Köln – Im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch braucht es Aufklärung und Transparenz. Wenn der Vorwurf im Raum steht, irgendwo seien Kinder missbraucht oder gequält worden, gehören alle Akten auf den Tisch. Rücksichtnahme jedweder Art ist Fehl am Platze. Wer schuldig oder unschuldig ist, wer sich richtig oder falsch verhalten hat – all das lässt sich erst zeigen, wenn alle Informationen veröffentlicht sind.
Deswegen ist das Verhalten des Erzbistums Köln derzeit grundverkehrt. Es ist völlig egal, wie fehlerhaft das Gutachten der Kanzlei Westphal Spilker Wastl ist: Es muss veröffentlicht werden, vollständig und sofort. Über mögliche Fehler und andere Interpretationsmöglichkeiten kann dann hinterher gestritten werden. Denn die Frage, wie der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße sein Amt als Kölner Personalchef geführt hat, sollte, darf und muss öffentlich diskutiert werden.
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Nur so lässt sich erkennen, wie ernst es die katholische Kirche mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs wirklich meint. Denn genau dafür ist die Debatte um das Kölner Missbrauchsgutachten ein wichtiger Test. Und das Erzbistum ist gerade dabei, hier mit Pauken und Trompeten durchzufallen. Der Versuch, die Kirche und manche prominenten Würdenträger vor unliebsamen Debatten in der Öffentlichkeit zu schützen, ist zu offensichtlich. Es ist eine Wiederholung genau jener Verhaltensmuster, die in der Vergangenheit viele Missbrauchsfälle erst ermöglicht haben. Hat die Kirche, hat das Erzbistum an dieser Stelle nichts gelernt?
Dabei steht doch noch etwas Anderes fest: Alle derartigen Versuche, egal in welchem Bistum, egal in welchem Land, sind seit Beginn des Missbrauchsskandals am Berliner Canisius-Kollegs im Jahr 2010 noch immer schief gegangen. Da braucht es keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu prognostizieren, dass genau das auch dieses Mal der Fall sein wird – und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki beim Versuch, sein Bistum und seine Amtsbrüder zu schützen, am Ende nur den größtmöglichen Schaden anrichtet.