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Falsche „Putsch“-Vorwürfe„Das ist sein Drehbuch“ – Trumps neuste Wortwahl lässt in den USA die Alarmglocken schrillen

Lesezeit 4 Minuten
Donald Trump bei einer Kundgebung in Pennsylvania. Der frühere US-Präsident erhebt immer wieder falsche „Putsch“-Vorwürfe gegenüber den Demokraten.

Donald Trump bei einer Kundgebung in Pennsylvania. Der frühere US-Präsident erhebt immer wieder falsche „Putsch“-Vorwürfe gegenüber den Demokraten.

„Keine Kompromisse“, fordern seine Anhänger bereits jetzt. Was passiert dieses Mal, wenn Donald Trump die Wahl verlieren sollte?

In den USA wachsen angesichts der Wortwahl von Donald Trump die Sorgen, dass der Republikaner erneut Zweifel an der Legitimität der US-Wahlen sehen und so abermals gewalttätige Reaktionen seiner Anhänger im Falle seiner Wahlniederlage provozieren könnte. Trump und seine Verbündeten bereiteten bereits jetzt „die nächste Version von ‚Stop the Steal‘ vor“, sagte Elizabeth Neumann, die während der ersten Amtszeit des Republikaners im Heimatschutzministerium gearbeitet hat, nun der „Washington Post“.

Rund um seine Wahlniederlage gegen den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden hatte Trump immer wieder von einer „gestohlenen Wahl“ gesprochen und Betrugsvorwürfe in den Raum gestellt. Am 6. Januar 2021 stürmten seine Anhänger daraufhin anlässlich der formellen Bestätigung von Bidens Wahlsieg das Kapitol in Washington, zuvor hatte Trump eine Rede gehalten.

Trump befeuert Befürchtungen: Akzeptiert er das Wahlergebnis?

Die Rolle des Ex-Präsidenten beim Sturm auf das Kapitol ist Gegenstand eines Gerichtsprozesses gegen den Republikaner, dem vorgeworfen wird, die Menschenmenge vor den Krawallen angestachelt zu haben. Fünf Menschen kamen als unmittelbare Folge der in der US-Geschichte einzigartigen Aufstände ums Leben. Von einem versuchten Staatsreich war oftmals die Rede.

Trump selbst hat die Sorgen vor einer Wiederholung der unrühmlichen Geschehnisse unterdessen immer wieder selbst befeuert. „Wenn alles ehrlich ist, werde ich das Ergebnis gerne akzeptieren. Daran ändere ich nichts“, sagte Trump im Mai in einem Interview, beließ es jedoch nicht dabei. „Wenn nicht, muss man für das Recht des Landes kämpfen“, fügte der Republikaner an.

Donald Trump verbreitet falsche „Putsch“-Vorwürfe

Seit der Nominierung von Kamala Harris anstelle von Joe Biden behauptet Trump immer wieder fälschlicherweise, dem amtierenden US-Präsidenten sei die erneute Kandidatur „verfassungswidrig gestohlen“ worden – und nährt damit erneut Zweifel an den demokratischen Prozessen in den USA.

„Sie haben ihn zum Rücktritt gezwungen. Es war ein Putsch. Wir hatten einen Putsch“, sagte Trump bei einer Kundgebung zu Monatsbeginn in Montana. „Das war der erste Putsch in der Geschichte unseres Landes, und er war sehr erfolgreich“, behauptete der Republikaner unverhohlen. Bei seinen Anhängern verfängt Trumps neuerliches Märchen von mutmaßlichen Betrügereien im demokratischen Lager wie auch in der Vergangenheit.

Warnungen vor Donald Trumps „Drehbuch“

Die „Washington Post“ zitierte Besucher von Kundgebungen des Republikaners – auch dort war demnach oftmals von „Betrug“ und einem „Putsch“ bei den Demokraten die Rede, auch wenn das mit der Wahrheit nichts zu tun hat. Die Entscheidung der Demokraten, Harris statt Biden ins Rennen gegen Trump zu schicken, wurde vollkommen regelgerecht getroffen.

Von böswilligen Mächten, die es auf ihn abgesehen haben, überzeugt zu sein, gehöre seit jeher zu Trumps „Drehbuch“, erklärte Neumann der „Washington Post“. Das gelte auch im Duell mit Harris. „Da er sich einer stärkeren, schwerer zu besiegenden Kandidatin stellen muss, lautet seine Standardantwort: ‚Das kann doch unmöglich legal sein. Das ist ein Putsch. Das ist falsch‘, obwohl es dafür keine Fakten gibt“, so die Insiderin aus Trumps erster Amtszeit.

„Ich komme aus der MAGA-Welt. Es funktioniert“

Trumps Anhänger seien für derartiges Geraune auch 2024 noch zu haben, erklärte unterdessen Joe Walsh, ehemaliger Abgeordnete der Republikaner. „Sie halten sich daran fest, dass das, was die Demokraten gerade getan haben, ein Putsch war – das höre ich den ganzen Tag.“ Der frühere US-Präsident erreiche seine Anhänger mit derartigen Andeutungen, so Walsh. „Ich komme aus der MAGA-Welt. Es funktioniert, sie glauben daran.“ Mit „MAGA“ wird Trumps Slogan „Make America Great Again“ abgekürzt.

Es könnten also erneut unruhige Zeiten auf die USA zukommen, sollte der Republikaner die Wahl verlieren. Zuletzt hat Harris ihren Kontrahenten in den Wahlumfragen überholt – und führt mittlerweile mit bis zu fünf Prozentpunkten. Der Frust im Trump-Lager wächst derweil spürbar angesichts des Erfolgs der neuen Konkurrentin.

Noch schrecken die Anhänger Trumps vor eindeutigen Gewaltaufrufen für den Fall einer Niederlage Trumps zurück, wie die „Washington Post“ berichtet. Die „Trumpisten“ spickten ihre Botschaften im Netz und Diskussionsforen jedoch bereits jetzt mit eindeutigen Kampfreferenzen und bedrohlichen Versprechen, berichtet die US-Zeitung weiter. „Keine Kompromisse, keine Kapitulation“, sei eines davon.