AboAbonnieren

„Ich sehe besser aus als Kamala“Trump attackiert Kamala Harris und nutzt Debatte über Boxerinnen

Lesezeit 4 Minuten
Er hält sich für gut aussehend und bedient sich dabei unverändert umstrittener Rhetorik: Der Republikaner Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania.

Er hält sich für gut aussehend und bedient sich dabei unverändert umstrittener Rhetorik: Der Republikaner Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania.

Einmal mehr provoziert Donald Trump mit Aussagen über seine politische Kontrahentin Kamala Harris. Und auch die Debatte über zwei Olympiasiegerinnen nutzt er für seinen Wahlkampf.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat sein Erscheinungsbild mit dem von Kamala Harris verglichen. Seiner demokratischen Kontrahentin werde nachgesagt, wegen ihrer Attraktivität einen Vorteil zu haben, sagte der 78-Jährige bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Pennsylvania und fügte hinzu: „Ich sehe viel besser aus als sie. Ich glaube, ich sehe besser aus als Kamala.“

Das Lachen der Demokratin kommentierte Trump mit den Worten, es sei „das Lachen einer Verrückten“. Es ist nicht das erste Mal, dass der Republikaner das Aussehen von Harris thematisiert oder Frauen auf diese Weise angreift. Für Politikerinnen der Gegenseite benutzte er in der Vergangenheit häufiger das Wort „verrückt“ - etwa 2016 für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im damaligen Wahlkampf.

Mit Blick auf Harris erklärte Trump, er werde gebeten, sie nicht als „Irre“ zu bezeichnen. „Aber das ist sie. Eine Irre“, sagte der Ex-Präsident.

US-Wahlkampf: Trump nennt Kamala Harris „Kommunistin“

Bei der Veranstaltung stellte er die Demokratin erneut als radikale Linke dar und nannte sie eine „Kommunistin“. Auch US-Präsident Joe Biden griff er scharf an. Die USA würden von „dummen Menschen“ regiert, behauptete er. Obwohl ihm geraten werde, solche Schimpfwörter zu vermeiden, falle ihm kein besseres Wort als „dumm“ ein. „Wie soll man es sonst beschreiben? (...) Es ist ein perfektes Wort.“

Trump erhob erneut den Vorwurf, Biden und Harris ließen mit ihrer Migrationspolitik kriminelle „Irre“ über die Südgrenze ins Land. Zudem wiederholte er die falsche Behauptung, ihm sei der Wahlsieg 2020 gestohlen worden. Er warnte davor, dass dies 2024 erneut geschehen könne.

Trump gegen Harris: Klimapolitik bezeichnet der Ex-Präsident als „grüner Betrug“

Seinen Anhängern versprach Trump unter anderem Steuersenkungen und die Umleitung von Geldern für den Klimaschutz in die Infrastruktur. Energiepreise wolle er durch die verstärkte Förderung fossiler Energien senken.

Mit Pennsylvania will sich Trump im Wahlkampf einen Bundesstaat sichern, wo die Erdgasförderung eine große Rolle spielt. Pennsylvania ist ein sogenannter Swing State, in dem beide Parteien traditionell um die Wählerstimmen kämpfen. Enge Rennen werden auch in Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet. Wegen seiner Bevölkerungsgröße steht Pennsylvania aber für beide Seiten ganz oben auf der Prioritätenliste. Nach Bidens Rückzug als Kandidat der Demokraten hat Harris in Umfragen schnell aufgeholt und setzt Trump damit zunehmend unter Druck.

Olympiasiegerinnen: Trump nutzt emotionale Geschlechter-Debatte

Trump hat außerdem erneut die emotional geführte Geschlechter-Debatte um die Olympiasiegerinnen Imane Khelif und Lin Yu-ting für sich genutzt. In Pennsylvania wetterte der 78-Jährige, er verspreche, „Männer aus dem Frauensport herauszuhalten“. Trump nannte die Namen der Boxerinnen nicht, sagte aber, bei den Olympischen Spielen wären Männer, die zu Frauen gemacht worden seien, im Boxen angetreten. Für eine Bezeichnung von Khelif und Lin als Männer gibt es keine faktische Begründung.

In Paris waren die Kämpfe der 25-jährigen Khelif aus Algerien und der 28-jährigen Lin Yi-ting aus Taiwan kritisch begleitet worden. Der Disput um geschlechtliche Identität wird vor allem von konservativen Kreisen zunehmend als Kulturkrieg geführt. Die Debatte ging weit über die Frage des sportlich fairen Wettkampfs hinaus und erfasste auch höchste politische Kreise. In der gesellschaftspolitisch aufgeheizten Stimmung erfuhren beide Athletinnen im Internet viele Anfeindungen.

Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden. Beide hätten laut IBA die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt und „im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile“ gehabt. Das IOC nannte dies eine „willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren“. Das im Pass angegebene Geschlecht sei für viele Sportarten maßgeblich für die Zulassung zu den Wettbewerben, lautete eine Begründung.

„Das ist so erniedrigend für Frauen“: Trump kritisiert die Teilnahme von Transfrauen bei Olympia

Auch Trump hatte schon mehrfach abwertende Kommentare in der Debatte abgegeben. Am Samstag nannte er es „verrückt“, dass die beiden Boxerinnen bei den Spielen teilgenommen hätten. „Das ist so erniedrigend für Frauen.“

In Paris ermittelt nach den massiven Anfeindungen gegen Khelif Frankreichs Justiz. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Untersuchung zu Cybermobbing aufgrund des Geschlechts, wegen öffentlicher Beleidigung und des öffentlichen Aufrufs zur Diskriminierung eingeleitet. Khelifs Anwalt Nabil Boudi schrieb auf der Internetplattform X, die Ermittlungen sollten zeigen, wer hinter der „misogynen, rassistischen und sexistischen Kampagne“ gegen die Boxerin stecke. (dpa)