Immer wieder spricht der Ex-Präsident in seinen Reden vom „großartigen“ Hannibal Lecter. Doch was will er damit eigentlich sagen?
„Ein wunderbarer Mann“Warum Trump immer wieder vom fiktiven Serienmörder Hannibal Lecter spricht
Mal nennt er ihn „großartig“, mal „einen wunderbaren Mann“ – Wenn Donald Trump, US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner dieser Tage von Hannibal Lecter, der fiktiven Figur aus der Buchreihe von Thomas Harris, spricht, runzeln viele Beobachter irritiert die Stirn. Hat sich Trump versprochen, meint er vielleicht eine andere Person?
Die Antwort lautet Nein. Zwar leistet sich der nach dem Rückzug von Joe Biden älteste Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA mehr Versprecher, als es ihm lieb ist, bei mehr als zwei Dutzend Erwähnungen kann in diesem Fall jedoch von Vorsatz ausgegangen werden. Hannibal Lecter ist mittlerweile ein fester Bestandteil von Donald Trumps Reden, wie eine jüngst von der „Washington Post“ veröffentlichte Analyse eindeutig zeigt.
Donald Trump spricht regelmäßig von TV-Kannibalen Hannibal Lecter
Demnach hat Trump im März 2023 damit begonnen, den Film „Das Schweigen der Lämmer“, indem Anthony Hopkins Hannibal Lecter in der Hauptrolle spielt, in seine Reden einzubauen. Bei Zuhörern erweckt der 78-Jährige dabei mitunter den Eindruck, Lecter sei eine reale Person. In mindestens 20 Reden habe Donald Trump Lecter oder den Film erwähnt. Einen fiktiven Kannibalen als Metapher im Wahlkampf zu benutzen, auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Doch was soll das Ganze eigentlich? In der Regel spricht Trump die Serienfigur an, wenn es um Migranten geht.
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Während seiner Dankesrede beim Parteitag der Republikaner im letzten Monat fragte er laut Washington Post: „Hat jemand ‚Das Schweigen der Lämmer‘ gesehen? Der verstorbene, großartige Hannibal Lecter. Er würde Sie gerne zum Abendessen einladen. Das sind Irrenanstalten. Sie leeren ihre Irrenanstalten.“
Donald Trump: Warum er Hannibal Lecter mit Migranten in Verbindung bringt
Trumps Verweise auf Lecter sind dabei unsinnig. Er erwähnt den fiktiven Serienmörder typischerweise im Zusammenhang mit Einwanderung – und behauptet mehr oder weniger direkt, die Migranten würden aus Irrenanstalten und psychiatrischen Anstalten kommen. Beweise für diese These legt er nicht vor, die Faktenlage lässt dies auch gar nicht zu. Seine Kernaussage: Die Kriminalität in Amerika sei außer Kontrolle geraten – und potenzielle Lecters lebten inzwischen in den USA, darunter auch Einwanderer, die Trump gewaltsam abschieben würde.
Am 11. Mai sagte er in Wildwood (New Jersey): „Der verstorbene, großartige Hannibal Lecter. Er ist ein wunderbarer Mann. … Erinnern Sie sich an die letzte Szene?“ Trump sagte weiter: „Es werden Leute in unser Land entlassen, die wir nicht in unserem Land haben wollen.“
Donald Trump hatte bereits früh eine Vorliebe für Filme „Das Schweigen der Lämmer“ und „Hannibal“
Eine Vorliebe für „Das Schweigen der Lämmer“ sowie die Fortsetzung „Hannibal“ scheint Donald Trump schon lange zu haben. 2001 soll er laut einem Bericht von „USA Today“ sogar die New Yorker Premiere von „Hannibal“ mit seiner späteren Frau Melania (damals noch Knauss) besucht haben.
Was genau der 45. Präsident der Vereinigten Staaten dazu bewegt hat, ausgerechnet den wohl berühmtesten Filmkannibalen überhaupt in seine Reden einzubauen, wissen offenbar auch viele seiner Unterstützer nicht. Die Washington Post gibt an, mehrere Personen aus dem Umfeld von Trumps Wahlkampfteam hätten keine Ahnung, warum Trump derart fixiert sei auf den fiktiven Serienmörder.
Politikberater Steven Cheung, der bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahlen 2024 als Wahlkampfsprecher von Donald Trump fungierte, versucht sich in einer Erklärung: „Präsident Trump ist ein inspirierender und begabter Geschichtenerzähler, und die Bezugnahme auf die Popkultur ist einer der vielen Gründe, warum er erfolgreich eine Verbindung zum Publikum und den Wählern aufbauen kann.“ Die demokratische Kandidatin Kamala Harris sei „hingegen ist so nahbar wie ein abgenutztes Sofa.“
In Lecter hat Trump also gewissermaßen einen weltberühmten Bösewicht gefunden, dessen übergroße Monstrosität zu Trumps selbst wahrgenommenen Heldentum passt. Ob die potenziellen Wählerinnen und Wähler das ähnlich sehen, zeigt sich im November. Für den Moment jedenfalls scheint der Republikaner den Fokus wieder auf seine realen Widersacher gerichtet zu haben. In seinen jüngsten Reden verzichtete er auf den „großartigen Hannibal Lecter“ – und sprach stattdessen über die „schreckliche Präsidentin“ Kamala Harris.