnehin nur ein Stimmungsbarometer.

Große Bühne in Philadelphia

Wichtig ist der Blick auf die sogenannten Swing States. In diesen hart umkämpften Bundesstaaten steht nicht schon vorab fest, ob aus Tradition der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Auch hier liegen Trump und Harris weiter ungefähr gleichauf.

Bei dem bevorstehenden TV-Duell stehen sich der Republikaner und die Demokratin im Wahlkampf erstmals auf einer Bühne gegenüber. Zuvor hatten sich beide Wahlkampfteams über die Regeln gestritten. Für Trump ist es in diesem Wahlkampf bereits das zweite Präsidentschafts-Fernsehduell.

Im Juni stand er gemeinsam mit dem damaligen Präsidentschaftsbewerber Biden auf einer Bühne in Atlanta im Bundesstaat Georgia. Bidens Auftritt war so desaströs, dass der 81-Jährige schließlich seine Vize Harris als Nachfolge ins Präsidentschaftsrennen schickte. Diese trifft nun in Philadelphia im Swing State Pennsylvania auf Trump. (ph mit dpa)