AboAbonnieren

Interview nach Papst-Besuch„In Köln ist Vertrauen gebrochen bis zum Kirchenvolk“

Lesezeit 4 Minuten
Franz-Josef Bode

Franz-Josef Bode, Vizepräsident des Synodalen Weges und Bischof des Bistums Osnabrück 

  1. Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, sprach mit Papst Franziskus über Reformen in der Kirche und die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln.

Was sagt der Papst zum Weg der deutschen katholischen Kirche? Wer war in der vergangenen Woche alles in Rom? Und was wurde besprochen? Darüber spricht der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode im Interview mit Stefanie Witte.

Herr Bischof, Sie waren in der vergangenen Woche bei Papst Franziskus – worum ging es in dem Gespräch?

Ich habe zunächst von meiner eigenen Situation erzählt – wie lange ich Bischof bin und welche Aufgaben ich bislang übernommen habe. Dann habe ich natürlich die Themen des Synodalen Weges benannt, und wir haben uns über die einzelnen Felder unterhalten. Ich habe dabei keinerlei Ablehnung erfahren. Der Papst ist ein pastoraler Mensch, der einem im persönlichen Gespräch eher Räume öffnet, als dass er sie schließt. Er denkt zuerst pastoral, nicht dogmatisch oder rechtlich. Das heißt natürlich nicht, dass ich jetzt mit Entscheidungen des Papstes zu den wichtigen Fragen nach Hause komme. Aber ich habe die Erwartungen, die es in Deutschland gibt, klar ausdrücken und vermitteln können. Das habe ich als sehr positiv empfunden.

Das hört sich hoffnungsvoll an. Wie hat der Papst denn auf die für Rom schwierigen deutschen Beschlüsse etwa zu Frauenweihe und Abschaffung des Pflichtzölibats reagiert?

Ich habe keine Anzeichen gesehen, dass er diesen Prozess unterbinden möchte. Ich habe ihm natürlich auch unsere Situation geschildert, etwa den eklatanten Priestermangel, aber auch, dass die Zusammenarbeit von Männern und Frauen bei uns schon recht selbstverständlich ist. Ich glaube, dass er dafür Verständnis hat und an einer sauberen Argumentation interessiert ist. Ich habe den Eindruck, dass es in diesem Zusammenhang besonders wichtig ist, persönliche Gespräche zu führen. Das kann man nicht über Noten und Briefe machen. Insofern halte ich es für sehr sinnvoll, dass das deutsche Synodalpräsidium mit Rom persönlich in Kontakt tritt.

Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in der nächsten Woche soll es auch um eine „realistische Umsetzung“ der Beschlüsse des synodalen Weges gehen. Ist nach den vielen Stunden Diskussionen im Rahmen des Synodalen Weges nicht alles gesagt?

Die theologischen Feinheiten wurden in diesem sehr großen Gesprächszusammenhang bislang nicht von allen Bischöfen gemeinsam besprochen. Wir müssen das als Kollegium am Ende auch verantworten können. Deswegen habe ich persönlich darauf gedrungen, dass wir uns untereinander und auch in Kleingruppen damit auseinandersetzen.

Um miteinander zu sprechen, ist es wichtig, dass man sich in die Augen sehen kann. Können das noch alle Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz?

Ich denke schon. (lacht) Es ist nicht immer leicht, Konsense zu finden. Aber es wird immerhin klar werden, wo echte Dissense sind. Diese Erfahrung ist nicht neu: Bislang war fast immer, wenn wir uns an Rom gewandt haben, klar, dass es auch andere Meinungen zu einem Thema gibt.

Wird es am Ende auf eine deutsche katholische Kirche der zwei Geschwindigkeiten hinauslaufen – die der Reformer, die etwa queeren Angestellten versprechen, dass diese nicht gefeuert werden, und solchen, die in einer alten Ordnung verharren?

Das wollen wir möglichst vermeiden. In diesen wichtigen Fragen wäre ein Flickenteppich unterschiedlicher Meinungen ausgesprochen problematisch. Daher denke ich, dass wir uns soweit einig werden sollten, dass es immerhin vergleichbare Verhältnisse geben wird. Deswegen finden diese Gespräche statt.

Wie beurteilen Sie die Situation in Köln derzeit grundsätzlich?

Das ist eine ganz schwierige Lage. Ich hoffe, dass das Ganze dennoch ein gutes Ende finden wird. Wie, das weiß ich nicht.

Innerhalb der Bischofskonferenz wird immer wieder kritisiert, Woelkis Umgang der Aufarbeitung schade der katholischen Kirche. Allerdings sind die meisten anderen Bistümer ja noch nicht einmal so weit, Studien vorlegen zu können. Ist das fair?

Es geht in Köln aus meiner Sicht nicht mehr nur um den Umgang mit der Aufarbeitung, sondern vielmehr um den gesamten Leitungsstil. Das hat ja sogar der Papst benannt. In Köln ist Vertrauen gebrochen vom Domkapitel bis zum Kirchenvolk.

Eine abschließende Frage, nicht nur mit Blick auf Kardinal Woelki: Wieviel Vertrauen braucht ein Bischof grundsätzlich, um ein guter Bischof für seine Diözese sein zu können?

Die Menschen müssen den Stil eines Bischofs, seinen Umgang mit seiner Aufgabe, im Großen und Ganzen akzeptieren. Als Bischof muss mir Vertrauen entgegengebracht werden. Wenn ich überall nur auf Mauern stoße, kann ich kein Bischof sein. Ein Bistum gegen die Menschen vor Ort zu leiten, ist nicht möglich.