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Habeck, Union, ExperteReaktionen auf Handschlag-Eklat um Annalena Baerbock

Lesezeit 3 Minuten
Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/ Die Grünen) trifft sich mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa. Verdeckt rechts neben ihr steht ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot, dem al-Scharaa – im Gegensatz zu Baerbock – die Hand gibt.

Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/ Die Grünen) trifft sich mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa. Verdeckt rechts neben ihr steht ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot, dem al-Scharaa – im Gegensatz zu Baerbock – die Hand gibt.

Während Baerbock in der ARD ihre Erfahrungen aus der Syrien-Reise schildert, kommentieren andere den ausgebliebenen Handschlag.

Nach dem Treffen zwischen Außenministerin Annalena Baerbock und der neuen syrischen Führung in Damaskus wird in Deutschland über den ausgebliebenen Handschlag mit dem syrischen De-facto-Herrscher Ahmed al-Scharaa diskutiert.

Baerbock war gemeinsam mit dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot von Ahmed al-Scharaa empfangen worden. Während der Islamist die Deutsche nicht per Handschlag begrüßte, streckte er dem Franzosen die Hand entgegen. Barrot erwiderte die Geste nur zögerlich.

Kein Handschlag für Annalena Baerbock

Baerbock sagte dazu später auf Nachfrage einer Journalistin, ihr sei bereits bei ihrer Ankunft klar gewesen, dass es keinen Handschlag geben werde. In dem Gespräch mit al-Scharaa habe sie dann aber sehr deutlich gemacht, dass Frauenrechte ein Gradmesser dafür seien, wie frei eine Gesellschaft sei.

HANDOUT - 03.01.2025, Syrien, Damaskus: Auf diesem von der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA veröffentlichten Foto sitzt Außenministerin Annalena Baerbock (l) und ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot (r) mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa.

HANDOUT - 03.01.2025, Syrien, Damaskus: Auf diesem von der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA veröffentlichten Foto sitzen Außenministerin Annalena Baerbock (l) und ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot (r) mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa.

Aus Delegationskreisen war zu hören, dass al-Scharaa am Ende des Gesprächs noch mal die Hand ausgestreckt habe, es dann aber nicht mehr zu einem Handschlag gekommen sei.

Baerbock in Syrien: Habeck äußert sich nach ausgebliebenem Handschlag

Der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, nahm nach Baerbock ebenfalls Stellung zum Eklat, gab sich auf „Bild“-Anfrage allerdings äußerst diplomatisch. Es sei richtig und wichtig, dass Baerbock als erste EU-Außenministerin nach Syrien gereist sei. „Wenn wir uns nur mit Regierungen treffen würden, die genauso denken wie wir, wären wir ziemlich allein“, so Habeck ohne konkret auf den Vorfall einzugehen.

Das große politische Echo blieb sowohl in Deutschland als auch international ob des ausgebliebenen Handschlags aus. Kritik gab es aber vereinzelt. „Solch ein Verhalten geht natürlich nicht“, so CDU-Außenpolitiker Peter Beyer gegenüber der „Bild“. Es sei allerdings entscheidend, dass die Region befriedet werde.

„Es lebe die feministische Außenpolitik!“, kommentierte noch am Abend AfD-Chefin Alice Weidel die Begrüßung.

Experte: Verweigerter Handschlag nicht gut

Der frühere Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, bewertete den verweigerten Handschlag als schlechtes Zeichen. „Das ist nicht gut, auch wenn wir das aus anderen Ländern kennen, wo extrem konservativ-islamische Männer an der Macht sind: Iran etwa und bis vor einiger Zeit auch Saudi-Arabien“, sagte Perthes dem „Stern“ Er fügte hinzu: „In Syrien gehört das nicht zur Tradition. Ich hoffe, dass al-Scharaa dafür auch in Syrien kritisiert werden wird.“

Die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ kommentierte den Besuch von Baerbock und Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot: „Die Überraschungsreise soll ein Signal des vorsichtigen Optimismus an die neue Macht sein. Aber sie beginnt mit einem Fehltritt, als al-Dscholani sich weigert, Ministerin Baerbock die Hand zu geben.“ Die deutsch-französische Mission sorge auf EU-Ebene für Rätsel.

Die Europäische Union will nach Darstellung von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei einer möglichen Unterstützung Syriens genau hinschauen, in welche Richtung sich das Land entwickelt. Wenn jetzt nach Jahren der absoluten Unterdrückung die Chance für eine friedliche und freie Zukunft für alle da sei, dann stehe die EU zur Seite, sagte die Grünen-Politikerin in den ARD-„Tagesthemen“ nach ihrem Besuch in Syrien. „Aber wir werden natürlich nicht als Europa ein Geldgeber für eine Islamisierung einer Gesellschaft sein“, fügte sie hinzu.

Baerbock sagte in der ARD, ihr erster Eindruck sei der einer Zerrissenheit der Gesellschaft gewesen. Es gebe einerseits Hoffnung auf Freiheit für alle nach Jahren von Bürgerkrieg, Folter und Unterdrückung. Auf der anderen Seite sei die Sorge vieler, dass die Hoffnung für Frauen sowie religiöse und ethnische Minderheiten zerplatzen könnte. Das habe man sehr deutlich und klar angesprochen. Zum Ende des Gesprächs habe die andere Seite deutlich unterstrichen, dass sie dies verstanden hätten und auch die Frage der Beteiligung von Frauen berücksichtigen wollten. Man werde die Führung aber an ihren Taten messen, so Baerbock. (pst mit dpa)