Donald Trump setzt gegen Kamala Harris nun auf Hammer und Sichel – und auf weitere persönliche Attacken. In seiner Partei rumort es.
Trumps Talfahrt setzt sich fort„Der Showman kann die Wahl nicht gewinnen“
Der „Red Scare“ ist zurück im US-Wahlkampf: Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seine Konkurrentin Kamala Harris erneut persönlich attackiert – und mit einem von künstlicher Intelligenz erzeugten Fake-Bild seine „Kommunismus“-Vorwürfe gegenüber der demokratischen Präsidentschaftskandidatin untermauert.
Harris ist auf dem Bild, das Trump am Sonntag in sozialen Netzwerken veröffentlichte, als kommunistische Anführerin dargestellt, im Hintergrund sind Hammer und Sichel zu sehen, das Symbol der Sowjetunion. Mit einem „Chicago“-Schriftzug spielt der KI-Fake zudem auf den anstehenden Parteitag der Harris-Partei an.
Donald Trump bringt die „Rote Angst“ zurück
Die jüngsten Attacken von Trump, der Harris zuvor bereits als „Vollblutkommunistin“ und „Genossin Kamala“ bezeichnet hatte, wecken Erinnerungen an die als „Red Scare“ („Rote Angst“) bekannt gewordene antikommunistische Hysterie in der sogenannten McCarthy-Ära während der 1950er Jahre. Die US-Zeitung „Politico“ betitelte ihren Newsletter „Playbook“ am Sonntag entsprechend mit „Trumps rote Angst“.
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Inhaltlich sind Trumps Kommunismus-Vorwürfe nicht haltbar. Der Republikaner bezieht sich damit auf Harris‘ Ankündigung, Preistreiberei bei Lebensmitteln bekämpfen und rezeptpflichtige Medikamente erschwinglicher machen zu wollen.
Donald Trump warnt vor Gesundheitsversorgung für alle
Was Trump unter Kommunismus versteht, hatte der Republikaner derweil bei einer Pressekonferenz in der letzten Woche offenbart: „Ihr werdet alle in ein kommunistisches System geworfen. Ihr werdet in ein System geworfen, in dem jeder Gesundheitsversorgung bekommt“, sagte Trump in Bedminster – und meinte das offenbar als Warnung.
„Ich glaube nicht, dass es etwas Kommunistisches an sich hat, wenn man verschreibungspflichtige Medikamente erschwinglicher machen will“, entgegnete der demokratische Senator Chris Coons am Wochenende schließlich nüchtern auf Trumps „Red Scare“-Versuche.
Er kann’s nicht lassen: Trump attackiert Harris
Trotz mittlerweile deutlicher Kritik aus der eigenen Partei attackierte Trump seine Gegnerin am Wochenende erneut auf persönlicher Ebene. Er sehe besser aus als Harris, die ein „verrücktes Lachen“ habe, polterte Trump am Samstag bei einer Kundgebung in Pennsylvania.
Außerdem „hasse“ US-Präsident Joe Biden seine Vizepräsidentin, behauptete Trump, und erklärte obendrein, Harris hab sich gegen Senator Josh Shapiro als Vize-Kandidat entschieden, weil dieser Jude sei.
Kamala Harris bringt Trump ins Straucheln
Der frühere US-Präsident, dessen Wahlkampfkampagne nach Bidens Rückzug und der Nominierung von Harris ins Straucheln geraten ist, hatte die Demokratin zuletzt mehrfach persönlich attackiert.
Trump bezeichnete seine Gegnerin als „dumm“ und erklärte, Harris habe einen „geringen IQ“. Zuvor hatte der Republikaner mit rassistischen Aussagen über Harris‘ Herkunft für Wirbel gesorgt. Die Demokratin sei kürzlich erst „schwarz geworden“, behauptete Trump.
Republikaner: Kritik an Trump wird lauter
Wegen der persönlichen Attacken auf Harris gibt es allerdings auch aus der eigenen Partei immer mehr Kritik an Trump. Nachdem zunächst Parteistrategen zu inhaltlichen statt persönlichen Attacken geraten hatten, meldete sich nun auch Lindsey Graham zu Wort.
„Donald Trump, der Provokateur, der Showman, kann diese Wahl nicht gewinnen“, sagte der republikanische Senator dem US-Sender NBC. Sollte Trump seine „beleidigende Kampagne“ fortsetzen, laufe er Gefahr, die Wahl zu verlieren.
Stattdessen müsse Trump endlich die politische Auseinandersetzung mit der Demokratin suchen. Harris sei eben „keine Verrückte“, erklärte Graham. Zuvor hatte mit Nikki Haley bereits eine prominente Republikanerin Trumps persönliche Attacken auf Harris scharf kritisiert.
Kamala Harris führt in allen nationalen Wahlumfragen
Die jüngsten Umfragen geben den parteiinternen Kritikern recht, Trumps Talfahrt setzt sich fort. Harris führt in allen nationalen Umfragen mittlerweile mit bis zu fünf Prozentpunkten Vorsprung vor Trump. Noch zeigt der „Red Scare“ abseits der sozialen Netzwerke offenbar keine große Wirkung.
Bei X verbreitete sich das Fake-Bild von Harris als kommunistischer Führerin am Sonntag unterdessen in rasanter Geschwindigkeit – und wurde schnell zu einem der populärsten Beiträge nach Trumps Rückkehr zu dem sozialen Netzwerk.
Trumps KI-Fake von Harris verbreitet sich rasant im Netz
Mehr als 45 Millionen Mal ist die KI-Fälschung bisher alleine bei X angezeigt worden. Neben Zustimmung erntete Trump im Netz für das Fake-Bild auch einige Häme. Mehrere Nutzer veröffentlichten süffisant ein altes Foto von Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance, verkleidet mit einem roten T-Shirt mit Hammer und Sichel sowie sowjetischem Schriftzug. Es sei ein Halloween-Kostüm gewesen, hatte Vance in der Vergangenheit erklärt.
Andere Nutzer wiesen wiederum auf Trumps oftmals schmeichelhafte Worte für den nordkoreanischen Diktator Kim-Jong Un und die laut eigenen Angaben gute Beziehung zu Kremlchef Wladimir Putin hin, die Trump immer wieder selbst betont hatte. Putin war einst KGB-Offizier in der Sowjetunion.
„Verhöhnung von dutzenden Millionen Opfern“
Während Trumps plumpes KI-Bild sich im Netz wie ein Lauffeuer verbreitete und dementsprechend heiß diskutiert wurde, kritisierte der deutsche Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk die Verharmlosung der Verbrechen der Sowjetunion durch das Fake-Bild. „Der Typ macht einen ja Tag für Tag sprachlos“, schrieb Kowalczuk bei X. „Aber eine solche Verhöhnung von dutzenden Millionen Opfern ist schon nochmals eine neue Qualität.“