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Kritik auch von MAGA-Milliardär„Dumm“ und „dystopisch“ – Trump attackiert Europa und bekommt Gegenwind

Lesezeit 5 Minuten
US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Journalisten an Bord der Air Force One am Sonntag.

US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Journalisten an Bord der Air Force One am Sonntag. 

Donald Trump hat sich erneut über seine Zölle gegen die EU geäußert – und bleibt bei seinem Kurs. Aus Brüssel kommt dennoch ein Angebot. 

US-Präsident Donald Trump hat seine Zoll-Politik trotz weltweit heftiger Kurseinbrüche verteidigt – und den Ton gegenüber Europa weiter verschärft. „Manchmal muss man Medizin nehmen, um etwas zu heilen“, sagte Trump am Sonntag vor Journalisten an Bord des Präsidentenflugzeugs Air Force One mit Blick auf die Aktienmärkte. Er habe sich am Wochenende mit Spitzenpolitikern weltweit um eine Lösung des Problems bemüht. Die betroffenen Länder wollten „unbedingt eine Einigung erzielen“, behauptete der US-Präsident weiter.

Mit Blick auf Europa blieb Trump unterdessen bei seinem harten Kurs. Zuvor hatte Tech-Milliardär und „besonderer Regierungsberater“ Elon Musk mit dem Vorschlag, eine Freihandelszone mit der EU zu verhandeln, für Wirbel gesorgt. Das Vorhaben entspräche dem genauen Gegenteil von Trumps Politik, der in der letzten Woche Zölle auf Einfuhren aus den meisten Staaten der Welt verhängt hatte.

Donald Trump will von Elon Musks Vorschlag nichts wissen

Ein genereller Mindestsatz von zehn Prozent trat am Samstag in Kraft, höhere Zölle für dutzende Staaten sollen in einem zweiten Schritt am Mittwoch wirksam werden. „Was die Zölle anbelangt, hoffe ich, dass wir uns auf eine Null-Zoll-Situation zubewegen, mit einer Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika“, hatte Tesla-Chef Musk unterdessen am Samstag in einer Videoschalte beim Parteitag der rechten italienischen Regierungspartei Lega erklärt. 

Der US-Präsident wies diese Pläne deutlich zurück – und forderte von Europa nun sogar finanzielle Reparationen. Die US-Regierung habe die EU mit hohen Zöllen belegt, erklärte Trump in der Air Force One und fügte an: „Sie kommen an den Verhandlungstisch und wollen reden, aber es gibt keine Gespräche, ohne dass sie uns jährlich viel Geld zahlen – nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Vergangenheit.“

Trump über EU: „Keine Gespräche, ohne dass sie uns viel Geld zahlen“

Deutsche Autobauer hob der US-Präsident bei seinen Äußerungen besonders hervor. „Wir kaufen ihre Autos – Mercedes, Volkswagen, BMW – wir kaufen Millionen ihrer Autos. Sie kaufen keine von uns. Sie kaufen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht. Sie kaufen gar nichts“, schimpfte der US-Präsident. „Europa hat uns wirklich schlecht behandelt“, fügte er an. 

Die jüngsten Volten in Washington sorgen auch in Deutschland für eine Reaktion. „Ich denke, das ist ein Zeichen von Schwäche und vielleicht von Angst“, kommentierte etwa der scheidende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Vorschlag von Musk. „Die handelnde Politik ist völlig anders“, stellte der Grünen-Politiker fest. „Das ist lächerlich.“ Eine weitere Eskalation „sollte möglichst verhindert“ werden, betonte Habeck jedoch.

Donald Trump bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen

Gegenwind bekommt Trump für seinen radikalen Kurs unterdessen auch aus den eigenen MAGA-Reihen – und das nicht nur von Musk. Die vom Weißen Haus verhängten „massiven und unverhältnismäßigen Zölle“, die sowohl „Freunde als auch Feinde gleichermaßen“ getroffen hätten, drohten das Vertrauen in die USA als „Handelspartner und Wirtschaftsstandort“ zu zerstören, kritisierte mit dem Hedgefondsmanager Bill Ackman ausgerechnet einer von Trumps lautstärksten Wahlkampf-Unterstützern.

Trump sollte nun eine 90-tägige „Zollpause“ ausrufen, forderte der Milliardär in einem Beitrag auf der Plattform X. In diesem Zeitraum könnten dann Vereinbarungen mit anderen Ländern ausgehandelt werden, so Ackman, der schließlich eine deutliche Warnung an den US-Präsidenten aussprach.

Trump-Unterstützer warnt vor „wirtschaftlichem Atomkrieg“

„Wenn wir dagegen am 9. April einen wirtschaftlichen Atomkrieg gegen alle Länder der Welt anzetteln, werden die Investitionen der Unternehmen zum Erliegen kommen, die Verbraucher werden kein Geld mehr ausgeben, und wir werden unseren Ruf in der übrigen Welt so schwer beschädigen, dass es Jahre und möglicherweise Jahrzehnte dauern wird, ihn wiederherzustellen.“ Insbesondere Geringverdienern drohten mit diesem Kurs „schwerwiegende Konsequenzen“, prophezeite Ackman und fügte an: „Das ist nicht das, was wir gewählt haben.“ 

Das stimmt allerdings nicht. Tatsächlich hatte Trump seine radikalen Zollpläne immer wieder vor seiner Rückkehr ins Weiße Haus angekündigt. Entsprechend deutlich fielen manche der Reaktionen auf Ackmans Kritik aus. „Wenn Sie ihm ermöglicht haben, Präsident zu werden, darf ich Ihnen dann vorschlagen, ihre verdammte Klappe zu halten?“, schrieb etwa der demokratische Abgeordnete Eric Swalwell an den Milliardär gerichtet. 

Handelsexperte: Donald Trump „von Kriechern umgeben“

Trumps jüngste Äußerungen an Bord der Air Force One, bei denen er seine Zollpolitik verteidigt hatte, sorgten unterdessen ebenfalls prompt für Reaktionen von Handels- und Politik-Experten. Trump sei von „Kriechern umgeben“, die behaupten würden, dass „Handel Diebstahl ist“, kommentierte der britische Handelspolitikexperte David Henig vom „Europäischen Zentrum für internationale politische Ökonomie“ die Äußerungen des US-Präsidenten. 

Trump sei bereit, die „US-Wirtschaft mit allen Kollateralschäden für andere Länder zu zerschlagen“, nur um seine falsche Annahme zu beweisen, führte der ehemalige Beamte, der nun für die Denkfabrik tätig ist, in einem Beitrag bei X aus. All das sei „dystopische Fiktion“, fügte Henig an.

EU macht Donald Trump trotzdem ein Angebot

Auch unter deutschen USA-Experten sorgt das Vorgehen des Weißen Haus zunehmend für konsternierte Kommentare. „Dummheit fasst den Vorgang nicht in seiner ganzen Tiefe. Es geht darüber hinaus“, kommentierte etwa Thomas Jäger, Professor für internationale Politik an der Universität zu Köln, die Äußerungen an Bord der Air Force One am Montag.

Die EU reagierte unterdessen ebenfalls auf Trumps Zollpolitik – mit einem Angebot. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe Europa am Montag die Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten vorgeschlagen. „Wir haben Null-für-Null-Zölle für Industriegüter angeboten“, sagte von der Leyen in Brüssel. „Europa ist immer zu einem guten Geschäft bereit.“ Ob das auch für Trump gilt, bleibt offen.