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Nach Gercke-GutachtenWoelkis Gerichtschef Günter Assenmacher geht

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Günter Assenmacher

Soll seine Rolle als „reaktiv“ gesehen haben: Günter Assenmacher

Köln – Die Gercke-Studie zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln hat eine erste dauerhafte personelle Konsequenz, und das Offizialat, das Gericht des Erzbistums Köln, braucht einen neuen Chef: Nach einem Gespräch mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ist Offizial Günter Assenmacher (69) zum Monatswechsel aus dem Amt ausgeschieden. Woelki hatte Assenmacher bereits im März von seinen Aufgaben entbunden.

Der Kölner Strafrechtler Björn Gercke hatte Assenmacher zwar keine Pflichtverletzungen, aber falsche Rechtsauskünfte in zwei Fällen zur Last legte. Zudem beschrieb das Gutachten die Bedeutung von Assenmachers Ratschlägen auch in anderen Fällen, etwa dem des Wuppertaler Pfarers U., in dem heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße Rechtsfehler zur Last gelegt werden. Anders als die Münchner Kanzlei Westphal Spilker Wastl hatte Gercke hier aber keine Verletzung der Amtspflichten Assenmachers selbst gesehen. Assenmacher sei erst ab Mitte der 2000er Jahre intensiv in die Bearbeitung von Missbrauchsfällen einbezogen gewesen, so die Gercke-Studie. Er habe seine Rolle als „reaktiv“ gesehen und nach eigener Aussage nur aufgrund entsprechender Aufträge gehandelt. Die übrigen Beteiligten hätten ihn dagegen als den maßgeblichen Ansprechpartner in kirchenrechtlichen Fragen betrachtet. Assenmacher, so Gercke, habe auf „Defizite im Bereich der Normverfolgung“ nicht hingewiesen.

Vorwürfen mit Schweigen begegnet

Assenmacher hat zu den Vorwürfen stets geschwiegen. Die Entscheidung über sein Ausscheiden sei einvernehmlich getroffen worden, erklärte das Erzbistum gestern. Woelki: „Mehr als drei Jahrzehnte hindurch hat Prälat Dr. Assenmacher mit großem Einsatz seinen Dienst im Offizialat geleistet. Für die Arbeit dort, die zum größten Teil das kirchliche Eherecht betrifft, gebührt ihm Dank.“ Assenmacher war seit 1984 Kölner Offizial und hat jeweils ein Jahrzehnt lang in gleicher Funktion auch für die Bistümer Limburg und Essen gearbeitet. Essen beendete die Zusammenarbeit mit Köln bereits 2019, in Limburg schied Assenmacher am 31. März, also kurz nach Veröffentlichung der Gercke-Studie, aus dem Amt. In Köln übernimmt Assenmachers Vize Thomas Weitz kommissarisch die Leitung des Gerichts.

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Als Reaktion auf die Gercke-Studie hatte Woelki auch zwei seiner drei Weihbischöfe, Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff, vorläufig von ihren Aufgaben entbunden. Schwaderlapp hatte zudem ebenso wie der Hamburger Erzbischof Heße dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten.