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AfD-Spitzenpolitiker in WashingtonKarl Lauterbach ätzt gegen Trump-„Fanboy“ Tino Chrupalla

Lesezeit 3 Minuten
Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, nutzte die USA-Reise den eigenen Angaben nach, um Kongressabgeordnete und Diplomaten zu treffen. (Archivbild)

Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, nutzte die USA-Reise den eigenen Angaben nach, um Kongressabgeordnete und Diplomaten zu treffen. (Archivbild)

Tino Chrupalla schwärmt von Trump, Beatrix von Storch vernetzt sich mit Ultrarechten. Karl Lauterbach findet dafür deutliche Worte.

Karl Lauterbach (SPD) hat Tino Chrupallas Besuch bei der Amtseinführung von Donald Trump in Washington als Anbiederung verurteilt und Chrupallas Berichterstattung aus der Capitol One Arena als „peinlich“ bezeichnet.

Der AfD-Spitzenpolitiker war gemeinsam mit seiner Parteikollegin Beatrix von Storch zur Amtseinführung des republikanischen US-Präsidenten in die USA gereist. Das Duo konnte die Vereidigung Trumps allerdings nur aus der Ferne per Video verfolgen. Der AfD-Chef und die stellvertretende Fraktionschefin kamen dazu mit Tausenden anderen in einer Arena zusammen, etwa zwei Kilometer entfernt vom Ort des Geschehens, dem US-Kapitol.

Amtseinführung von Donald Trump: Chrupalla hatte nach eigener Aussage Tribünenplatz

„Das außerordentlich kalte Wetter ließ es leider nicht zu, dass ich die Amtseinführung von meinem Tribünenplatz aus verfolgen konnte. Zutritt zur Arena erhielten weniger Zuschauer, als im Freien ursprünglich vorgesehen“, sagte Chrupalla der Deutschen Presse-Agentur. Die Organisatoren hatten die Vereidigung wegen des Wetters vom Freien vor dem US-Kapitol in das Gebäude verlegt.

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Chrupalla dokumentierte seinen Besuch in den sozialen Medien. Auf X veröffentlichte der 49-Jährige am Dienstag ein Selfie und schrieb dazu: „Gestern war ich in der Capital One Arena bei der Amtseinführung von Donald Trump. Die Sicht auf den Präsidenten war gut. Man spürte den Optimismus und die Hoffnung in einen Präsidenten, der Wahlversprechen sofort erfüllt und sich um die Interessen der Bürger kümmern will.“

Karl Lauterbach über Chrupalla: „Peinlich, dieses Anbiedern“

Tatsächlich fand die formelle Amtseinführung im Kapitol statt, wo Trump den Amtseid ablegte. In der Capital One Arena wohnte Chrupalla der anschließenden Veranstaltung bei, auf der Trump seine Antrittsrede hielt.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach gefiel diese Form der Inszenierung Chrupallas offenbar überhaupt nicht. „Peinlich“, kommentierte Lauterbach den entsprechenden Post des AfD-Politikers. „Dieses Anbiedern bei einem ausländischen Staatschef. ‚Die Sicht auf den Präsidenten war gut.‘ Einer von 20.000 in der Halle. Ein Fanboy“, so das Statement des SPD-Politikers. Chrupalla reagierte zunächst nicht auf Lauterbachs Spitze.

Lauterbach hatte bereits das auf X veröffentlichte Gespräch zwischen AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel und Elon Musk scharf kritisiert. „Was für ein Gestammele, besonders von Weidel“, so der Kölner Politiker. Weidel diene sich dem Tech-Milliardär an, urteilte der Bundesgesundheitsminister. „Sie hätte fast gekniet. Peinlich.“

AfD-Spitzenpolitiker ziehen positives Fazit zu USA-Besuch

Aus Sicht der AfD habe sich die Reise in die US-Hauptstadt zu „100 Prozent“ gelohnt, wie Beatrix von Storch mitteilte. Chrupalla gab an, Wirtschaftsvertreter, Kongressabgeordnete und Diplomaten getroffen zu haben. Namen nannte er keine. Von Storch berichtete auf Nachfrage von Begegnungen mit Donald Trump Jr., dem Sohn des US-Präsidenten, und mit Trumps einstigen Wahlkampfstrategen und Vertreter der Ultrarechten Steve Bannon. Auch sie teilte auf X mehrere Bilder der USA-Reise. „Die internationale Rechte ist gut vernetzt“, ließ sie in einem der Beiträge wissen.

Seit Wochen bekommt die AfD im Wahlkampf große Unterstützung aus dem Ausland. Zuletzt lobte der russische Außenminister Sergej Lawrow die Partei, zuvor hatte Elon Musk, Berater des US-Präsidenten Donald Trump, immer wieder die rechtspopulistische Partei als einzige Rettung für Deutschland angepriesen.

Die AfD-Fraktion im Bundestag begrüßte Trumps erste Erlasse nach dem Amtsantritt, darunter die Ausrufung des nationalen Notstands zur Grenzsicherung. „Diese Entscheidungen decken sich in vielerlei Hinsicht mit unseren politischen Zielen“, erklärte der außenpolitische Sprecher Matthias Moosdorf. „Auch die Entscheidung, aus internationalen Abkommen wie dem Pariser Klimaabkommen auszutreten, wird von der AfD-Fraktion positiv bewertet. Diese Schritte unterstreichen den Vorrang nationaler Interessen.“

Die Landesverbände der AfD in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt werden von den jeweiligen Verfassungsschutzämtern als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft. Das Bundesamt für Verfassungsschutz führt den Bundesverband der Partei bislang als einen sogenannten Verdachtsfall. (mit dpa, afp)