In Moskau herrscht nach Trumps Tirade gegen Wolodymyr Selenskyj beste Stimmung. Auch Annalena Baerbock ist Thema in Russland.
Moskau zufrieden mit US-PräsidentPutin kommentiert Trump süffisant – Propagandisten bejubeln „schallende Ohrfeige“

Kremlchef Wladimir Putin hat sich mit süffisanten Worten über Donald Trump geäußert. (Archivbild)
Copyright: AFP
Russland könnte kaum zufriedener mit Donald Trump sein: Nachdem der US-Präsident am Mittwoch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Frontalangriff als „mäßig erfolgreichen Comedian“ und „Diktator ohne Wahlen“ beschimpft und Lügen über angeblich geringe Zustimmungswerte für den Regierungschef verbreitet hat, frohlockt der Kreml. Denn Trump erzählt mit seinen Worten nun exakt Moskaus beliebteste Märchen über Selenskyj weiter.
Kremlchef Wladimir Putin meldete sich mit süffisanten Kommentaren zu Wort: „Ich bin, offen gesagt, überrascht von der Zurückhaltung der Vereinigten Staaten und Trumps gegenüber Verbündeten, die sich, offen gesagt, so rüpelhaft verhalten haben“, erklärte Putin laut russischen Staatsmedien und schien den US-Präsidenten damit zu einem noch härteren Kurs gegenüber der Ukraine und Europa auffordern zu wollen.
Kremlchef Wladimir Putin mit süffisanten Tönen
Fast schon höhnisch erinnerte Putin den US-Präsidenten zudem an sein Versprechen, den Krieg in der Ukraine in nur 24 Stunden nach seinem Amtsantritt zu beenden. Trump müsse sich nun beeilen, erklärte Putin, und betonte, dass es erst zu einem Treffen zwischen ihm und Trump kommen könne, wenn der US-Präsident bereit für „ernsthafte Resultate“ sei.
Alles zum Thema Donald Trump
- Moskau im Aufwind Putin will Sieg verkünden – und um Trump gibt es neue KGB-Gerüchte
- Bizarrer Auftritt Elon Musk fuchtelt mit Kettensäge herum – und verteidigt Trumps Ukraine-Kurs
- Nahost-Konflikt Wut in Israel: Hamas übergibt Kinderleichen – Mutter Shiri Bibas fehlt
- BSW-Chefin Wagenknecht nennt Trump-Vorschlag an Moskau „seriös“
- Brisanter Bericht sorgt für Wirbel Trump nennt sich „König“ – und erfüllt wohl Putins nächsten Wunsch
- Donald Trump schockt die Welt Sind die USA auf dem Weg zur Autokratie?
- Irritationen innerhalb der Partei „Einfach nur noch peinlich“ – FDP-Fraktionschef imitiert Trump-Foto
Weniger kryptisch als Putin ging unterdessen der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew zu Werke – und bejubelte Trumps Tirade gegen Selenskyj auf der Plattform X. „Wenn Sie mir vor nur drei Monaten gesagt hätten, dass dies die Worte des US-Präsidenten seien, hätte ich laut gelacht“, schrieb Medwedew. Donald Trump habe „zu 200 Prozent recht“, fügte der Moskauer Lautsprecher an und bezeichnete Selenskyj als „bankrotten Clown“. Seit Kriegsbeginn fällt Medwedew immer wieder mit vulgären Wortmeldungen auf.
Moskau hochzufrieden mit Donald Trumps Ukraine-Politik
Die russische Machtelite scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben – und schielt prompt auf noch mehr Zugeständnisse aus den USA. So forderten Duma-Abgeordnete von Tech-Milliardär Elon Musk die sofortige Abschaltung des Starlink-Systems, das für die ukrainische Armee bei der Abwehr des russischen Terrors maßgeblich ist.
„Trump scheint die Lage in der Ukraine angemessen wahrzunehmen und ihre politischen Führer richtig einzuschätzen“, erklärte auch der Vorsitzende des Ausschusses für internationale Angelegenheiten, Leonid Slutski. Die Kritik aus Europa an Trump, etwa von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), sei „hysterisch“, lautete zudem das misogyne Urteil der russischen Staatspresse. Baerbock hatte die Tirade des US-Präsidenten zuvor als „völlig absurd“ bezeichnet.
Putins Propagandisten bejubeln „Ohrfeige“ für Selenskyj
In Putins Propaganda-Maschinerie in den staatlichen Medien herrscht unterdessen offene Jubelstimmung darüber, dass Trump nun Putins Version der Geschichte übernommen zu haben scheint. Nach Trumps Telefonat mit dem Kremlchef merke man den Aussagen des US-Präsidenten an, dass er seine Informationen direkt vom russischen Präsidenten erhalten habe, erklärte mit Wladimir Solowjow einer der prominentesten TV-Propagandisten Moskaus.
Trump habe Selenskyj nun eine „schallende Ohrfeige“ verpasst, obwohl die Ukrainer gedacht hätten, dass die USA sie „lieben“ würden, freute sich der TV-Moderator der Übersetzung der Journalistin Julia Davis zufolge, die mit dem „Russian Media Monitor“ die russische Propaganda analysiert.
Freude in Moskau über Trumps „Kirsche auf der Torte“
Genüsslich sezierte Solowjow in seiner Sendung Trumps denkwürdige Pressekonferenz und die folgenden Statements des US-Präsidenten. „Er hat auch betont, dass Selenskyj völlig inkompetent ist“, frohlockte Solowjow gegenüber dem russischen TV-Publikum. „Was Trump sagt, stimmt vollkommen mit dem überein, wie wir die Dinge sehen“, lautete schließlich die Bilanz des Propagandisten.
Die „Kirsche auf der Torte“, die Trump serviert habe, sei aber, dass der US-Präsident nun auch davon spreche, dass Selenskyj nicht mehr rechtmäßiger Regierungschef der Ukraine sei. Seit Wochen hat der Kreml immer wieder versucht, die Lüge zu verbreiten, die Trump jetzt übernommen hat. Eine Grundlage dafür gibt es nicht. Wie auch in Deutschland sind in der Ukraine keine Neuwahlen vorgesehen, solange das Kriegsrecht verhängt ist.
Faschistische Töne über Selenskyj: „Er ist völlig wertlos“
„Es muss Wahlen geben, wenn die Ukraine am Verhandlungstisch sitzen will“, führte der TV-Moderator dennoch aus und bekräftigte damit die Forderungen des Kremls. Dann schlug Solowjow mal wieder die offen faschistischen Töne an, die man seit Jahren aus Russland über die Ukraine zu hören bekommt. „Lassen Sie mich zu Trumps Worten persönlich hinzufügen: Selenskyj ist schwach. Nein, er ist nicht nur schwach, er ist völlig wertlos“, beendete der TV-Hetzer seinen Vortrag.
Auch Europa spielt in den Moskauer TV-Studios in diesen Tagen weiterhin eine große Rolle, nachdem das russische Außenministerium die Gespräche zwischen den USA und Russland für Drohungen gegenüber europäischen Ländern genutzt hatte. Alle Unterstützer der Ukraine würden „zur Rechenschaft“ gezogen, hieß es aus Moskau. Bei Solowjow klang das dann so: „Europäer, kommt besser zur Besinnung oder – noch besser – verschwindet von der Bildfläche der Geschichte.“
Kreml: „Stimmen mit USA vollkommen überein“
Dass nicht nur Russlands Propagandisten zufrieden mit Trump sind, unterstrich der Kreml dann schließlich am Donnerstag noch einmal. Die Position der neuen US-Regierung „gefällt uns besser als die Position der vorherigen Regierung“, erklärte Dmitri Peskow. Mit der amerikanischen Haltung zur Ukraine „stimmen wir vollkommen überein“, erklärte der Sprecher von Kremlchef Putin.
Dass Trump mittlerweile dem Drehbuch Putins folgt, glauben unterdessen auch jene Russen, die ihrem Land angesichts der Diktatur des Kremlchefs den Rücken gekehrt haben und sich nun aus dem Ausland für einen Umbruch in Russland starkmachen.
Dissident attackiert Trump: „Putins Wunschliste abgearbeitet“
Trumps „Ausbruch“ sei nicht durch die Ukraine provoziert worden, schrieb der ehemalige sowjetische Schachweltmeister und nunmehrige Dissident Garri Kasparow am Donnerstag bei X – bereits seit Wochen habe der US-Präsident „Putins Wunschliste abgearbeitet“, so Kasparow.
„Dass Trump über mythische ukrainische Diktatoren schimpft, während er gleichzeitig grundlos die Sanktionen gegen Russland aufhebt und den echten, mörderischen Diktator im Kreml lobt, ist kein neuer, zufälliger Einfall in seinem verwirrten Gehirn“, stellte der Kremlkritiker klar. „Das ist seit Beginn seiner politischen Karriere so.“