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Überraschend gute ZahlenErzbistum Köln setzt trotz Überschuss auf Sparkurs

Lesezeit 3 Minuten
Nordrhein-Westfalen, Köln: ILLUSTRATION - Durch ein Geländer sind die Spitzen des Domes zu sehen.

Das Erzbistum Köln hat nur noch einen moderaten Jahresüberschuss.

Das Erzbistum Köln rechnet mit sinkenden Kirchensteuereinnahmen und einem Defizit von 100 Millionen Euro bis 2030, trotz eines unerwartet positiven Finanzergebnisses in 2023.

Gordon Sobbecks Problem hätten andere Finanzchefs vermutlich gern. Mit einem Defizit von 25 Millionen Euro hatte das Erzbistum Köln für das Jahr 2023 kalkuliert. In der Schlussabrechnung kam stattdessen ein Plus von fünf Millionen (im Vorjahr allerdings: 30 Millionen) heraus. Und auch für 2024 wird allenfalls noch ein geringes Defizit erwartet – wenn denn überhaupt. Und jetzt Sobbecks Problem: Er, der Ökonom des Erzbistums, muss immer knapper rechnen – und dafür trotz der aktuell vermeintlich entspannten Lage Verständnis finden. Sobbeck hält an seiner Prognose fest, dass dem Erzbistum im Jahr 2030 bereits 100 Millionen Euro fehlen würden, wenn nicht eingegriffen wird. Also zehn Prozent des aktuellen Haushaltsvolumens von knapp einer Milliarde Euro.

Erzbistum Köln: Einnahme aus Kirchensteuer sinkt deutlich

Dass es 2023 noch ein Plus gab, ist dem Finanzergebnis, also dem Saldo aus Finanzerträgen und Aufwendungen hierfür, zu verdanken. 37,6 Millionen nahm das Erzbistum so ein. Das Kirchensteueraufkommen, vor Zuschüssen und anderen Erlösen die wichtigste Einnahmequelle, ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 34 Millionen Euro auf 654,7 Millionen zurückgegangen.

Diese Tendenz wird wohl anhalten – wegen der schwächeren Wirtschaftslage, wegen der Kirchenaustritte (allein 2023 sind im Erzbistum fast 41 000 Mitglieder ausgetreten – bei jetzt noch rund 1,68 Millionen Gläubigen) und auch aus demografischen Gründen: Rentnerinnen und Rentner haben weniger Steuerkraft als Berufstätige. Übrigens lässt sich der Staat den Kirchensteuereinzug mit einer Gebühr von drei Prozent vergüten – deshalb und wegen weiterer Aufwendungen taucht die Kirchensteuer auch unter den Ausgaben auf (siehe Grafik).

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Dahin floss das Geld

Dahin floss das Geld

959 Millionen Euro hat das Erzbistum 2024 ausgegeben – oder 2,6 Millionen pro Tag. Zwei Millionen täglich flossen in die Kernaufgaben Gemeindearbeit, Bildung und Caritas. Die umstrittene Kölner Hochschule für katholische Theologie kostet 2,2 Millionen im Jahr, ein knappes Prozent des Bildungsetats von 225,3 Millionen. Künftig soll der Aufwand zurückgehen, die Hochschule soll mehr Spenden einwerben.

Förderung von Friedenskursen im Irak

Was Sobbeck wichtig ist: Das Erzbistum arbeitet nicht einfach Pflichtaufgaben ab, sondern es gibt Raum zum Setzen von Schwerpunkten. Dazu gehört neben bekannten Programmen wie der Ehe- und Lebensberatung auch die Förderung von „Peace Leader“-Kursen im Irak (484.000 Euro – insgesamt gab das Erzbistum 22,9 Millionen für sein weltweites Engagement aus). Oder ein Beitrag zur Erhaltung eines Kölner Kulturdenkmals: die Restaurierung der „Goldenen Kammer“ von St. Ursula. Das Erzbistum sorgt zudem finanziell vor. Die Diözese wird sich von drei Schulen trennen, darunter der Bonner Liebfrauenschule. Der Aufwand dafür wird über Jahre hinweg anfallen, ist aber schon im aktuellen Abschluss berücksichtigt. Die Altersversorgung für 3600 Mitarbeitende ist durch Rückstellungen gedeckt. Und: 8,8 Millionen Euro hat das Erzbistum zur Entschädigung für Opfer sexualisierter Gewalt zurückgelegt.

Keine Obergrenze, sondern lediglich ein Betrag, der aus heutiger Sicht innerhalb der nächsten fünf Jahre fällig werden könnte – zu finanzieren nicht aus Kirchensteuern, sondern durch Immobilienverkäufe.

Wie geht es weiter?

Die Einnahmen stagnieren, während Gehälter und Baupreise steigen. Das führt zu der Vorgabe, bis 2030 rund 100 Millionen zu sparen. Jeder Funktionsbereich wisse, was er beitragen müsse, sagt Sobbeck. Die Bemühungen der erzbischöflichen Strategieabteilung um pastorale Schwerpunktsetzung mögen zu Verschiebungen führen. Aber gegen Sobbecks Kernaussage ist jede staatliche Schuldenbremse ein Wohlfühlprogramm: „Ich warte auf kein Defizit in den kommenden zehn Jahren“, sagt er. Sondern er agiere schon jetzt.