Der britische Ex-Minister Ben Wallace findet deutliche Worte für Kanzler Scholz – Zuspruch kommt aus Deutschland und der Ukraine.
Harte Vorwürfe gegen den Kanzler„Bei jeder Gelegenheit war Scholz der Letzte und nicht der Erste“
Dass Ben Wallace keine allzu gute Meinung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat, wurde schon während der Amtszeit des ehemaligen britischen Verteidigungsministers deutlich. Scholz, so befand Wallace, sei der„ falsche Mann im falschen Job zur falschen Zeit“ und daher ein Hindernis im Umgang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine. Nun hat der Brite, der mittlerweile nicht mehr Minister ist, noch einmal gegen den Kanzler nachgelegt.
„Vergessen wir nicht, dass dies ein Mann ist, der der Meinung war, dass die Abgabe jeglicher tödlicher Waffen eine Eskalation bedeuten würde – sogar NLAWS mit kurzer Reichweite“, schrieb Wallace am Donnerstagnachmittag auf der Plattform X. Bei NLAWS handelt es sich um leichte Panzerabwehrlenkwaffen.
Ben Wallace vs. Olaf Scholz: „Bei jeder Gelegenheit war er der Letzte“
Wallace dürfte mit seinem Kommentar auf Scholz’ Haltung in den ersten Monaten nach Russlands Invasion anspielen. „Bei jeder Gelegenheit war er der Letzte und nicht der Erste, der half“, führte Wallace weiter aus. Scholz habe „kein Urteilsvermögen“, außerdem fehle dem Kanzler „das Verständnis dafür, wie Abschreckung funktioniert“, erklärte Wallace und fügte schließlich an: „Er ist das schwache Glied in Deutschlands Kette.“
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Auslöser für die Breitseite aus Großbritannien war Scholz’ Regierungserklärung vom Mittwoch. Dort hatte der Bundeskanzler seine eigene Politik im Umgang mit Russlands Krieg gelobt. Er sei stolz darauf, dazu beigetragen zu haben, dass die Lage nicht weiter eskaliert sei, erklärte der Bundeskanzler und bekräftigte erneut, dass er manche vom Kreml aufgestellte „rote Linie“ weiterhin nicht überschreiben will.
Britische Breitseite nach Regierungserklärung von Olaf Scholz
„Ich werde meine Position bezüglich der Lieferung von deutschen Marschflugkörpern nicht ändern“, versicherte Scholz, der trotz dringender Bitten aus der Ukraine ein vehementer Gegner einer Lieferung des deutschen Taurus ist.
Frankreich und Großbritannien sowie die USA liefern der Ukraine unterdessen Raketen mit höherer Reichweite. Vergleichbar mit dem sehr schlagkräftigen und weitreichenden Taurus sind die gelieferten Systeme allerdings nicht. Nun deutet Wallace an, dass Scholz nicht nur bei der Frage nach Marschflugkörpern eine Bremse gewesen sein soll.
Wallace’ Worte werden schnell zum Wahlkampfargument
Die Bemerkungen aus Großbritannien blieben in Deutschland, wo nach dem Ampel-Aus der Wahlkampf von 0 auf 100 gestartet ist, freilich nicht unbemerkt.
„So denkt der ehemalige britische Verteidigungsminister über Olaf Scholz: Der deutsche Kanzler als schwächstes Glied und ohne strategisches Verständnis“, schrieb der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen zu Wallace’ Worten bei X. „So einen Kanzler kann Deutschland sich in Zeiten des Krieges in Europa allemal nicht leisten“, lautete Röttgens Befund.
Norbert Röttgen: „So einen Kanzler kann Deutschland sich nicht leisten“
Auch der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marcus Faber, verbreitete die Kritik aus Großbritannien in dem sozialen Netzwerk weiter. „Die britische Sicht auf Bundeskanzler Scholz“, schrieb der FDP-Politiker zu der Abrechnung aus London.
Bundeskanzler Scholz hat unterdessen wie bereits in der Vergangenheit nicht auf die scharfen Worte von Wallace reagiert. Auch die von Scholz’ Zurückhaltung seit Kriegsbeginn hauptsächlich betroffene Ukraine ließ die Äußerungen unkommentiert, zumindest auf höchster Regierungsebene.
Stichelei aus der Ukraine: „Schwache Führer des Westens“
Oleksander Scherba, Sonderbeauftragter des ukrainischen Außenministeriums und ehemaliger Botschafter in Österreich, konnte sich einen Kommentar bei X dann aber doch nicht verkneifen.
„Putin wusste, dass er es mit schwachen Führern des Westens zu tun haben würde“, antwortete der Diplomat wenig diplomatisch auf Wallace’ Ausführungen über den Kanzler. Den Kremlchef habe das nur noch mehr „angespornt“, lautete Scherbas Fazit.