Kirill Dmitrijew kriegt nach seinem USA-Besuch Gegenwind von einem Ex-Diplomaten. Putins Gesandter verbreitet dennoch neue Propaganda.
„Putins neuer Liebling“ besucht USA„Sei ehrlich“ – Ex-US-Botschafter und Kreml-Gesandter geraten aneinander

Kirill Dmitrijew im Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin. (Archivbild)
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Kirill Dmitrijew war voll des Lobes: Der Gesandte von Kremlchef Wladimir Putin hat nach Gesprächen in Washington die Regierung von US-Präsident Donald Trump über den grünen Klee gelobt und weitere Treffen in Aussicht gestellt. In seinem Telegram-Kanal schrieb Kirill Dmitrijew, Chef des russischen Fonds für Direktinvestitionen, von konstruktiven Treffen. Es gebe die Bereitschaft, einen direkten Dialog wiederherzustellen, um Differenzen zu überwinden und die wichtigsten geopolitischen Fragen zu klären.
In einem Interview im Sender Fox News behauptete der Vertraute von Kremlchef Putin schließlich sogar, dass das Trump-Team nicht nur den Dritten Weltkrieg verhindere, sondern auch Fortschritte für eine Lösung im Ukraine-Krieg erzielt habe.
Putins Gesandter lobt Donald Trump
Mit der Feuerpause für Angriffe auf die Energieinfrastruktur sei die erste Deeskalation erreicht worden, sagte Dmitrijew. Dass Russland nach ukrainischen Angaben bereits weniger Stunden nach Inkrafttreten des angeblichen Waffenstillstands erneut Energie-Anlagen in der Ukraine angegriffen hat, erwähnte Dmitrijew in den US-Medien unterdessen nicht.
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Kirill Dmitrijew bei einem Pressestatement unweit des Weißen Hauses in Washington. (Archivbild)
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Dmitrijew zufolge sei bei seiner Reise in die USA über die Aussichten der Rückkehr amerikanischer Investitionen nach Russland beraten und über Möglichkeiten gemeinsamer Projekte gesprochen worden. Außerdem sei es um die Zusammenarbeit in der Arktis, bei seltenen Erden und in anderen Bereichen gegangen. Als seltene Erden werden 17 Metalle bezeichnet, die in vielen täglichen Gebrauchsgegenständen wie Smartphones, Laptops und Fernsehern stecken.
Sicherheitsgarantien: Kreml bekräftigt Ablehnung
Sicherheitsgarantien für die Ukraine schloss Dmitrijew bei seinem Besuch in Washington zwar nicht aus, die Worte des Gesandten wurden kurz darauf aber bereits wieder vom Kreml kassiert. Sicherheitsgarantien seien ein sehr schwieriges Thema, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. „Das ist Gegenstand der Verhandlungen und Beratungen.“ Vorläufig sei es nicht möglich, über irgendetwas Konkretes in diesem Kontext zu sprechen.
Bereits kurz nach Kriegsbeginn hatte Russland belegt, dass es kein ernsthaftes Interesse an Sicherheitsinteressen für die Ukraine hat. Im Entwurf eines Abkommens beider Seiten wenige Monate nach Kriegsbeginn war zwar von Sicherheitsgarantien die Rede gewesen.
Dmitrijew bekommt Kontra von Ex-US-Botschafter in Moskau
Dabei wollte Russland selbst jedoch Garantiemacht sein, mit einem Vetorecht gegen das Eingreifen anderer Staaten wie den USA. Die Forderung gilt neben den russischen Kriegsverbrechen in Butscha als Hauptgrund, warum die Ukraine damals in Istanbul nicht zustimmte – ein effektiver Schutz des Landes wäre nicht gewährleistet gewesen.
Für seinen Auftritt bei Fox News bekam Dmitrijew unterdessen nun prompt eine Schelte eines ehemaligen amerikanischen Top-Diplomaten auf der Plattform X zu hören. „Kirill, hör auf mit den übertriebenen Drohungen vor einem dritten Weltkrieg. Du weißt, das ist völliger Unsinn“, schrieb Michael McFaul dort direkt an Putins Gesandten gewandt. McFaul war zwischen 2012 und 2014 der US-Botschafter in Moskau und gilt als Russland-Experte.
„Du versuchst, die Trump-Regierung zu bestechen“
„Sei einfach ehrlich: Du versuchst, die Trump-Regierung mit ‚großartigen Wirtschaftsabkommen‘ zu bestechen, damit du Teile der Ukraine annektieren und den Rest des Landes unterwerfen kannst“, wählte der Ex-Diplomat nun deutliche Worte für Dmitrijews Äußerungen in den US-Medien.
Der russische Gesandte reagierte tags darauf auf die deutlichen Worte – und raunte etwas vom „Deep State“, den McFaul angeblich präsentieren würde. „Lieber Mike, ich glaube an dich“, schrieb Dmitrijew am Samstag an McFaul gerichtet bei X.
Putin-Gesandter Kirill Dmitrijew: Geraune über den „Deep State“
„Du kannst aufhören, dich wie der Deep State zu benehmen. Hör auf mit den unrealistischen, abgedroschenen Mantras – fang an, realistische Lösungen anzubieten“, forderte Putins Sondergesandter. „Sei ein Friedensstifter … wer weiß, vielleicht folgen dir deine ‚professionellen Staats‘-Kumpel“, fügte er an.

Michael McFaul zu seiner Zeit als US-Botschafter in Russland. (Archivbild)
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McFaul verzichtete auf eine Replik – und widmete sich bei X lieber den Massenprotesten gegen Trumps Politik in den USA. Am Sonntag kamen die schließlich auch bei Dmitrijew zur Sprache, der sich erneut in plumper Propaganda versuchte, indem er in den Raum stellte, die „gut organisierten“ Demonstrationen in den USA könnten vom „Deep State“ orchestriert worden sein.
Putins Gesandter verbreitet „lächerliche Behauptung“
„Wendet der ‚Deep State‘ sein Manöver aus den Farbrevolutionen im Ausland an, um eine solche im Inland zu versuchen?“, raunte der Sondergesandte. Unter dem „Deep State“ wird in Kreisen von Verschwörungstheoretikern eine Art Schattenregierung verstanden, die aus angeblich geheimen Machtnetzwerken bestehe, die im Verborgenen ihre eigene Agenda verfolgen würde.
McFaul reagierte schließlich am Sonntagabend auf die Andeutungen des russischen Gesandten – und sprach von einer „lächerlichen Behauptung“. Bei den Protesten in den USA handele es sich um „Grassroots-Aktivismus, der in Demokratien vorkommt und bei ihrem Präsidenten schon lange verboten ist“, schrieb der Ex-Botschafter auf X und legte Dmitrijew nahe, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren, statt amerikanische Bürger zu beleidigen. „Mit solchen Verschwörungstheorien untergraben Sie ihre Glaubwürdigkeit“, fügte McFaul an.
Russische Bürgerrechtlerin: „Putins neuer Liebling“
Aus der Ukraine gab es unterdessen Kritik an der Reise Dmitrijews nach Washington. Die US-Regierung hatte zuvor extra Sanktionen gegen den Gesandten gelockert, um den Besuch zu ermöglichen. Dmitrijew sei „Putins neuer Liebling“ und „Russlands neuster Polit-Promi“, schrieb derweil Maria Pevchikh.
Die russische Bürgerrechtlerin hat früher mit dem gestorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny zusammengearbeitet – und wies nun auf den laut ihrer Recherche enormen Reichtum des Kreml-Gesandten hin, „darunter ein atemberaubendes Immobilien-Portfolio im Wert von über 70 Millionen Dollar“. Das seien „ziemlich beeindruckende“ Zahlen für einen Regierungsbeamten, schrieb Pevchikh bei X. „Woher hat Dmitrijew dieses Geld? Nur Putin weiß es“, fügte sie an.