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US-ZollkeuleDie EU muss eine besonnene Antwort auf Trumps Geisterfahrt finden

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07.04.2025, Großbritannien, Falkirk: Hunderte von Schiffscontainern am Grangemouth Terminal in der Nähe von Falkirk.

Hunderte von Schiffscontainern (Symbolbild)

Eine geeinte EU bietet der von US-Zöllen bedrohten Wirtschaft Stabilität, indem Eskalationen vermieden und kühle Köpfe bewahrt werden.

Nachdem Donald Trump vor knapp einer Woche wild mit der Zollkeule um sich geschlagen und damit am Montag einen freien Fall der Börsen verursacht hatte, war auch zu Wochenbeginn nicht klar, was die EU den jüngsten Plänen des US-Präsidenten entgegensetzen wird. Obwohl die Versuchung groß scheint, einen zügig aufgesetzten Vergeltungsplan auf die jüngsten US-Sonderabgaben zu fordern, sind die besonnenen Aussagen der EU-Spitzen und die von den Mitgliedstaaten ausgesandte Botschaft der Geschlossenheit gute Nachrichten.

Die Gemeinschaft hat am meisten Macht, wenn sie einig und ohne Emotionen eine Antwort auf Trumps Geisterfahrt zu finden versucht; wenn sie klüger agiert als der von Zollfantasien und Rache besessene Republikaner und ja, schlussendlich auch bereit ist, nachzugeben, falls das den Schaden für die eigenen Bürger abfedert. Der Wahnsinn in Washington wird die Wirtschaft auf dem alten Kontinent schmerzhaft treffen, aber die wahre Gefahr besteht in einer Eskalation dieses Handelskonflikts. Deshalb dürfen die EU-Länder jetzt weder einzeln beginnen, bilateral mit den Amerikaner zu verhandeln, noch dürfen sich die Europäer in eine Zollspirale hineinziehen lassen. Aus der kommen sie zum einen nur schwerlich wieder heraus. Zum anderen würden unter einer Weltwirtschaftskrise wie vor knapp 100 Jahren auch vorneweg die eigenen Bürger und Unternehmen in Europa leiden.

Dass nun immer mehr Stimmen fordern, die amerikanischen High-Tech- und Internet-Konzerne ins Visier zu nehmen, ist zwar richtig. Und doch dürfen solche Vorschläge nicht aus der Panik geboren sein. Natürlich hat die EU mit ihren 450 Millionen Einwohnern Hebel, um Druck auf die US-Digitalunternehmen aufzubauen. Sie sollte sie aber zumindest vorerst lediglich als Drohgebärde einsetzen, um Europas Verbraucher vor Kostenexplosionen zu schützen. So langsam scheint es den Tech-Oligarchen zu dämmern, dass sie am Ende die großen Verlierer dieses von den USA angezettelten Handelskonflikts sein könnten wie die Aussagen von X-Chef Elon Musk andeuten. Erst hatten sich die Chefs von Google, Meta, Apple und Microsoft auf peinliche Weise bei Trump angebiedert, jetzt vernichteten dessen Zollschläge Aktienvermögen in einer schwindelerregenden Höhe. Europa könnte weiteren Druck aufbauen. Die könnte die Chance ergreifen, endlich gegen die Praktik der US-Digitalkonzerne vorzugehen, durch geschicktes Verschieben von Gewinnen und Verlusten und Firmensitzen über mehrere EU-Länder kaum Steuern abzuführen. Zum ersten Mal könnten sich die Mitgliedstaaten hier einig werden.