AboAbonnieren

Kommentar zur MissbrauchstudieDas häppchenweise Durchsickern von Infos hilft keinem

Lesezeit 2 Minuten
Priester

Symbolbild

Wann hört das endlich auf? Die Studie zum Umgang mit Sexualdelikten an Kindern im Erzbistum Köln ist immer noch nicht veröffentlicht, bereits zum zweiten Mal dringt aber ein Bruchstück an die Öffentlichkeit. Dieser Ablauf wird weder dem höchst respektablem Ziel der Studie gerecht noch den Opfern – und auch nicht jenen Amtsträgern, die nun öffentlich beschuldigt werden.

Nach und immer noch neben dem heutigem Hamburger Erzbischof Stefan Heße steht nun mit Günter Assenmacher der oberste Kirchenjurist des Erzbistums im Fokus. Offensichtlich teilten er und Heße die Einschätzung der Staatsanwaltschaft an, die in ihrem Verfahren gegen einen Priester die Akten schloss, nachdem die mutmaßlichen Opfer nicht aussagten.

Das könnte man nachvollziehen, wenn da nicht die klandestine Form wäre, in der die Entscheidung umgesetzt worden sein soll – immer vorausgesetzt, die Informationsbruchstücke treffen zu. Zudem hat Heße demnach ein Gespräch mit dem Beschuldigen nicht ordentlich dokumentiert. Das Erzbistum selbst geht davon aus, dass das Gutachten den Vorwurf eines Vorstoßes gegen Kirchenrechts erhebt, offenbar ohne Assenmacher explizit zu belasten.

Ihre Meinung: dialog@kr-redaktion.de

Und jetzt? Dieses Debattieren über Informationsbruchstücke in so ernsten Fällen sollte umgehend sein Ende finden. Alle Betroffenen haben die Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Es ist dringend zu wünschen, dass die Veröffentlichung jetzt erfolgt und nicht durch weitere juristische Einwände aufgehalten wird. Erst danach besteht eine Grundlage für eine faire Beurteilung und eventuelle Konsequenzen. In der Zwischenzeit ist allerdings kein Geistlicher daran gehindert, sich selbst zu äußern und gegebenenfalls auch Fehler einzuräumen. Die Wahrheit, lehrt das Johannesevangelium, macht uns frei.