Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Trumps Zollpolitik„Die schlichte Wahrheit ist, dass er einen Rückzieher gemacht hat“

Lesezeit 3 Minuten
Donald Trump gibt sich zufrieden: 75 Länder seien bereit, mit den USA zu verhandeln, gab er an.

Donald Trump gibt sich zufrieden: 75 Länder seien bereit, mit den USA zu verhandeln, gab er an. 

Trump verkündet eine Pause im Zollstreit – und argumentiert mit dem großen Erfolg seiner Strategie. Redaktionen weltweit bewerten die Lage völlig anders. 

US-Präsident Donald Trump ist in dem von ihm angezettelten Zollstreit überraschend zurückgerudert. Er senkte die Zölle für fast alle Handelspartner zunächst für 90 Tage auf zehn Prozent. Für China erhöhte Trump die Einfuhrabgaben dagegen ein weiteres Mal, sie liegen nun bei 145 Prozent.

Die offizielle Begründung für das Aussetzen, der erst jüngst verhängten Zölle nannte Trump gleich mit: Zahlreiche Länder hätten ihn – genau wie er es geplant hatte – um Verhandlungen angebettelt. Daran, dass Trump allerdings aufgrund des großen Erfolges seines begonnenen Handelskriegs nun eine 90-tägige Pause beschloss, scheinen international allerdings nur die wenigsten zu glauben. Die Reaktionen, vor allem aus Europa, lasen sich anders. 

Reaktionen auf Donald Trumps Zoll-Pause

Die renommierte englische Zeitung „The Guardian“ sieht in Trumps Rückzieher ein Armutszeugnis. Der Zollkrieg habe dem US-Präsidenten nichts gebracht. „Er hat nicht gewonnen. Keiner hat verhandelt. Trump bemüht sich wie üblich, einen weiteren Triumph zu verkünden. Die schlichte Wahrheit ist, dass er einen Rückzieher gemacht hat, weil er dazu gezwungen war“, so der Guardian-Kommentar.

Ähnlich bewerten auch die Analysten der „Washington Post“ die Lage. Nicht etwa die Bitten anderer Regierungschefs, sondern der Einbruch an den Märkten für Staatsanleihen habe Trump dazu veranlasst, viele seiner Zölle für 90 Tage auszusetzen. Die unübersichtliche Lage beim Zollkonflikt der USA mit dem Rest der Welt sorgt derweil weiter für Unruhe an den Börsen. Nach dem fulminanten Aufschwung vom Vortag legten die US-Aktienmärkte zunächst wieder den Rückwärtsgang ein.

Zoll-Politik: Donald Trumps „riskantes Spiel mit der Wirtschaft“

Die australische Zeitung „Sydney Morning Herald“ bewertete Trumps Rückzieher als einen Beleg für dessen unberechenbare Regierung, „die den ständig wechselnden Launen eines verrückten Königs unterworfen ist“. Donald Trump habe mit ein Chaos an den Finanzmärkten verursacht und damit den Ruf Amerikas beschädigt.

In Frankreich bewertete die wirtschaftsliberale französische Tageszeitung „Le Figaro“, die neben Le Monde als wichtigste meinungsbildende Zeitung Frankreichs gilt, Trumps Zollpolitik als „Bluff“ und „riskantes Spiel mit der Wirtschaft“. Dass China dem „Cowboy aus Washington“ Gegenzölle angedroht – und inzwischen schon offiziell verkündet hat – habe einen „Fieberschub der amerikanischen Finanzwelt und Trumps Salto rückwärts“ zur Folge gehabt. 

China reagiert mit Gegenzöllen

Trump hatte laut zwei hochrangigen Beamten des Weißen Hauses erwartet, dass China auf die USA zugehen werde, wie CNN berichtet. Peking allerdings weigert sich bislang, ein Telefonat auf Führungsebene zu arrangieren, so drei CNN-Quellen, die mit der offiziellen Kommunikation vertraut sind. Das Resultat bekam Trump am Freitag zu spüren: China erhöht im Handelskonflikt mit den USA seine Zölle auf US-Importe ab Samstag auf 125 Prozent. Washington wende sich mit seiner Handelspolitik gegen „grundlegende wirtschaftliche Regeln und den gesunden Menschenverstand“, erklärte das Finanzministerium in Peking am Freitag.

China wandte sich im laufenden Handelsstreit zudem an die EU und rief zur Zusammenarbeit auf. Bei einem Treffen mit Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez in Peking sagte Präsident Xi Jinping, dass China und die EU gemeinsam das internationale Handelsumfeld schützen und sich gegen einseitige und schikanöse Praktiken wehren sollten, um die internationalen Regeln und Ordnung zu wahren. In einem Zollkrieg gebe es keine Gewinner und man isoliere sich selbst, erklärte Xi laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Eine Reaktion seitens Donald Trump, der sich nach der Marktentwicklung am Mittwoch in den USA von Demokraten Vorwürfe des Betrugs anhören musste, steht noch aus. Die USA dürften den Austausch zwischen China und Europa kritisch beäugen. Bereits vor Sánchez Ankunft in Peking kam Kritik aus Washington. Finanzminister Scott Bessent warnte vor einer Hinwendung zu China. „Damit würde man sich selbst die Kehle durchschneiden“, sagte er. (mit dpa)